Kampf gegen Sexismus und Gleichberechtigung | Stefanie Lohaus | Journalistin und Feministin
Aus meiner Perspektive ist Feminismus eine Angelegenheit, die allen Geschlechtern gut tut. Weil sie Freiheiten schafft, weil wir uns nicht in dieses enge Korsett der Geschlechterrollen begeben müssen. Ich glaube, davon profitieren auch Männer.
Gewalt gegen Frauen: Darum nimmt sie weiterhin zu
Allein bis zum Weltfrauentag am 8. März hat es 2025 in Deutschland schon mehr als 50 Fälle von Femizid, versuchter Tötung von Frauen und massiver Gewaltandrohung gegeben. Und jeden Tag kommt ein weiterer Fall hinzu.
Gesellschaft Hass auf Frauen – Von Hate Speech bis Femizid
Patriarchale Denkweisen sind der Nährboden für mehr oder weniger offene Abneigung gegenüber Frauen bis hin zu unverhohlenem Hass und Gewalt, meinen viele Forscher*innen.
Statistiken sagen, der gefährlichste Ort für eine Frau ist nicht der Park oder die Innenstadt. Es sind die eigenen vier Wände. Sexualisierte Gewalt in der Partnerschaft hat zuletzt um sechs Prozent zugenommen. Wie kann es sein, dass die Gewaltspirale in aufgeklärten Zeiten so ansteigt? Ein Grund: die zunehmende Unsicherheit der Menschen durch mehr und mehr Krisen.
Konzepte gegen häusliche Gewalt – Was tun, wenn er prügelt?
Gewalt entlädt sich immer in Krisensituationen. Dahinter stecken Aggressionen und Abwehrverhalten von Männern gegenüber von Emanzipation. Das sind häufig Situationen, in denen Frauen heraus wollen aus der Beziehung. Der Mann versteht die Frau als seinen Besitz und kommt damit nicht klar.
Gleichberechtigung von Frau und Mann: Warum wird "Care Arbeit" nicht anerkannt?
Frauen als "daheimbleibende Versorger", von Haushalt, Kindern, Familie: die klassische Rollenverteilung aus dem 19. Jahrhundert. Sie habe bis heute zu ungleichen Gewichtungen, Machtverteilungen und ökonomischen Verhältnissen geführt, kritisiert Stefanie Lohaus. In der feministischen Diskussion um Gleichberechtigung geht es auch darum, wer diese "Care-Arbeit" übernimmt. Und vor allem auch, dass sie weder anerkannt noch entlohnt wird.
Ein zentrales Thema ist: Wer übernimmt Sorge-Arbeit? Die wird, so wie wir uns entwickelt haben als Gesellschaft in der Industrialisierung, eben nicht bezahlt. Stattdessen gibt es die Erwerbsarbeit: Die wird bezahlt. Aber von der wurden Frauen systematisch ausgeschlossen.
Zwei Frauen aus BW erzählen Weltfrauentag: Zwischen Care-Arbeit, Gender-Pay-Gap und Tradwife-Trend
Frauen leisten mehr im Haushalt, betreuen häufiger die Kinder, aber verdienen im Job weniger als Männer. Zwei Mütter über ihren unterschiedlichen Blick auf Familie und Karriere.
Sexismus gegen Männer in Elternzeit
Stefanie Lohaus plädiert dafür, in dieser Frage mehrere Lösungsmodelle parallel anzuwenden. Also nicht entweder den Verzicht auf Kinder oder die Bezahlung der "Care-Arbeit" als alleinige Lösung zu sehen. Sie sagt, unsere Gesellschaft sollte es sich leisten, dass sie die Frauen mit der Sorge-Arbeit nicht alleine lässt.
Wie man finanzielle Nachteile durch Kindererziehung ausgleichen kann
Interessanter Aspekt, so Lohaus: es gebe immer noch viele Männer, die die Verantwortung für die Care-Arbeit gar nicht übernehmen möchten. Einer der Gründe: großer Gegenwind.
Wir wissen, dass Väter, die in Teilzeit gehen, die Elternzeit nehmen möchten, durchaus auch Sexismus erfahren. Sie bekommen gesagt 'Du bist eine Lusche' und müssen berufliche Nachteile befürchten.
Das hat die Frauenquote in Politik und Wirtschaft mit Demokratie zu tun
Der Wahlkampf zur vorgezogenen Bundestagswahl 2025 hat sich hauptsächlich zwischen zwei Männern abgespielt. Nur ein Drittel der Kandidierenden für den Bundestag waren Frauen. Ist das nicht anachronistisch? Wie steht Stefanie Lohaus zum Thema Quoten?
Dafür, dass es in Deutschland sehr wenige Quoten gebe, meint Lohaus, werde überproportional viel darüber diskutiert. In der Politik spricht sie sich sehr klar für Paritätsgesetze aus. Das sind Wahlgesetze, die nur Parteien mit quotierten Listen zur Wahl zulassen.
Repräsentation ist sehr wichtig, und da ist es wichtig, dass wir viele verschiedene Stimmen haben. Nur: Die haben wir nicht, nicht nur in Bezug auf Frauen. Das ist ein Problem für die Demokratie, weil bestimmte Sichtweisen und Erfahrungen nicht mit einfließen in die Gestaltung unserer Gesellschaft.
Zu wenig Frauen in Führungspositionen - Was die Politik falsch macht
"Missy Magazin" von Lohaus will ein neues Frauenbild vermitteln
Die Journalistin Stefanie Lohaus ist Mitbegründerin des feministischen "Missy-Magazins für Popkultur, Politik und Style". Nach eigener Aussage "ein Magazin für eine neue Generation, die sich nicht mit bestehenden Geschlechterklischees identifizieren und spielerisch mit Rollenzuschreibungen umgehen kann".
Außerdem verfasst Lohaus u.a. auf "Zeit Online" einen Blog zum Thema Sexismus. Sie hält Vorträge und gibt Workshops zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Frauen in den Medien, demografischer Wandel und Rechtspopulismus.
Sich als Feministin zu bezeichnen, löst immer noch bei manchen Menschen Unbehagen aus. Aber ich glaube: Es gibt da draußen viel mehr Feminist:innen, als sie es selber von sich sagen würden.