Schockdiagnose: fortschreitende Erblindung
Wer bei sich bemerkt, dass das Sehvermögen schlechter wird, geht in der Regel zum Optiker. So war es auch bei Martina Talamona. Mit über 40 dachte sie zunächst an eine normale Verschlechterung der Augen. Der Optiker konnte ihre Sehleistung allerdings nur noch auf maximal 60 Prozent korrigieren und schickte Martina Talamona zum Augenarzt. Diagnose: Morbus Stargardt.
Erblindung und Burnout
Die Diagnose war ein Schock, erinnert sich Martina Talamona. Sie klammerte sich an die Hoffnung, dass die Krankheit bei ihr hoffentlich möglichst langsam voranschreiten würde, doch diese Hoffnung wurde nicht erfüllt.
Martina Talamona hat zu dieser Zeit als Personalleiterin gearbeitet und war in einer beruflich sehr anspruchsvollen Phase, sagt sie. Durch ihre verminderte Sehfähigkeit, wurde sie langsamer bei der Arbeit und versuchte dies durch zusätzliches Arbeiten abends und am Wochenende auszugleichen. Die Folge: Zusätzlich zu der Verschlechterung ihrer Sehkraft rutschte sie in ein Burnout.
Erblindung, Burnout, Depression: auf der Suche nach Hilfe
Ihr Weg führte sie in eine auf Burnout spezialisierte Klinik. Dort konnte sie sich durch ihre zunehmende Erblindung allerdings nicht zurechtfinden. Sie erreichte ihren absoluten Tiefpunkt, sagt Martina Talamona rückblickend. Aber: Es sei auch der Moment ihrer "Kehrtwende" gewesen.
Blind über die Alpen: Eine Wanderung verändert alles
Mit ihrem Mann Martin hat Martina Talamona trotz ihrer geringen Sehkraft von nur noch zwei Prozent im Sommer 2022 eine Wanderung über die Alpen unternommen. Drei Monate waren sie unterwegs, rund 40.000 Höhenmeter haben die beiden überwunden. Ein großes Abenteuer, das sie verändert hat:
Die Wanderung sei ein Ausprobieren gewesen, wie sie in den Bergen am besten zurechtkommen, sagen Martina und Martin Talamona. Eine Erkenntnis zum Beispiel: Typische Wanderschuhe mit dicken Sohlen sind für Martina ungeeignet. Sie braucht weichere Schuhe, mit denen sie den Boden spüren kann, um sich besser orientieren zu können.
Hilfe für andere: Ausbildung zur Resilienztrainerin
Was hilft Menschen, Krisen zu überwinden? Martina Talamona hätte es zuvor selbst nicht für möglich gehalten, dass sie blind über die Alpen und durch die Dolomiten wandern könnte – und doch hat sie es geschafft.
Man kann lernen, mit schwierigen Situationen zurecht zu kommen, sagt sie. Aus diesem Grund hat sie eine Ausbildung zur Resilienztrainerin absolviert. Nun coachen Martina und Martin Talamona andere Menschen und helfen ihnen, mit Ängsten und Herausforderungen besser umgehen zu können.