Longlist Buchpreis 2023

Literatur

Longlist des Deutschen Buchpreises 2023: Die Mischung macht's!

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AUTOR/IN
Carsten Otte
SWR Kultur Literaturkritiker Carsten Otte

Die Jury des deutschen Buchpreises wählt in diesem Jahr neben bekannten Namen wie Terézia Mora und Clemens J. Setz auch sieben Romandebüts auf die Longlist. Darunter auch der Tübinger Autor Luca Kieser mit seinem bemerkenswerten Erstling „Weil da war etwas im Wasser“. 

Literaturpreis Tonio Schachinger erhält für den Roman „Echtzeitalter“ den Deutschen Buchpreis 2023

Der österreichische Autor Tonio Schachinger erhält für „Echtzeitalter“ den Deutschen Buchpreis 2023. Auf erzählerisch herausragende und zeitgemäße Weise verhandle der Text die Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur, so die Jury.

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Wie üblich ist die Longlist eine Mischung aus eher abseitigen Jury-Vorlieben, lohnenswerten Entdeckungen und schwergewichtigen Romanen, die in der Vorauswahl zu erwarten waren.

So sind unter den 20 Nominierten bekannte Namen wie Terézia Mora, Clemens J. Setz, Angelika Klüssendorf, Teresa Präauer und Kathrin Röggla zu finden.

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Die 20 Nominierten für die Longlist des Deutschen Buchpreises 2023:

Literaturpreis Die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2023: Eine Art Schadensbegrenzung

Die Jury des deutschen Buchpreises hat sechs Titel auf die Shortlist des deutschen Buchpreises gewählt. Hochgelobte Werke renommierter Autorinnen und Autoren fehlen. Die engere Auswahl wirkt wie die Fortsetzung eigensinniger Jury-Entscheidungen, findet SWR2 Literaturredakteur Carsten Otte.

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Sieben Debüts unter den Nominierten

Es wurden aber auch sieben Romandebüts ausgewählt, die sowohl vom Feuilleton als auch vom breiteren Publikum noch zu entdecken sind.

Darunter wäre der Tübinger Autor Luca Kieser zu nennen, der mit „Weil da war etwas im Wasser“ die Geschichte eines Riesenkalamars erzählt: Als die Tentakel des Tintenfischs eines Tages mit einem Tiefseekabel in Berührung kommen, beginnen sie Geschichten zu erzählen, etwa von der ewigen Finsternis in der Meerestiefe und von Sanja, die ein Praktikum auf einem Fischtrawler macht.

Erschienen ist das Buch im kleinen österreichischen Picus-Verlag. Auch das gehört zum guten Ton der Longlist-Arithmetik: Große und kleine Verlage sind nahezu gleichermaßen vertreten. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass elf Autorinnen und neun Autoren ausgewählt wurden – ein fast paritätisches Geschlechterverhältnis. 

Es geht um Aufmerksamkeit  

Nach der Longlist kommt bekanntlich die Shortlist, und gewiss gehören die Bücher der prominenten Schriftstellerinnen und Schriftsteller zum Favoritenkreis. Wenn man sich aber die Ergebnisse, also die Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre anschaut, muss man sagen, dass die etablierten Autorinnen und Autoren nicht zwangsläufig gewonnen haben.

Das hat auch etwas mit der Ausrichtung des Preises zu tun. Es handelt sich streng genommen auch gar nicht um einen Literaturpreis, sondern um ein Marketinginstrument. Ziel des Preises sei es, so steht es in den Statuten, „über die Ländergrenzen hinaus Aufmerksamkeit zu schaffen für deutschsprachige Autor*innen, das Lesen und das Leitmedium Buch.“

Es geht also primär um mediale Wahrnehmung, und die erreicht man natürlich, wenn die Entscheidungen einigermaßen spektakulär sind, d.h. wenn es auch jenseits der literarischen Qualität etwas zu berichten gibt, wie das etwa bei Kim de l´Horizons Roman „Blutbuch“ im vergangenen Jahr der Fall war.  

Manche Bücher brauchen das Scheinwerferlicht des Buchpreises nicht 

Auf jeder Longlist fehlen preiswürdige Bücher. In diesem Jahr war damit zu rechnen, dass Deniz Utlus vielbesprochener Roman „Vaters Meer“ nominiert wird. Andererseits konnte der Autor auch schon die Klagenfurter Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises mit einem Auszug aus dem Buch nicht überzeugen.

Sprachartistische Werke wie etwa von Esther Kinsky oder Marion Poschmann sind beim Buchpreis generell unterrepräsentiert. Ein Prosawerk, das in den nächsten Tagen erscheint, nämlich die gruselige Dienstleistungsutopie „Der Vorweiner“ von Bov Bjerg hätte die Liste gewiss geschmückt, wird aber auch jenseits des Buchpreises für Furore sorgen.

Das gilt auch für die neuen Bücher von Literaturstars wie Daniel Kehlmann, der schon mal die Abschaffung des Buchpreises gefordert hat und dessen neues Werk vermutlich nicht einmal eingereicht worden ist. Zur alljährlichen Longlist-Mischung gehört nämlich auch die bittere Wahrheit, dass arrivierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller das etwas grelle Scheinwerferlicht des Buchpreises oft meiden. 

Jurysprecherin Katharina Teutsch sagt zur Auswahl: „Eine Longlist ist nicht einfach nur eine Liste mit Titeln, die eine Jury preiswürdig findet. Sie bildet einen kollektiven Leseprozess ab. Was treibt uns an? Was finden wir wichtig? Welche literarischen Entdeckungen haben wir gemacht? Unsere Auswahl ist auch in diesem Jahr wieder der Beweis dafür, dass die deutschsprachige Gegenwartsliteratur voller Überraschungen ist.“

25.000 Euro Prämie für das siegreiche Buch

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den deutschsprachigen "Roman des Jahres" aus. 

Der Preis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der oder die Preisträger*in erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autor*innen der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro.

Im vergangenen Jahr ging der Deutsche Buchpreis an Kim de l'Horizon für den Roman „Blutbuch“. In diesem Jahr wird der Deutsche Buchpreis am 16. Oktober verliehen.

Der Buchpreis 2022 und 2021:

Literatur Der Deutsche Buchpreis 2022 geht an Kim de l'Horizon für den Roman „Blutbuch“

Kim de l'Horizon erhält den Deutschen Buchpreis 2022 für den Roman „Blutbuch“.