Ror Wolf zeigt sich wieder einmal als großer Sprachartist und Meister der grotesken Komik. Er berichtet vom Aufbruch des Ich-Erzählers in eine entfesselte Wirklichkeit, von seiner Reise durch wuchernde, apokalyptisch anmutende Landschaften, bevölkert von namenlosen, gefräßigen Kreaturen. Ein großer Horror-Spaß!
Mein Name ist Alexander Wasner und ich empfehle zum Gruselfest: Die Vorzüge der Dunkelheit von Ror Wolf. Das Wort Horrorroman - schreiben Sie es mal auf. Es sieht sehr seltsam aus mit seinen vielen Os und R's. Mehr wie ein Muster auf der Schreibmaschine als wie ein Wort.
Es gibt einen Autor, der hat daraus ein Spiel gemacht: Ror Wolf erkannte, dass ein Horror-Roman ja wohl notwendig von ihm, Ror, handeln müsse. Und deshalb hat er einen geschrieben. Die Vorzüge der Dunkelheit. Die Unterzeile lautet: 29 Versuche die Welt zu verschlingen.
Es ist eine Reiseerzählung, aber surreal, dauernd schläft und wacht der Held auf, in anderen Ländern, im Wasser, auf dem Land, seine Hand liegt neben ihm, sein Kopf fließt durch ein Sieb, er wird erschossen oder halt auch nicht, dann fressen ihn eben Tiere auf oder ein Doktor untersucht ihn mit erstaunlichen Instrumenten.
Alles wirkt wie zersplittert und zerfetzt, mal ist das superlustig, mal sehr schaurig, manchmal äußerst beklemmend, dazwischen hat Ror Wolf Collagen drucken lassen, seine surrealen an Max Ernst erinnernden Bilder hat er nachts aus uralten Zeitschriften ausgeschnitten, mit der Nagelschere, das war seine Art, sich vom Alkohol fernzuhalten.
Ror Wolf ist in Text und Bild ein Fachmann für Collagetechnik, fürs ausschneiden und neu montieren, sein bekanntestes Pseudonym war „Raoul Tranchirer*, tranchieren, das kennt man vom Rumpsteak. Ror Wolf ist vor ein paar Jahren gestorben, in den letzten Jahren hat ihn eine Krebserkrankung malträtiert, ein Medizin- und Alters-Horror. Er wurde selbst zerschnitten und zerfetzt - genau davon handelt das Buch „Vorzüge der Dunkelheit*: Dass für jeden der Schrecken näher ist, als man denkt.
Und der Schrecken, von dem man traumartig erzählen kann, ist dann eigentlich fast noch tröstlich, wenn es nur nicht zu hell ist. Vielleicht wird man ja irgendwann sagen, dass das hier der Horrorroman schlechthin ist. „Die Vorzüge der Dunkelheit“ von Ror Wolf ist bei Schöffling erschienen.