Zeitwort

29.10.1959: Asterix der Gallier beginnt seine Eroberung der Welt

Stand
Autor/in
Diana König

„Ganz Gallien? Nein!“ – auf der ganzen Welt ist Asterix eine der beliebtesten Comic-Figuren. Mittlerweile gibt es 39 Bände über den kleinen Gallier und seinen dicken Freund Obelix. (Wer ist hier dick?) Erst am 21.10.2021 kam mit „Asterix und der Greif“ ein neuer Band hinzu.

„Bei allen Göttern, was ist euch zugestoßen? Waren euch die Angreifer zahlenmäßig überlegen?
– Zahlenmäßig überlegen kann man nicht sagen... Aua — sie waren nur einer und kaum größer als ein gallischer Hahn.
– Beim Jupiter, hinter der Kraft dieser Gallier muss ein Geheimnis stecken.“

Warum der kleine Gallier so außergewöhnlich stark ist und deswegen den armen Römern so sehr zusetzen konnte, erfahren die Leser des Jugendmagazins „Pilote“ im Jahr 1959 zunächst jedoch nicht. Denn „Asterix der Gallier“ erscheint als wöchentliche Fortsetzungsgeschichte in insgesamt 38 Folgen.

Die beiden „Väter“ von Asterix und Obelix: Zeichner Albert Uderzo und Texter René Goscinny: Schwarz-weiß Fotografie zweier älterer Männer, die im Stil der 70 er Jahre gekleidet sind, sie haben den Arm gegenseitig um die Schulter gelegt und halten zwischen sich eine kleine Obelix-Figur.
Die beiden „Väter“ von Asterix und Obelix: Zeichner Albert Uderzo und Texter René Goscinny

Autor René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo haben sich den kleinen Helden in aller Eile für die erste Nummer von „Pilote“ am 29. Oktober 1959 ausgedacht. Eigentlich wollten die beiden Jugendmagazin-Redakteure der französischen Legende um „Reineke Fuchs“ Leben einhauchen. Doch ein Kollege war schneller und hatte einen Comic unter dem gleichen Titel herausgebracht. Eine neue Idee mußte her.

Ein anderer Blick auf die blutig-brutale Geschichte

Der im März 2020 verstorbene Uderzo erinnert sich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2010: „Wir haben uns die Abenteuer von Vercingetorix vorgenommen, weil der Gallische Krieg das Erste ist, was unsere Kinder im Geschichtsunterricht lernen.“

Wir haben uns dann aber gefragt, ob man nicht etwas Komisches in diese Geschichte hineinbringen sollte, denn sie ist sehr ernst, sehr blutig und hat viele Menschenleben gekostet.

Popkultur in Reinform

Humor beweisen die beiden in der Tat. Ihre Geschichte spielt im Jahr 50 vor Christus – ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Naja, bis auf dieses kleine gallische Dorf eben, das übrigens in allen Bänden namenlos bleibt. Mit großer Liebe zum historischen Detail und viel Spaß an Anspielungen aller Art, überzeugen Uderzo und Goscinny ihre Leser*innen. Auch die Charaktere von Held Asterix und seinem unverwüstlichen Freund Obelix folgen diesem Prinzip. Die Namen sind Kunstnamen, Wortspiele mit den Begriffen „Stern“ bei Asterix und „Bratspieß“ bei Obelix.

Ast_Obel_Mira_lowres_in-Gruppenbilder.jpg
„Aber nein, Obelix...“

Als „lustvolle Plünderer der Kunstgeschichte“ bezeichnete Regula Freuler die beiden Asterix-Erfinder in ihrem Artikel zum 50-jährigen Jubiläum von Asterix in der Neuen Zürcher Zeitung: „Überhaupt ist „Asterix“ Popkultur in Reinkultur: Die (keineswegs hochgebildeten) Autoren bedienen sich bei Literatur, Film, Architektur, Malerei, Musik.“ So träten etwa die Beatles auf, Shakespeare werde zitiert, Laurel und Hardy tauchten auf, und „Asterix bei den Belgiern“ ende mit einem Bankett, das Pieter Breughels „Bauernhochzeit“ Reverenz erweise.

Vom Jugendcomic zu alterslosen Kult-Figuren

Heute sind „Asterix und Obelix“ Kult. Die Bände gibt es in allen möglichen Sprachen und Dialekten. Auch zum Gegenstand der Forschung sind die Asterix-Comics geworden: Linguist*innen interessieren sich für den Gebrauch der Sprache im Comic, Altertumsforscher für die Genauigkeit oder Ungenauigkeit in der Darstellung der historischen Zeit und sogar Mediziner*innen haben jetzt einen Forschungsgegenstand entdeckt: 704 Schädeltraumata ereigneten sich in den ersten 34 Asterix-Bänden – keines davon endete tödlich oder hinterließ schwerwiegende Folgen, wie Ärzte der Universität Düsseldorf rausfanden und in einem einschlägigen Fachmagazin für Neurochirurgie veröffentlichten.

Rörmer-furchtsam_lowres.jpg

Und wie braut man sich nun den Zaubertrank?

Im Übrigen hätten die meisten Schädelverletzungen vermieden werden können, hätten die Römer einen Helm getragen, der ähnlich einem Fahrradhelm unter dem Kinn befestigt gewesen wäre. Ach so, und jetzt soll noch das Geheimnis um die unglaubliche Stärke der Gallier gelüftet werden! Das Rezept für den Zaubertrank, der unbesiegbar macht.

Alles, was ich dir sagen kann, Asterix, ist, dass Misteln und Hummer drin sind. Hummer muss nicht unbedingt sein, aber er macht die Mixtur schmackhafter.

Stand
Autor/in
Diana König