Warum boomen Klassiker auf BookTok? Und kann TikTok tatsächlich ein literarischer Salon sein? Ein Gespräch über Hypes, Hashtags und die Faszination für Klassiker.
Knut Cordsen und Miriam Fendt, die Hosts des BookTok-Kanals „br_literally", sprechen über den Einfluss der Plattform auf die Buchbranche, die Lesevorlieben junger Nutzer und Nutzerinnen und die neue Lust an alten Geschichten.
Der erste deutsche „Hype-Roman“
Hätte es TikTok schon immer gegeben, welcher Autor oder welche Autorin wäre wohl der größte Star auf BookTok geworden?
Knut Cordsen und Miriam Fendt entscheiden sich beide für Johann Wolfgang von Goethe. Der hat schon in den frühen literarischen Salons gerne ausgiebig über Bücher gesprochen und mit „Die Leiden des jungen Werther“ vielleicht den ersten deutschen „Hype-Roman“ geschrieben hat, so Fendt.
Das Video, das „Literally" dazu auf TikTok teilte, ging viral.
Warum kommen Inhalte zu Klassikern auf BookTok so gut an?
Miriam Fendt erklärt sich den Erfolg des Videos zum einen damit, dass Klassiker, oft auch als Pflichtlektüre im Schulunterricht, ein wichtiges Thema für die Nutzer und Nutzerinnen seien und, dass die Plattform TikTok schließlich auch als Suchmaschine und Informationsquelle genutzt werde. Eine weitere These könne sein, dass gerade in instabilen Zeiten gerne nach Altbewährtem gegriffen werde.

Was ist BookTok eigentlich?
BookTok ist ein Bereich auf der Social-Media-Plattform TikTok, der sich rund um Bücher dreht. In kurzen Videos sprechen „BookToker“ über ihre Lieblingsbücher, geben Einblicke in ihre Lesemonate oder präsentieren ihre Bücherstapel.
Es gibt bestimmte Genres, die besonders beliebt auf BookTok sind: Viral gehen vor allem New-Adult-, Romance- oder Fantasy-Romane. Mittlerweile hat die Plattform einen riesigen Einfluss auf die Buchverkäufe und einige Buchhandlungen schmücken sich mit BookTok-Tischen, auf denen Bücher liegen, die sich in der Community großer Beliebtheit erfreuen.
TikTok – Der literarische Salon unserer Zeit?
Könnte BookTok die digitale Wiedergeburt der literarischen Salons des 18. und 19. Jahrhunderts sein? Knut Cordsen erklärt, dass diese Salons nicht unbedingt ein feiner, eleganter Ort gewesen sein müssen, sondern, dass es vor allem Orte waren, an denen über alles gesprochen wurde, was mit Literatur zu tun hat.
Heute sei der Anspruch, Gemeinsamkeiten zwischen den literarischen Werken aus der Vergangenheit und Aspekten der Gegenwart zu finden.
BookTok à la ARD Literally vom BR
Der BookTok Kanal des BR auf TikTok.
Trends auf BookTok
Welche Bücher auf BookTok in den Vordergrund rücken, sei in den meisten Fällen Zufall, mutmaßt Fendt im Gespräch im SWR Kultur lesenswert Magazin. Die Trends zeigen, dass die Originalität der Texte nach wie vor im Vordergrund stehe, um das Publikum zu überzeugen.
Videos, die auf dem „Literally"-Kanal besonders viel geklickt wurden, waren zum Beispiel das über die zweite Verbrennung von Büchern Erich Kästners im Jahr 1965 oder das Video über den Schriftsteller Patrick Süskind.
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