Nordamerika im 19. Jahrhundert: Der Däne Holger Olsen (Viggo Mortensen) und die Französin Vivienne (Vicky Krieps) bauen in einer Kleinstadt in Nevada ein gemeinsames Leben auf. Doch als der Bürgerkrieg ausbricht, lässt Holger seine Frau in der harten, korrupten Umgebung allein zurück. Prächtige Bilder und starke Figuren erinnern an klassisches Westernkino.
Der Western ist in die Jahre gekommen
Der Western, das Lieblingsgenre des Amerikanischen Kinos, wirkt seit einigen Jahrzehnten abgelebt und untot. So richtig scheint den Amerikanern nichts Neues mehr einzufallen, um dieses alte Kino-Genre in unsere Zeit zu führen.
Jetzt versucht es der Schauspieler Viggo Mortensen, inzwischen auch schon gute 65 Jahre alt, in seiner zweiten Arbeit als Regisseur.
Viggo Mortensen ist multipräsent
Mortensen hat auch das Drehbuch geschrieben und spielt die Hauptrolle, den dänischstämmigen Tischler und Einwanderer Holger Olsen. Am Hafen von San Francisco lernt er Mitte des 19. Jahrhunderts eine andere Einwanderin kennen, die französisch-stämmige Vivienne Le Coudy.
Sie verlieben sich und ziehen in eine Blockhütte in einem einsamen kargen Tal irgendwo in Nevada. Ein paar Jahre nur wenig fröhliches Landleben folgen, denn es gibt viele Entbehrungen, doch die Liebe macht vieles wett.
Vivienne ist auf sich allein gestellt
Dann aber bricht der Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd aus, und der patriotische Pflichtmensch Olsen meldet sich freiwillig.
Faszination fürs Genre Warum Westernfilme nicht aus der Mode kommen
„Yellowstone“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „The Dead Don't Hurt“: Western sind voller Klischees von harten Kerlen, die in der Wüste um Gold, Ehre oder Rache kämpfen.
Nun gibt es Beziehungsknatsch – sehr verständlich, denn Vivienne ist nun plötzlich auf sich allein gestellt und das an einem Ort, der von einem korrupten Bürgermeister und einem skrupellosen Rancher-Unternehmer regiert wird.
„The Dead Don´t Hurt“ strahlt Humanismus aus
Dieser Rancher hat auch noch einen gewalttätig--psychopathischen Sohn. Der hat es schon lange auf Vivienne abgesehen. Er bedrängt die allein zurückgelassene Frau, vergewaltigt sie schließlich und schwängert sie obendrein.
Obwohl die Handlung sehr vorhersehbar ist, gelegentlich gestreckt und durch Rück- und Vorblenden zerhäckselt, ist der Film insgesamt sehr gut gespielt, und strahlt einen starken Humanismus aus.
Autorenfilm und Unterhaltungskino prallen aufeinander
Man hat den Eindruck, dass sich der Regisseur und Autor Mortensen nicht so recht entscheiden will zwischen Autorenfilm-Realismus und tollkühn-spielerischen Überhöhung des Unterhaltungskino.
Zwischen dem poetisch-nachdenklichen Slow-Cinema des modernen Kunstfilms, in dem er als Schauspieler vor allem im Kino Argentiniens große Triumphe feierte und der Reverenz an die Konventionen des Genres, das er nun einmal gewählt hat: Denn zum Western gehört auch die Lust am Klischee, an Stereotypen und Mythen.
Dieser Film ist ein Zwitter
Gerade von dieser Lust merkt man in diesem Film viel zu wenig: So etwa ist die weibliche Hauptfigur der Vivienne einfach eine in die amerikanische Natur verpflanzte höhere Tochter aus Frankreich, die etepetete mit den Zuständen fremdelt, der aber nie die Härte anzumerken ist, die es nicht nur Frauen kostet in dieser primitiven Wildnis zu überleben.
Dieser Film ist ein Zwitter: Für einen Liebesfilm ist er zu hart und unromantisch, für einen Western zu kitschig und actionarm. Am ehesten an klassisches Westernkino erinnern die prächtigen Bilder und die starken Figuren.
Trailer „The Dead Don´t Hurt“ ab 8.8. im Kino
Western aus Dänemark „King’s Land“: Ein großartiger Mads Mikkelsen soll die Jütländer Heide besiedeln
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Score Snacks - Die Musik deiner Lieblingsfilme Spiel mir das Lied vom Tod – Eine Geschichte mit schiefen Tönen
„Spiel mir das Lied vom Tod" ist ein extrem berühmter Film – auch, wegen seines unverwechselbaren und stilprägenden Soundtracks! Ennio Morricones Meisterwerk hat wahrlich Filmmusik-Geschichte geschrieben. Aber warum klingt sie eigentlich so schief?
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Live in Score Snacks: „Spiel mir das Lied vom Tod – Eine Geschichte mit schiefen Tönen“
Kontakt Zur Redaktion: Podcasts@swr2.de
Host: Malte Hemmerich
Produktion und Skript: Malte Hemmerich und Jakob Baumer
Redaktion: Chris Eckardt und Henriette Schreurs
Film: Spiel mir das Lied vom Tod (1968 / Regie: Sergio Leone)
Soundtrack: Once Upon A Time In The West – Ennio Morricone