Acht Monate alt war Zora del Buono, als ihr Vater bei einem Autounfall tödlich verunglückte. Das war am 18. August 1963. Ein junger Mann in einem zu schnellen Auto, einem Chevrolet, überholte an der falschen Stelle; der Vater saß in einem VW Käfer und hatte bei dem Frontalzusammenstoß keine Chance.
E.T., diese Initialen bleiben Zora del Buono 60 Jahre später von dem Mann, der ihr den Vater und ihrer Mutter den Mann genommen hat. Sie nennt ihn „den Töter“, denn „Mörder“ wäre zu viel, alles andere aber auch zu wenig.
Die Autos sind keine Nebensache. Aus ihnen und ihrer Bedeutung, der Toleranz für Raser, Rücksichtslose, vermeintlich Wagemutige, leitet del Buono auf erzählerischen Umwegen in die Sphäre des Politischen über.
So ist dieses Buch konstruiert: Persönliche Erinnerungen (wie gültig sind sie überhaupt?) werden gesellschaftlich, wissenschaftlich oder psychoanalytisch durchleuchtet. Die Leerstelle bleibt. Doch auf geschickte Weise umgeht Zora del Buono jegliche autofiktionale Rührseligkeit. Gleichzeitig aber erzählt sie in Splittern und Szenen die Biografie einer vaterlosen Intellektuellen und ihrer eigenen Sozialisation.
Als Studentin erlebt sie das geistig wildwüchsige West-Berlin der Vorwendezeit. Als gestandene Frau kümmert sie sich um ihre in die Demenz abdriftende Mutter. Und zugleich denkt sie sich immer wieder zurück in ihre Kindheit. Die Mutter muss in ein Pflegeheim umziehen; die Gegenstände, die del Buono in Kisten verpackt beim Ausräumen findet, setzen die Vergangenheit frei. Eine behutsame, sich vorsichtig vorantastende Suche nach Antworten auf existentielle Fragen.