Clemens J. Setz hat sich mit seinen Büchern, die oft von randständigen Lebensläufen und Ideen handeln, ein erstaunlich breites Publikum erschrieben. Im vorangegangenen Band „Die Bienen und das Unsichtbare“ fasste der Büchnerpreisträger seine Obsession für die Obsessionen anderer Menschen in eher kurz gehaltene, essayistische Texte. Nun gibt es wieder einen Roman, der für Setz’sche Verhältnisse mit rund 500 Seiten ausgesprochen schmal ausgefallen ist.
In „Monde vor der Landung“ sind es schon die ersten Zeilen, die den Protagonisten in seinem gedanklichen Wahn einfangen: „Wer in Worms lebt, lebt auf dem Planeten Erde. Dieser befindet sich mitten im All und kreist dort, wie jedes Kind lernt, als riesige Kugel um eine noch größere Kugel aus Feuer. Im Jahr 1920 allerdings lebte unter den rund fünfzigtausend Wormser Bürgersleuten ein Mann, auf den nicht einmal das zutraf. Er wohnte zwar ebenfalls, wie sie alle, in Worms, aber darüber hinaus nicht auf, sondern in einer riesigen Erdkugel.“
Dieser Mann, der Protagonist des Romans, heißt Peter Bender und ist ein ehemaliger Fliegerleutnant des Deutschen Heeres. Er proklamiert die sogenannte Hohlwelt-Theorie, nach der die Menschheit innerhalb einer geschlossenen Kugel lebe, außerhalb derer sonst nichts existiere. Setz zeichnet den Lebensweg Benders nach.
Diesen Mann hat es tatsächlich gegeben, und sein Leben endet im Konzentrationslager. Hinter diesem Wissen verwandelt sich die vermeintliche Kuriosität dieser Geschichte in eine Erzählung vom Schrecken des 20. Jahrhunderts.