Der Amerikaner Richard McGuire hat viele Talente: Er ist Illustrator, Musiker, Produktdesigner oder Regisseur von Animationsfilmen. Spätestens mit der Graphic Novel „Here“ von 2014 wurde der Künstler weltweit bekannt und beeinflusste die Comicszene maßgeblich. Die Ausstellung „Then and There, Here and Now“ im Cartoonmuseum in Basel zeigt, wie vielfältig und tiefsinnig das Werk von Richard McGuire ist.
Richard McGuire übersetzt Sound in Zeichnungen
Es klingelt, eine Türe öffnet sich, Konversation ist zu hören, das Stromnetz brummt leise, jemand räuspert sich. Eine Klimaanlage schaltet sich ab. Es ist Musik zu hören – und auch ein Magengrummeln. Geräusche die Richard McGuire in seinen „Sound Drawings“ – Geräusch Zeichnungen – in einer Art Diagramm zueinander in Bezug setzt.
Er erzählt eigentlich keine Geschichte – und doch entstehen im Kopf Bilder und Assoziationen. Vielleicht eine Vorstadtsiedlung im Sommer? Richard McGuire schafft es, Sound in Zeichnungen zu übersetzen
Sound und Musik begleiten McGuire schon immer
Mit den Sound-Diagrammen aus den letzten Jahren knüpft er indirekt an seine künstlerischen Anfänge an. Sound und Musik begleiten McGuire schon immer. Die Retrospektive im Cartoonmuseum Basel nimmt sich Zeit für die unterschiedlichen Stationen des Künstlers. In jungen Jahren zieht er nach New York, gründet mit anderen die Post-Punk-Band „Liquid Liquid“, die auch den Hip-Hop prägt. Er entwirft die Cover und Plakate.
Dass er Künstler ist, wusste er aber schon lange vorher, erklärt die Leiterin des Cartoonmuseums Basel, Annette Gehrig: „In der Schule kam ein Fotograf und fotografierte die Klasse, und der Lehrer meinte: ‚Seid doch mal alle lustig‘ – aber Richard meinte: ‚Nein, ich bin Künstler, ich bleibe hier seriös sitzen.‘ Also er hat sich immer als Künstler verstanden. Er hat Kunst studiert und Bildhauerei. Das sieht man in seinem Werk und das gehört auch zum Comic.“
Spiel mit Raum, Rhythmen und Bewegungen.
Und so sind seine Figuren ein Spiel mit Raum, Rhythmen und Bewegungen. McGuires minimalistische Formensprache und Ästhetik finden sich später auch in seinen Illustrationen für die Titelseite der renommierten Zeitschrift „The New Yorker“ wieder. Wie der Künstler dabei gearbeitet hat, zeigen Skizzen zu seinen Covers, die der Ausstellung zu sehen sind.
Annette Gehrig: „Wie er diese Figur kreiert, dass sie trotzdem diese Lebendigkeit hat. Man kann diese Abstraktion, diese Reduktion nachvollziehen in den Vorarbeiten, die hier aneinandergereiht sind. Und man sieht hier auch wie er auf dem Blatt die Farben zusammensetzt, wie er die Töne mischt, bis er den Ton gefunden hat.“
Entstehungsgeschichte von Richard McGuires Kultbuch „Here“.
Ein Ausstellungsraum widmet sich detailliert der Idee und Entstehungsgeschichte hinter Richard McGuires Kultbuch „Here“. Wie kann man sich eine Zeitreise auf 300 Seiten vorstellen? Ausgehend von einem Wohnzimmer, das von seinem Elternhaus inspiriert ist, stellt McGuire gleichzeitig unterschiedliche Zeitpunkte in diesem Raum vor.
Annette Gehrig: „Diese neue Idee von Zeit-Konzept, die heute im Comic genutzt wird, ist etwas, was Richard McGuire neu angewendet und gezeigt hat. Ich kann darstellen, was 1950 passiert ist, ich kann Täter und Opfer nebeneinander bringen und eine Komplexität schaffen. Das macht es auch so anspruchsvoll, Comics zu lesen.“
Mehrere Zeitebenen am selben Ort
So zeigt McGuire das Wohnzimmer in Blauschattierungen, mit Ornamenttapete und Zierpflanze im Jahr 1915. In der Mitte der Seite dann aber – wie ein neues Fenster im Browser – ist die Darstellung eines gewaltigen Bisons auf einer Wiese zu sehen. 10.000 vor Christus. Und darunter liest in einem dritten Fenster eine junge Frau ausgestreckt auf dem Boden im Jahr 1970 entspannt in einem Buch. Ein Ort zu ganz unterschiedlichen Zeiten und kleine Fetzen von Geschichten.
Im neuen Projekt geht es um eine Minute auf der ganzen Welt
Das Thema Zeit lässt Richard McGuire nicht los – auch bei seinem neuen Projekt – wieder eine Graphic Novel. Richard McGuire: „Die Idee des neuen Buches ist sozusagen das Gegenteil von „Here“. Es geht um eine Minute in der Zeit, die sich überall auf der Welt abspielt. Anstatt an einem Ort über Milliarden von Jahren spielt es überall in nur einer bestimmten Minute. Das hat mich begeistert und ich bin schon dabei, es zu entwickeln.“
Und – ganz nebenbei – veröffentlicht McGuire auch noch neue Musik – diesmal als Solokünstler – es soll ja nicht langweilig werden …
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