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Otto Herbert Hajek-Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart: Kunst kann den Menschen ändern

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Sophia Volkhardt
Sophia Volkhardt

Otto Herbert Hajek (1927 - 2005) war überzeugt, „dass die bildende Kunst den Menschen in seinem Verhalten verändern kann“. Im Stuttgarter Stadtbild sind die bunten Farben und die Skulpturen des Bildhauers allgegenwärtig. Dass sein Werk viel mehr umfasst, zeigt jetzt eine Retrospektive im Stuttgarter Kunstmuseum. Eine vielfältige Schau auf seine spannende künstlerische Entwicklung – durch alle Kunstgattungen.

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Otto Herbert Hajek, Adelaide, 1977, Mappe mit 10 Serigrafien
Otto Herbert Hajek, Adelaide, 1977, Mappe mit 10 Serigrafien, Kunstmuseum Stuttgart Bild in Detailansicht öffnen
Otto Herbert Hajek, Bild 33 Zeichen am Wege 8, 1973–1979, Acryl und Gold auf Leinwand, 170 x 150 c
Otto Herbert Hajek, Bild 33 Zeichen am Wege 8, 1973–1979, Acryl und Gold auf Leinwand, 170 x 150 cm, O.H. Hajek-Kunststiftung im Kunstmuseum Stuttgart Bild in Detailansicht öffnen
Otto Herbert Hajek, Farbwege 6512, 1965, Holz und Stahl, bemalt, 220 x 107 x 48 cm
Otto Herbert Hajek, Farbwege 65/12, 1965, Holz und Stahl, bemalt, 220 x 107 x 48 cm, O.H. Hajek-Kunststiftung im Kunstmuseum Stuttgart Bild in Detailansicht öffnen
Otto Herbert Hajek, ohne Titel, 1970, Serigrafie, 64 x 61,4 cm
Otto Herbert Hajek, ohne Titel, 1970, Serigrafie, 64 x 61,4 cm, O.H. Hajek-Kunststiftung im Kunstmuseum Stuttgart Bild in Detailansicht öffnen
Otto Herbert Hajek, ohne Titel, 1977, Serigrafie, 60,4 x 60,2 cm
Otto Herbert Hajek, ohne Titel, 1977, Serigrafie, 60,4 x 60,2 cm, O.H. Hajek-Kunststiftung im Kunstmuseum Stuttgart Bild in Detailansicht öffnen
Otto Herbert Hajek, Stadtzeichen Stuttgart, 19691974, Kleiner Schlossplatz, Stuttgart
Otto Herbert Hajek, Stadtzeichen Stuttgart, 1969/1974, Kleiner Schlossplatz, Stuttgart, saai I Archiv für Architektur und Ingenieurbau, KIT Karlsruhe, Werkarchiv O. H. Hajek Bild in Detailansicht öffnen

Klein Bronzen und große Plastiken

Drei kleine Bronzen – die Farbe darauf für Otto Herbert Hajek nahezu unauffällig. Farbwege nennt sie der Künstler. Wandert der Blick aber weiter – zu den Plastiken aus Holz und Stahl – und da sind sie, die Farben, für die Hajek bekannt ist. Vor allem sattes blau, gelb und rot. Die Schau im Stuttgarter Kunstmuseum will Hajeks ganzes Werk in den Blick nehmen, erklärt Kuratorin Sabine Gruber, es ist die erste Hajek Retrospektive in Deutschland seit 2007.

Wichtige Beiträge der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit

Otto Herbert Hajek in seinem Atelier, o.J.
Otto Herbert Hajek in seinem Atelier, o.J.

Hajek wird oft auf zwei Aspekte reduziert: Da sind die sogenannten Raumknoten – filigrane, gitterartige Bronze-Plastiken, die fast in den Raum zu wuchern scheinen. Wichtige Arbeiten im Kontext der Informellen Kunst, der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit, die Hajek maßgeblich geprägt hat.

Markante Plastiken im öffentlichen Raum

Otto Herbert Hajek, Stadtzeichen Stuttgart, 19691974, Kleiner Schlossplatz, Stuttgart
Otto Herbert Hajek, Stadtzeichen Stuttgart, 1969/1974, Kleiner Schlossplatz, Stuttgart, saai I Archiv für Architektur und Ingenieurbau, KIT Karlsruhe, Werkarchiv O. H. Hajek

Auf der anderen Seite sind da die bunten großen Plastiken im öffentlichen Raum, Wegzeichen – oder ganze Bau Projekte wie das markante Gebäude des Leuze Mineralbades in Stuttgart – ein Gesamtkunstwerk, das Anfang der 80er Jahre entstand. Seine künstlerischen Anfänge sind da fast in Vergessenheit geraten. So zeigt die Ausstellung auch figurativ gegenständliche Arbeiten, die sich an christlich-religiösen Motiven orientieren. Eine

Die Welt mit den Mitteln der Kunst verbessern

Hajek will also für die Gesellschaft arbeiten – ein ganz neuer Künstlertypus. Die Welt mit den Mitteln der Kunst verbessern – das möchte Hajek auch 1969 mit dem ambitionierten Projekt „Platzmal“. Auf dem Kleinen Schlossplatz in Stuttgart lässt Hajek den Boden großflächig mit geometrischen Formen bemalen und stellt mehrere Plastiken auf, die auch zum Sitzen und Verweilen einladen sollen. Auch die Wände der umliegenden Gebäude werden bespielt. Der Plan geht auf: die kontrovers diskutierte Betonwüste – auch „die kalte Platte“ genannt – wird zum belebten Hotspot. Auch ein Aspekt der Ausstellung

Wem gehört der öffentliche Raum?

Otto Herbert Hajek, Farbwege 6512, 1965, Holz und Stahl, bemalt, 220 x 107 x 48 cm
Otto Herbert Hajek, Farbwege 65/12, 1965, Holz und Stahl, bemalt, 220 x 107 x 48 cm, O.H. Hajek-Kunststiftung im Kunstmuseum Stuttgart

Der Raum ist das Stichwort – Hajeks Plastiken entstehen aus dem Erleben des Raumes – als eine der Grundvoraussetzungen menschlichen Seins. Das heißt, der Mensch wird immer mitgedacht. Dabei traut der Bildhauer der Kunst sogar noch mehr zu, wie er in einem Interview 1977 erklärt.

Ich bin überzeugt, dass von bildender Kunst und […] von unserer Stadtlandschaft Kräfte auf die Psyche des Menschen wirken, die befähigt sind, ihn in seinem Verhalten zu verändern.“

Kunstkollektiv will Stadt nach dem Vorbild Hajeks beleben

Die Idee des Stadtraumes als Kunstraum greift die Ausstellung im Kunstmuseum auf und startet sozusagen einen Neuversuch: das Kunstkollektiv „Umschichten“ will mit einer temporären Intervention nach Hajeks Vorbild den urbanen Raum mit den Mitteln der Kunst neu beleben. Nicht Platzmal sondern Platzprobe nennen sie das. Skulpturale Objekte, die den Kleinen Schlossplatz heute hinterfragen und ergänzen.

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