Diskutiert auf Platz 7 der SWR Bestenliste April 2023
„Es begann“, so beginnt auch dieses Buch, „wie einer jener Abende, an denen man Gäste zu sich nach Hause eingeladen hat.“ Alles ist entspannt, auch die Gastgeberin. Auf den Tischen stehen Schälchen mit Nüsschen; im Hintergrund läuft Jazzmusik; eine „Playlist für Jazzliebhaber mit wenig Ahnung und viel Geschmack.“
An derlei feinen und durchaus auch bösartigen Formulierungen erkennt man, wie präzise die Österreicherin Präauer sich ihr Szenario passgenau zurechtschneidert: Längst sind das Kochen, das Gastgebersein, die Präsentation von gutem, aber diskret präsentiertem Geschmack, zu Distinktionsmerkmalen einer neobürgerlichen Gesellschaft geworden, deren Akteure, allesamt um die 40, sich trotzdem gegen diese Zuschreibung wehren würden. Fünf Menschen sitzen irgendwann am Tisch; die Gastgeberin und ihr Partner, ein verheiratetes Paar und „der Schweizer“, der allein gekommen ist, weil seine Freundin zu viel zu tun hat.
Und natürlich geht es nicht um das Essen allein, sondern um die feinen Details, die die Unterschiede ausmachen. Um Kleidung, um Gesprächsthemen und Ausdrucksweise, um die Stühle, auf denen man sitzt – kurz: um den Entwurf von Identität, den jeder der Figuren sich selbst und anderen präsentiert, auch in den sozialen Medien, versteht sich.
Im Verlauf des Romans werden unterschiedliche Abendverläufe durchgespielt, die den Grundthemen des Textes immer neue Aspekte abgewinnen. Eine literarische Versuchsanordnung mit großem Unterhaltungsfaktor.