Bekannt ist Tove Ditlevsen für ihre „Kopenhagen Trilogie“. Jetzt erscheint auch das letzte Buch der dänischen Ikone, „Vilhelms Zimmer", auf Deutsch. Ihre Übersetzerin Ursel Allenstein erklärt im lesenswert-Gespräch, welche Hürden sie beim Übersetzen ihres Werkes überwinden muss.
Tove Ditlevsen nahm sich 1976 das Leben. Als sie starb, war sie noch keine 60 Jahre alt. Ihr letztes Buch „Vilhelms Zimmer“, in Dänemark bereits 1975 erschienen, liest sich wie eine Ankündigung ihres Freitods und wie ihr literarisches Vermächtnis.
In Dänemark war Tove Ditlevsen bereits zu Lebzeiten sehr erfolgreich. In Deutschland hingegen wurde die Dänin erst vor wenigen Jahren wieder entdeckt, vor allem ihre autofiktionale „Kopenhagen Trilogie“, in der sie ihre Kindheit, Jugend und ihre Abhängigkeit verarbeitet.
Übersetzerin Ursel Allenstein im Gespräch
In Ditlevsens jetzt ins Deutsche übertragenen Buch „Vilhelms Zimmer“ verarbeitet sie ihre schwierige letzte Ehe. Das Buch handelt von der Hassliebe zwischen der Protagonistin Lise Mundus, eine erfolgreiche Schriftstellerin, und ihrem narzisstischen Ehemann Vilhelm. In der Ehe wie auch im ganzen Roman geht es um Leben und Tod.
Durch den stetigen Wechsel der Erzählperspektiven sei die Übersetzung von "Vilhelms Zimmer" die schwierigste aller Ditlevsen-Übersetzungen gewesen, berichtet Übersetzerin Ursel Allenstein im lesenswert-Gespräch.
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SWR2 lesenswert Feature Im Rausch. Schriftstellerinnen und Abhängigkeit
Rausch, Kunst und Schreiben war über Jahrhunderte ein und dasselbe. Schließlich ging es darum, in andere Sphären vorzudringen, jenseits der schnöden Wirklichkeit. Im 20. Jahrhundert gibt es dann auch viele Schriftstellerinnen, die trinken oder insgeheim Medikamente schlucken. Oft sind es sogar die erfolgreichsten und eigenständigsten.
Buchkritik Tove Ditlevsen – Gesichter
Stück für Stück wird das Werk der Autorin der gefeierten „Kopenhagen-Trilogie“ wiederentdeckt. Ein Fundstück ist schon jetzt Tove Ditlevsens Roman „Gesichter“, erschienen 1968 in Dänemark. Dieses Buch entstand zur gleichen Zeit wie ihre autobiografische Trilogie und auch darin findet man die Themen, die sie als Autorin und als Frau umgetrieben haben: Die Suche nach Anerkennung in einer Welt, die von der Meinung der Ehemänner, Kritiker und Kollegen dominiert wird. Ihr Alter Ego Lise Mundus fühlt sich psychisch an den Abgrund getrieben, immer weniger kann sie zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Stimmen, Gesichter, sie alle reden ihr ein, ungenügend zu sein. Erst in der Klinik, als sie psychische Höllenqualen durchlebt, findet Lise Mundus zurück zu sich selbst und zu ihrem Schreiben. „Gesichter“ ist ein atmosphärisch dichter, bewegender Roman, der mehr als 50 Jahre nach seinem Erscheinen, in Zeiten, in denen über psychisch Erkrankungen offener denn je gesprochen wird, nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat.
Rezension von Kristine Harthauer.
Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein
Aufbau Verlag, 160 Seiten, 20 Euro
ISBN: 978-3-8412-2947-2
Buchkritik Tove Ditlevsen - Kopenhagen-Trilogie. Kindheit, Jugend und Abhängigkeit
In ihrer Trilogie zeichnet Tove Ditlevsen das Porträt einer Frau, die schon als Mädchen alles dransetzt, ihr Leben so zu leben, wie es will. Die es schafft, ohne große Schulbildung sich aus dem Arbeitermilieu zu emanzipieren und eine beachtete Dichterin zu werden. Doch als erwachsene Frau wird ihr ihre Medikamentensucht fast zum Verhängnis. Sie erzählt nicht von irgendeinem Leben, Tove Ditlevsen erzählt von sich. „Schreiben heißt sich ausliefern, sonst ist es keine Kunst“, hat Ditlevsen mal gesagt. Und das tut sie mit Haut und Haaren.
Rezension von Kristine Harthauer.
Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein
Aufbau Verlag, 118, 154 und 176 Seiten, je Teil 18 Euro
ISBN 978-3-351-03868-7, 978-3-351-03869-4 und 978-3-351-03870-0