Knapp die Hälfte aller Paare, die sich trennen, hat minderjährige Kinder – und davon wiederum die Hälfte trennt sich im ersten Lebensjahr des Kindes. Psychologin Nina Grimm hat das selbst erlebt: Als sie vor acht Jahren Mutter wird, beginnt ihre Beziehung zu kriseln. Eineinhalb Jahre nach der Geburt ihrer Tochter trennen ihr Mann und sie sich, leben ein Jahr lang getrennt. Bis sie wieder zusammenfinden. Wie können Elternpaare mit Kindern gemeinsam glücklich bleiben?
Darum scheitern Beziehungen mit Kindern
- Elternschaft ist eine neue Rolle und neue Rollen sind in der Psychotherapie eine Steilvorlage für eine Krise.
- Viele Paare funktionieren super als Eltern-Team, vernachlässigen dabei aber die Paar-Ebene.
- Im Alltag entzündet sich Streit an Dingen, denen eigentlich tiefere Emotionen und Bedürfnisse zugrunde liegen, über die aber nicht geredet wird.
- Viele Eltern sind auf die Schattenseiten des Lebens mit Kindern nicht gut vorbereitet und darauf, dass Kinder auch Stress bedeuten: Das Paar hat viel weniger Ressourcen für sich selbst und die Paarbeziehung, es gibt mehr und relevantere To-Dos oder Streitfragen wie: "Wie gehen wir mit Erziehungsfragen um?" (z.B. bei den Themen Wutanfälle, Medienkonsum, Partyverhalten, …).
Ist die Beziehung der Eltern angespannt, spüren die Kinder das. Etwa bis zum sechsten Lebensjahr nehmen Kinder laut Nina Grimm die Schuld dafür auf sich: Wenn Mama und Papa sich streiten, beziehen sie das auf sich und denken, sie seien schuld daran. Wenn sie älter werden, positionieren sie sich für eine Seite.
7 Tipps: So schafft ein Paar Eltern sein und die Liebe
- Die Beziehung zum Partner nicht vernachlässigen und aktiv daran arbeiten: Sprecht offen und transparent über die eigenen Bedürfnisse.
- Überlegt euch, wie ihr die geteilten Alltagsaufgaben anhand eurer Fähigkeiten verteilen könnt.
- Elternschaft und das Leben mit Kindern entzieht sich der Planungssicherheit: Sprecht euch als Paar zu, dass die Dinge nicht in Stein gemeißelt sein müssen und es okay ist, sich immer wieder an neue Situationen anzupassen.
- Ihr habt einen Konflikt? Das ist kein Problem! Versucht, den "Drama-Faktor" aus der Tatsache herauszunehmen, dass ihr euch (noch) streitet. Erkennt an, dass ihr nicht gelernt habt, wie ihr mit dem Konflikt konstruktiv umgehen könnt. Seid bereit, das gemeinsam zu lernen.
- Werdet euch bewusst: Was ist die Wurzel eures Konflikts? In 70% der Fälle geht es nicht um den Alltagskonflikt, sondern um tiefere emotionale Themen.
- Werdet euch eurer eigenen Bindungsstile und Beziehungsmuster bewusst und bearbeitet sie jeweils für euch. Wie kann ich es meinem Partner erleichtern, mit meinen "Eigenheiten" besser umzugehen?
- Macht euch bei Konflikten in Erziehungsfragen diese Gedanken: Was sind die wichtigsten Werte, die ich meinem Kind mitgeben will? Was soll in zehn Jahren aus meinem Kind geworden sein? Welche 3-5 wichtigsten Werte können wir unserem Kind heute vermitteln, damit wir die Wahrscheinlichkeit auf dieses Ergebnis erhöhen?
Familie Was Väter anders machen – Männer in der Erziehung
Heute möchten viele Männer präsente Väter sein. Die Forschung ergründet, was Männer anders machen. Klar ist: Kinder profitieren in ihrer Entwicklung von aktiven Vätern.
Prägung: So wichtig ist die Beziehung zu den eigenen Eltern
Laut Nina Grimm ist die Beziehung, die ein Paar zu seinen eigenen Eltern hat, der Boden für das eigene Bindungsverhalten und auch für sein Verhalten gegenüber dem eigenen Kind. So wiederholen manche Eltern beispielsweise das, was sie in ihrer Kindheit erlebt haben. Andere setzen dagegen alles daran, die (vermeintlichen) Fehler ihrer Eltern zu vermeiden. Außerdem entscheiden die eigenen Kindheitserfahrungen mit darüber, welcher Bindungstyp wir sind.