"Menschenzentrierte KI": So kann Künstliche Intelligenz uns unterstützen
Früher galt ein Schachcomputer, der Weltmeister schlägt, als Speerspitze der Künstlichen Intelligenz. Das ist heute fast normale Informatik.
Schon seit seinem Studium befasst sich Prof. Antonio Krüger mit Künstlicher Intelligenz. Er leitet das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Das Ziel: die "menschenzentrierte KI" - Werkzeuge, die mittels KI den Menschen unterstützen und helfen, den Lebensstandard zu halten.
Gespräch Nimmt KI uns die Arbeitsplätze weg?
Künstliche Intelligenz wird zukünftig unseren Arbeitsmarkt verändern. Ob das Massenarbeitslosigkeit in manchen Berufsfeldern bedeutet und wie KI dem Fachkräftmangel entgegenwirken könnte, erklärt Ökonom Jens Südekum im Gespräch mit SWR2 Impuls.
An der einen oder anderen Stelle wird es Berufsbilder geben, die mittelfristig durch KI-Systeme ersetzt werden. Aber der große Anteil der Berufe, die wir im Moment haben, wird nicht ersetzt, er verändert sich. Diese Veränderung gut zu gestalten – das ist die Herausforderung der nächsten Jahre.
Auch beim Taschenrechner habe man damals Bedenken gehabt: "Da braucht man Kopfrechnen gar nicht mehr". Das stimme aber nur teilweise: Wer einen Taschenrechner benutzen will, muss die Grundfertigkeiten der Mathematik weiterhin beherrschen.
Deep Fakes, Desinformation und Fake News als Gefahr bei KI
Sehr wichtig sei, so Prof. Antonio Krüger, dass sich zukünftige Generationen damit vertraut machen, was KI Systeme können und - ganz besonders - was sie NICHT können.
Wie jede Technologie ist es so, dass neben den großen Chancen auch ein Missbrauchs-Potential da ist. Die Gefahr geht aber weniger von allwissenden KI-Modellen aus, die irgendwann die Welt beherrschen werden. Das halte ich für eine völlig absurde Vorstellung.
Er sei zuversichtlich, sagt Krüger, dass sich durch eine Mischung von Bildung, Information und den richtigen technologischen Werkzeugen bei Künstlicher Intelligenz die Gefahr von Falschinformation eingrenzen lasse. Dennoch warnt er vor der Macht von KI in den falschen Händen - die Gefahr einer massiven Beeinflussung der Menschen sei deutlich größer geworden.
In den Händen von Leuten, die nichts Gutes im Schilde führen - insbesondere bei Deep Fakes und Falschinformationen, die zu einem ungünstigen Zeitpunkt weit verbreitet werden - können große KI-Modelle Angriffe mehr unterstützen, als das bisher möglich war.
SWR Science Talk Wir brauchen Regeln im Umgang mit Künstlicher Intelligenz
Kann es sein, dass künstliche Intelligenz sich verselbständigt? Dazu forscht die Medienethikerin Dr. Jessica Heesen, Universität Tübingen.
ChatGPT: Gefahr oder Bereicherung?
Der große Unterschied und gleichzeitig auch das faszinierende von ChatGPT für Prof. Antonio Krüger: Jede und jeder könne mit dieser KI in den Dialog treten - und das ganz ohne Vorwissen. Besonders wie Jugendliche damit umgehen, mache ihm keine Angst.
Das Tolle an der jungen Generation ist, dass sie gar nicht erst nach Erlaubnis fragt, neue Technologien einsetzen zu dürfen. Ich glaube, das sollte uns eher Hoffnung machen.
Neurowissenschaftler Dr. Joachim Bauer | 19.7.2023 Künstliche Intelligenz: Chance oder Risiko?
Künstliche Intelligenz spaltet: Über Gefahren, Chancen, Regulierung & ungenutztes Potential wird heftig diskutiert. Wohin führen uns ChatGPT & Co.?
Künstliche Intelligenz: nicht der Mensch muss sich anpassen
Mit Blick auf die Vergangenheit kritisiert Krüger, dass sich die Menschen immer an die Technik anpassen mussten. Mit diesem Ansatz aber würde man die Fähigkeiten und Intelligenz der Menschen nicht richtig ausnutzen.
Für uns ist es ganz wichtig, dass wir KI als Werkzeug sehen. Das bedeutet, dass die Werkzeuge gut an den Menschen angepasst werden müssen - und nicht anders herum.
Verbinde man aber künstliche und menschliche Intelligenz miteinander, erhalte man "ein wirklich leistungsfähiges System".
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Fast täglich gibt es neue Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Was heute schon alles möglich ist und wie Experten darüber denken, haben wir hier für Sie gesammelt.
Prof. Antonio Krüger ist wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern - dort leitet er auch den Forschungsbereich "kognitive Assistenzsysteme". Seit 2009 lehrt er Informatik an der Universität des Saarlandes.