Hoher Medienkonsum verändert Kinder und Jugendliche
Junge Menschen, die über 10 Stunden täglich am Handy verbringen, sind keine Seltenheit in seinen Azubi-Workshops, berichtet Clemens Beisel. Der gelernte Sozialpädagoge und Sozialmanager bietet Workshops, Fortbildungen und Elternabende an und hat viele Jahre beim Stadtjugendring Pforzheim gearbeitet.
Er ist überzeugt, die hohe Mediennutzungszeit und die Gewöhnung des Gehirns an schnelle, kurze Inhalte macht etwas mit uns Menschen: Wer könne heutzutage noch einen zweistündigen Film anschauen, ohne aufs Handy zu schauen? Auch hätten viele junge Menschen Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf ein Thema zu konzentrieren.
Hunderte Videos täglich beeinflussen unser Gehirn
Für viele Schüler:innen sei es ein normaler Wert, zwei bis drei Stunden täglich auf der Videoplattform Tiktok zu verbringen. Bei einer Verweildauer von 7-30 Sekunden pro Video lässt sich ausrechnen, was für eine große Menge an Videos täglich konsumiert wird (bei 30 Sekunden pro Video = 240 in zwei Stunden).
Wer 6.000 und mehr Videos pro Monat anschaut, könne den Wahrheitsgehalt der Inhalte gar nicht mehr einordnen, so Beisel.
Was für Inhalte bekommt mein Kind aufs Smartphone?
Eltern sollten mit ihren Kindern regelmäßig im Austausch über ihre Mediennutzung sein. Clemens Beisel schlägt vor, beispielsweise einmal wöchentlich gemeinsam mit dem Kind zu schauen, wie viele Whatsapp-Nachrichten es empfangen und verschickt hat. Dies lässt sich in den Whatsapp-Einstellungen unter "Speicher und Daten" / "Netzwerknutzung" anzeigen.
Dadurch haben Eltern die Möglichkeit, mit ihrem Kind ins Gespräch zu kommen. Wenn das Kind sehr viele Nachrichten geschrieben hat, können sie zum Beispiel fragen, ob in der Klassen-Gruppe viel los war. Oder nachfragen, wenn es viele Nachrichten erhalten hat, was das für Nachrichten waren.
Selbstverständlich sei es ein großer Vertrauensvorschuss, wenn Kinder ihre Chats zeigen, und mit Blick auf die Privatsphäre eine Gratwanderung. Dennoch hält Clemens Beisel dies für wichtig.
"Eine Umarmung wirkt länger als ein Like" Diese Tipps gibt ein Psychologe aus Karlsruhe zum Umgang mit dem Smartphone
Weniger ist mehr - dieser Grundsatz gilt laut einem Karlsruher Psychologen in Bezug auf Smartphones. Übertreiben bringe aber auch nichts. Tipps für einen gesunden Umgang.
Eltern brauchen Medienkompetenz
An Schulen in Baden-Württemberg zeigt sich bei der Smartphone-Nutzung ein sehr unterschiedliches Bild: So gebe es vierte Klassen, in denen nur ein bis zwei Kinder ein Handy haben, während an anderen Grundschulen bereits jedes Kind ein Smartphone hat.
Eine Empfehlung ist, Kindern frühestens ab der fünften Klasse ein eigenes Smartphone zu geben. Davor reiche vielleicht auch ein Tasten-Handy oder Tablet.
Mediencoach Dr. Irén Schulz verrät So schützt ihr eure Kindern im Internet
Dr. Irén Schulz ist Medienpädagogin und Mediencoach beim Präventionsverein "Schau hin" und weiß, wie Eltern ihre Kinder im Internet am besten schützen können.