Gespräch

100 Jahre Feuchtwanger-Roman: „Jud Süß“ zeigt „Mechanismen des Antisemitismus“

Stand
Das Interview führte
Frauke Oppenberg
Interview mit
Tanja Kinkel

Am 25. März 1925 veröffentlichte Lion Feuchtwanger seinen historischen Roman, der weltweit inzwischen mehr als drei Millionen Mal verkauft wurde, im Gespräch mit SWR Kultur erklärt Tanja Kinkel – die auch Präsidentin der Internationalen Feuchtwanger Gesellschaft ist – das Buch zeige die „Mechanismen des Antisemitismus“.

Die Figur des Jud Süß sei ein typischer Feuchtwanger-Protagonist, erklärt die Schriftstellerin Tanja Kinkel, er zeige die Läuterung eines „zwiespältigen Menschen”, der gegen Ende der Handlung zu sich selbst gefunden habe, der „von den Christen in Württemberg für etwas hingerichtet wird, wofür in Wahrheit die christlichen Herrscher verantwortlich sind.“

Vorbild für Feuchtwangers Protagonisten ist die historische Persönlichkeit Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer, der im 18. Jahrhundert für Herzog Karl Alexander von Württemberg arbeitete.

Feuchtwangers Roman habe außer dem Titel und dem historischen Bezug nichts mit dem gleichnamigen NS-Propagandafilm zu tun: „Es ist wortwörtlich eine andere Geschichte.“

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