Ihre Kurzgeschichten feiern das Skurrile im Gewöhnlichen. Mit Humor und Feingefühl bringt die „Drinnies“-Host und Bestsellerautorin Giulia Becker den Leser zum Lachen – und Nachdenken.
Giulia Becker fühlt sich mit dem Erscheinen ihres zweiten Buchs endlich als das, was sie schon seit ihrer Schulzeit sein wollte: Schriftstellerin.
Bekannt wurde sie mit ihrer Arbeit für das Neo Magazin Royale, steht aber auch mit eigenen Sketchen für die Caroline Kebekus Show vor der Kamera und ist Host des vielfach ausgezeichneten Podcasts „Drinnies”.
Twitter als Trainingslager
Als introvertierter Mensch ist das Schreiben schon immer eine der liebsten Beschäftigungen von Giulia Becker. Ihr Romandebüt „Das Leben ist eins der Härtesten“ erscheint 2019 und erhält den Debütpreis der lit.Cologne.
Bis dahin hatte sie ihr Schreiben in kleinen Formen geschult: Besonders die ehemalige Plattform Twitter bezeichnet Becker rückblickend als wichtiges Trainingslager.
Der Erfolg ihrer satirischen Tweets unter dem Namen „Schwester Ewald“ ermutigt sie, sich beim Neo Magazin Royale zu bewerben. Als Host Jan Böhmermann nach einiger Zeit erfährt, welch talentierte Twitter-Größe da als Praktikantin arbeitet, lädt er sie direkt ins Autorenteam ein.
Böhmermann ist nicht ihr „Entdecker“
Sie legt Wert darauf, mit der vielzitierten Legende aufzuräumen, es sei Jan Böhmermann gewesen, der sie entdeckt habe, vielmehr sei sie durch ein ganz normales anonymes Bewerbungsverfahren in die Sendung gekommen, bevor er sie förderte.
„Ich sag auch manchmal gern, ich hab ihn entdeckt“. Für ihre Arbeit beim Neo Magazin Royale, wie zum Beispiel das satirisch-feministische Video „Verdammte Scheide“, bekommt sie viel Aufmerksamkeit.
Lieber via Mail anstatt vor Publikum
Bei aller Freude über ihren Erfolg strengt dieser Giulia Becker als introvertierte Person allerdings auch sehr an. Als Antwort darauf startet sie zusammen mit Chris Sommer den Podcast „Drinnies“, der 2021 und 2022 mit dem Deutschen Podcastpreis ausgezeichnet wird.
Selbst nach all dem Erfolg und aller Exponiertheit arbeitet die bekennende Introvertierte bis heute am liebsten zurückgezogen und „pitcht“ Ideen immer noch lieber per E-Mail als vor Publikum.
Mit der Lupe den Alltag sezieren
Für ihr Kurzgeschichtenbuch „Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes” sammelt Giulia Becker seit 2019 fünf Jahre lang Ideen: alltägliche Beobachtungen über ihre eigenen Unzulänglichkeiten und die Skurrilitäten, die sich in der sozialen Miteinander ergeben.
Eine persönliche Lese- und Schreibkrise und der Versuch, durch das Lesen von Kurzgeschichten wieder zum Lesen zurückzufinden, weckt bei ihr die Idee, selbst diese Form auszuprobieren, und sie erweist sich für sie als perfekte Möglichkeit, viele verschiedene Inspirationen nebeneinander zu verarbeiten: Vom Nachdenken über die eigene Beerdigung, das Leben in einer Hüpfburg, bis zur Arbeit als Privatdetektivin.
Inspiration sammelt Giulia Becker, während sie ihren Alltag bestreitet. Sie sieht es als ihr Talent, Dinge wahrzunehmen, die viele Mitmenschen übersehen, und versucht, die Lupe draufzuhalten und ihre Wahrnehmung zu sezieren.
Gespräch Selbstzweifel, Sexprobleme und Depression – Helene Bockhorsts befreiende Tabubrüche
Helene Bockhorst war ein nerdiger Teenager, schrieb Kurzgeschichten und gewann Literaturpreise. 2017 wagte sie sich erstmals auf eine Bühne und erhielt 2022 den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg.