Kurzkritik

Olivier Gay & Fabrice Tarrin – Asterix und Obelix im Reich der Mitte

Stand
Autor/in
Katharina Borchardt

Ein neuer Asterix ist da! Und zwar ein Heft zum Film, der kommende Woche in die Kinos kommt: „Asterix und Obelix. Im Reich der Mitte“. Dieses Mal geht es also nach Fernost, denn die tapferen Gallier müssen die Kaiserin von China retten – und wie immer auch noch die Römer verhauen, die ebenfalls gerade gen China streben.

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Um es gleich vorweg zu nehmen: An diesem Heft stimmt wirklich überhaupt nichts. Ich hole mal kurz aus: Der Plot ist Murks, die Historie verfälscht – und sprachlich ist die Story zum Weglaufen. Das beginnt schon damit, dass bereits auf der zweiten Seite ein pfeildurchbohrter Planwagen ankommt, in dem die Tochter der Kaiserin von China schlummert. Zusammen mit ihrer Leibwächterin, einer Martial-Arts-Meisterin.

Kein China in diesem „Reich der Mitte“

„Ich komme gerade aus China“, sagt der Wagenlenker namens Genmais. So als läge China nebenan. Die Kaiserin sei entführt worden, als sie gerade allein in einem phönizischen Kramladen am Shoppen war. Totaler Quatsch.

Wir befinden uns – wie in allen Asterix-Heften – um etwa 50 vor Christus. Damals gab’s noch keine Römer in Fernost – und schon gar nicht ein ganzes Heer. Der erste römische Kaufmann auf der Seidenstraße ist um 100 nach Christus belegt, die erste Gesandtschaft ein paar Jahrzehnte später.

Nun könnte man sagen: Ist doch egal, solange Asterix und Obelix da etwas Han-Dynastisches erleben. Tun sie aber leider nicht. Das Chinesischste, was ihnen geschieht, sind Akupunktur, Lotushaltung und Pandabär. Das ist wirklich durch und durch: gähn!

Selbst Asterix und Obelix legen sich nicht mit der Weltmacht an

Außerdem kann sich die Geschichte nicht entscheiden, ob nun vor allem die chinesischen Entführer der Kaiserin verdroschen werden sollen oder doch eher das römische Heer.

Letztlich geht’s sicherheitshalber vor allem gegen die Römer, denn ein zaubertrankgesättigter Aufmarsch gegen China könnte diplomatisch ungut wirken.

Kein Comic – kein Witz!

Auch nicht schön: Das Ganze wird nicht als Comic erzählt, sondern bloß als illustrierter Fließtext. Dabei erreicht der Text das literarische Niveau eines Schulaufsatzes. Die Geschichten von Asterix und Obelix sind ja immer ein bisschen überkonstruiert. Der Comic aber macht das in einer witzigen Bildabfolge meist wett. Hier aber fehlt das bildliche Tempo komplett, und so steht der unausgegorene Plot völlig nackert in der Welt herum.

Was bleibt: ein überflüssiges Merchandising-Produkt

Der Film, der kommende Woche in die Kinos kommt, könnte da besser sein. Die bislang abrufbaren Trailer sind wirklich lustig. Filmische Turbulenz könnte hier tatsächlich einiges auffangen.

Ausnahmsweise basiert der Film übrigens nicht auf einem zuvor erschienenen Comic. Im Gegenteil: Das Heft ist bloß vorgezogenes Begleitmaterial zum Film. Es ist – um es kurz zu machen – nicht mehr als ein Merchandising-Produkt.

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Autor/in
Katharina Borchardt