Blutsauger, überdimensionale Fledermaus, Vampir – Graf Dracula ist aus dem Gruselkabinett der Welt nicht mehr wegzudenken. Erfunden hat ihn um 1900 Bram Stoker in seinem Roman „Dracula“.
Eine veritable Gruselgeschichte, aber auch ein Roman der modernen Medien seiner Zeit: Phonograph, Schreibmaschine, drahtlose Telegraphie.
Mein Halloween-Tipp hat eine persönliche Geschichte: Ich habe mich als Junge immer mal wieder gerne im Fasching als Dracula verkleidet. Man trug den schwarzen Umhang, dann hatte man dieses eklige Plastikgebiss, daran wurden Blutstropfen gemalt, und dann hat man sich so einen gefährlichen Sound ausgedacht: „Har har har…“
Damals dachte ich, den Fürst der Vampire gäbe es schon ewig, aber da hatte ich mich getäuscht. Er ist nämlich erst im Jahr 1897 erfunden worden. In diesem Jahr erschien der Roman von Bram Stoker: „Dracula“.
Den Inhalt kennt jeder aus den vielen Filmen: Jonathan Harker, der Rechtsanwalt, geht nach Transsylvanien zum düsteren Grafen, der in England Grundstücke kaufen will. Der böse Plan dahinter ist natürlich, dass er England erobern möchte und die Engländer in Untote verwandeln mit dem berühmten Biss, der die Menschen tötet irgendwie, aber dann doch lebendig untot lässt.
Was man vielleicht nicht so weiß: Dieser Roman ist auch ein großer Medienroman. Der große Literaturwissenschaftler Friedrich Kittler hat das analysiert. Es kommen nämlich drin vor: der Phonograph, eine frühe Form des Schallplattenspielers, es kommt die Schreibmaschine drin vor und die drahtlose Datenübertragung, die damals auch erst erfunden wurde. Und mit diesen Mitteln gelingt es der Gruppe um van Helsing, den Grafen zu stellen und ihn am Ende zu töten.
Es gibt zwei schöne Ausgaben in Deutschland, die eine ist von Reclam, die andere von Steidl. Wer den berühmten Aufsatz von Friedrich Kittler - „Dracula Vermächtnis“ - lesen möchte, ein echtes Meisterwerk, der findet ihn leicht in der Friedrich-Kittler-Werkausgabe 1.B.4 im Merve Verlag. Alles sehr lesenswert und natürlich wunderbar gruselig.