Sichtlich bewegt stellte Sebastião Salgado in seiner Dankesrede die Menschen in den Vordergrund, deren Schicksal er während seines über fünfzigjährigen Schaffens dokumentiert hat.
In seiner Laudatio sagte der Regisseur Wim Wenders, Sebastião Salgado habe mit seiner Fotografie die Menschen „teilnehmend spüren lassen, was der große Feind des Friedens in unserer Zeit ist: der brutale Niedergang des Mitgefühls, der Mitverantwortung, des Gemeinsinns, des grundsätzlichen Willens zur Gleichheit des Menschengeschlechts.“
Flüchtenden, Ausgebeuteten und Unterdrückten ein Gesicht geben
Der brasilianische Fotograf Sebastiao Salgado hat mit seinen Schwarzweißbildern versucht, den Flüchtenden, den Ausgebeuteten, den Unterdrückten keine Stimmen, nein, ein Gesicht zu geben. Seine großen Fotobände wie "Workers/Arbeiter" oder "Migranten" bestechen durch ihre visuelle Schönheit, die das Leid, das gezeigt wird, nicht vergisst, nicht verklärt, sondern den misshandelten Menschen ihre Würde zurückgibt.
Salgado dokumentierte den Völkermord in Ruanda
In den 90er-Jahren fotografiert Salgado in Ruanda, er dokumentiert den Völkermord der Hutu-Milizen an den Tutsi und gerät danach in eine Krise, weil die Fotografie diesem Gewaltausbruch nichts mehr entgegensetzen kann. Ist der Fotograf als Zuschauer nicht auch ein Komplize des Geschehens? Wie lässt sich noch an Würde erinnern, wenn die Opfer in einem rauschhaften Exzess ermordet werden? Und warum schaut die Weltöffentlichkeit zu, ohne etwas zu tun?
Opulente Landschaftsbildbände
Fortan widmet sich Salgado mehr und mehr dem Fotografieren von Landschaft. Und schafft opulente Bildbände: große Fotodokumentationen über Afrika, über die Schöpfungen der Natur, die daran erinnern wollen, was mit ihrer Zerstörung verloren geht.
Die Laudatio auf den Preisträger hält der deutsche Regisseur Wim Wenders, selbst ein engagierter Künstler des Blicks, der über Sebastião Salgado die Dokumentation "Das Salz der Erde" gedreht hat.
Wim Wenders Film „Das Salz der Erde“ über Sebastião Salgado ansehen:
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gehört zu den bedeutendsten Kulturauszeichnungen der Bundesrepublik. Der mit 25.000 Euro verbundene Preis geht dem Statut zufolge an Persönlichkeiten, „die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen“ haben.
Mit dem Preis wurden seit 1950 Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland geehrt. Darunter sind die Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, Mario Vargas Llosa und Orhan Pamuk. Im vergangenen Jahr erhielten die Heidelberger Kulturwissenschaftler Jan und Aleida Assmann den Friedenspreis.
Die Verleihung findet immer am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche in Frankfurt am Main statt.