Der Hip Hop Musiker und Sänger Peter Fox wurde mit Hits wie „Haus am See“ oder „Alles neu“ so bekannt, dass er 2009 verkündete, nicht mehr solo auftreten zu wollen. Aber zur großen Freude seiner Fans ging er 2023 mit neuem Album auf Tour. Für seine Heimatstadt Berlin hatte er eine besondere Idee: Mehrere kostenlose Konzerte wollte er dort in Brennpunkt-Stadtvierteln geben auch mit lokalen Nachwuchskünstlerinnen.
Stadtteilfest an neuralgischen Orten
Umsonst und draußen - so könnte man das Konzept der Block Party zusammen fassen: ein Stadtteilfest für junge Leute. Populär geworden ist die Idee in den USA in den 1970ern, mit Essen, Musik und Tanz, wobei sich häufig junge Hip Hop Künstler aus der Gegend präsentieren konnten.

Für seine Heimatstadt Berlin plant Pierre Baigorry alias Peter Fox 2024 sowas ähnliches: kostenlose Konzerte an neuralgischen Orten, die eine schlechte Presse haben, als Drogenumschlagplatz oder Brennpunkt von Jugendgewalt wie der Görlitzer Park in Kreuzberg, das Columbiabad in Neukölln oder ein Platz in Marzahn Hellersdorf.
Berlin ist ein Bürokratie-Moloch
Die vielleicht größenwahnsinnige, auf jeden Fall aber charmante Idee: Nachwuchsmusikerinnen und Musiker sollen mit ihm zusammen auftreten. Eine friedliche Party die den Kiez zusammenbringt. Aber, was Peter Fox dabei vor Augen geführt wird: Berlin ist halt manchmal auch die Hauptstadt der Bürokratie.
Zwei Konzerte werden abgesagt
Die Dokumentation von David Seeberg begleitet die Vorbereitungen zu den Auftritten, das Warten auf Genehmigungen, die Rückschläge - schließlich werden am Ende zwei Konzerte von der Stadt abgesagt - der Film streut von Anfang an aber immer schon Ausschnitte aus den Konzerten ein, die tatsächlich dann stattfinden konnten: und die gelöste, begeisternde Stimmung überträgt sich sofort, auch über den Fernseher.

Doku setzt auf Begegnungen mit jungen Musikerinnen und Musikern
Dabei ist sich Peter Fox mit seinem Publikum einig, dass man sich mit dem Leben in Berlin nur kritisch-liebevoll auseinandersetzen kann. Vor allem aber zeigt die Doku die Begegnungen mit den jungen Musikerinnen und Musikern.
Die 16-jährige Cerin aus Gropiusstadt schreibt für den Auftritt ihren ersten eigenen Song. Rapper Nik aus Marzahn erzählt von seiner schweren Kindheit und wie ihm Musik geholfen hat. Und mit dabei ist auch der Rapper Kevin, der sich als Künstler „44 Grad“ nennt und der sein Geld als Erzieher in einer Kita verdient.
Besondere Konzertmomente
Diese kleinen Porträts machen den Charme dieser besonderen Konzertdoku aus. Musik als Mittel der Begegnung von unterschiedlichen Charakteren, von verschiedenen Generationen, unterschiedlicher Herkunft. Und als Medium, sich mit der eigenen Geschichte und den Grundlagen des Zusammenlebens auseinanderzusetzen.
Drei Konzerte sind es am Ende geworden. Als Form sozialen Engagements sind sie vielleicht etwas naiv und vielleicht nicht sonderlich nachhaltig. Aber in den Berliner Bezirken wurden sie als wichtiges Zeichen gesehen.
Mit ihnen setzt auch die Doku der Schwarzmalerei und dem Frust vieler Leute eine Großstadtenergie und Menschenliebe entgegen, bei der einem das Herz aufgeht.
„Block Party-Peter Fox feiert mit Berlin“ ab sofort in der ARD Mediathek
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