Von und mit Viggo Mortensen

„The Dead Don't Hurt“: Melancholischer Western in der Tradition von Clint Eastwood

Stand
Autor/in
Rüdiger Suchsland

Nordamerika im 19. Jahrhundert: Der Däne Holger Olsen (Viggo Mortensen) und die Französin Vivienne (Vicky Krieps) bauen in einer Kleinstadt in Nevada ein gemeinsames Leben auf. Doch als der Bürgerkrieg ausbricht, lässt Holger seine Frau in der harten, korrupten Umgebung allein zurück. Prächtige Bilder und starke Figuren erinnern an klassisches Westernkino.

Der Western ist in die Jahre gekommen

Der Western, das Lieblingsgenre des Amerikanischen Kinos, wirkt seit einigen Jahrzehnten abgelebt und untot. So richtig scheint den Amerikanern nichts Neues mehr einzufallen, um dieses alte Kino-Genre in unsere Zeit zu führen.

 

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Die französisch-kanadische Einwanderin Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) verdient ihren Lebensunterhalt damit, in San Francisco Blumen zu verkaufen. Bild in Detailansicht öffnen
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Sie trifft den dänischen Immigranten Holger Olsen (Viggo Mortensen), ein Mann, der ebenso kompromisslos selbstständig ist wie sie. Die beiden verlieben sich und ziehen in eine Blockhütte in einem einsamen kargen Tal in Nevada. Bild in Detailansicht öffnen
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Der glückliche Alltag von Vivienne und Mortensen wird jäh unterbrochen durch seine Entscheidung, sich kurz nach Ausbruch des Bürgerkriegs freiwillig zum Kampf auf der Seite der Union zu melden. Bild in Detailansicht öffnen
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Als Holger von der Front zurückkehrt, sind er und Vivienne nicht mehr dieselben. Sie müssen sich neu kennenlernen, um wieder zueinander zu finden. Bild in Detailansicht öffnen

Jetzt versucht es der Schauspieler Viggo Mortensen, inzwischen auch schon gute 65 Jahre alt, in seiner zweiten Arbeit als Regisseur.

Viggo Mortensen ist multipräsent

Mortensen hat auch das Drehbuch geschrieben und spielt die Hauptrolle, den dänischstämmigen Tischler und Einwanderer Holger Olsen. Am Hafen von San Francisco lernt er Mitte des 19. Jahrhunderts eine andere Einwanderin kennen, die französisch-stämmige Vivienne Le Coudy.

Sie verlieben sich und ziehen in eine Blockhütte in einem einsamen kargen Tal irgendwo in Nevada. Ein paar Jahre nur wenig fröhliches Landleben folgen, denn es gibt viele Entbehrungen, doch die Liebe macht vieles wett.

Vivienne ist auf sich allein gestellt

Dann aber bricht der Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd aus, und der patriotische Pflichtmensch Olsen meldet sich freiwillig. 

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„Yellowstone“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „The Dead Don't Hurt“: Western sind voller Klischees von harten Kerlen, die in der Wüste um Gold, Ehre oder Rache kämpfen.

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Nun gibt es Beziehungsknatsch – sehr verständlich, denn Vivienne ist nun plötzlich auf sich allein gestellt und das an einem Ort, der von einem korrupten Bürgermeister und einem skrupellosen Rancher-Unternehmer regiert wird. 

„The Dead Don´t Hurt“ strahlt Humanismus aus

Dieser Rancher hat auch noch einen gewalttätig--psychopathischen Sohn. Der hat es schon lange auf Vivienne abgesehen. Er bedrängt die allein zurückgelassene Frau, vergewaltigt sie schließlich und schwängert sie obendrein. 

Obwohl die Handlung sehr vorhersehbar ist, gelegentlich gestreckt und durch Rück- und Vorblenden zerhäckselt, ist der Film insgesamt sehr gut gespielt, und strahlt einen starken Humanismus aus.

 Autorenfilm und Unterhaltungskino prallen aufeinander

Man hat den Eindruck, dass sich der Regisseur und Autor Mortensen nicht so recht entscheiden will zwischen Autorenfilm-Realismus und tollkühn-spielerischen Überhöhung des Unterhaltungskino.

Zwischen dem poetisch-nachdenklichen Slow-Cinema des modernen Kunstfilms, in dem er als Schauspieler vor allem im Kino Argentiniens große Triumphe feierte und der Reverenz an die Konventionen des Genres, das er nun einmal gewählt hat: Denn zum Western gehört auch die Lust am Klischee, an Stereotypen und Mythen.

 Dieser Film ist ein Zwitter

Gerade von dieser Lust merkt man in diesem Film viel zu wenig: So etwa ist die weibliche Hauptfigur der Vivienne einfach eine in die amerikanische Natur verpflanzte höhere Tochter aus Frankreich, die etepetete mit den Zuständen fremdelt, der aber nie die Härte anzumerken ist, die es nicht nur Frauen kostet in dieser primitiven Wildnis zu überleben. 

Dieser Film ist ein Zwitter: Für einen Liebesfilm ist er zu hart und unromantisch, für einen Western zu kitschig und actionarm. Am ehesten an klassisches Westernkino erinnern die prächtigen Bilder und die starken Figuren.

Trailer „The Dead Don´t Hurt“ ab 8.8. im Kino

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Rüdiger Suchsland