Forschungsprojekt

Lesen Frauen anders? Uni Trier erforscht Fürstinnen-Bibliotheken des 18. Jahrhundert

Stand
Das Interview führte
Wilm Hüffer
Interview mit
Joëlle Weis

Über ganz Deutschland verstreut gibt es Bestände ehemaliger Fürstinnen-Bibliotheken. Diese Bestände zu sichten, digital zu verknüpfen und damit der Öffentlichkeit näherzubringen, haben sich Forscher und Forscherinnen eines Projekts der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und des Trier Centers for Digital Humanities zur Aufgabe gemacht.

Die typische Fürstinnen-Bibliothek gibt es nicht

Dr. Joëlle Weis leitet den Forschungsbereich „Digitale Literatur- und Kulturwissenschaften“ am Trier Center for Digital Humanities und vergleicht im Projekt systematisch, was Fürstinnen im 18. Jahrhundert gelesen haben.

Erste Erkenntnis: Die Sammlungen sind sehr individuell. „Im Detail zeigt sich, dass Fürstinnen – wie die Fürsten auch – nach eigenen Interessen gesammelt und gelesen haben“, sagt Joelle Weis. Es gäbe nicht die typische Fürstinnen-Bibliothek, vielmehr reicht die Spannbreiten von Bibelsammlungen über Bestände mit philosophischem Schwerpunkt bis hin zu Belletristik. Nichtsdestotrotz versuchen die Forscherinnen und Forscher des Projektes herauszufinden, ob nicht doch ein bestimmte Lektürekanon der Zeit auszumachen ist.

Lesen bot Handlungsspielraum für Frauen

Was in jedem Fall klar ist, so Weiss: Lesen barg eine gewisse Handlungsmacht durch Bildung. Die Frauen standen im Austausch mit Gelehrten in ganz Europa. So schufen sie sich „einen eigenen Raum, in dem Sie arbeiten, sich weiterbilden und erfreuen konnten.“

Alte Musik "Himmlisch oder teuflisch" - Anna Amalia von Preußen

Als Kind wird Anna Amalie von Preußen „dicke Lily“ gerufen, als junge Frau ist sie hübsch, habe aber einen schwierigen Charakter. Sie hat halt ihren eigenen Kopf: lernt nach alter Lehrmethode bei Kirnberger das Komponieren und lässt sich eine Hausorgel bauen, auch wenn das damals total old school ist. Ihre Notensammlung ist ein Schatz.

SWR2 Alte Musik SWR2

Ausstellung im Kunst Museum Winterthur „Painted Love“ – Porträtminiaturen als Liebespfand

Sie erzählen Liebesgeschichten und schildern die Heiratspolitik des Adels: Filigran gemalte Porträts von Ehegatten oder Angebeteten in kleinen Schmuck-Schatullen.

SWR Kultur am Samstagnachmittag SWR Kultur

Kulturelles Erbe Gegen Verfall und Katastrophen – Wie Archive und Bibliotheken ihre Bestände schützen

Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs oder der Brand der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek waren Katastrophen. Gefährlicher für kostbare Archive ist aber oft der alltägliche Verfall. Von Birgit Bernard und Michael Kuhlmann (SWR 2023) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/bibliotheken-verfall | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@SWR2Wissen

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