Gespräch

Sex & Gewalt – Ausstellung über Tödliches Begehren in der Kunst in Albstadt

Stand
INTERVIEW
Wilm Hüffer

Wer sich in der Kunstgeschichte umschaut, der findet dort vor allem: Gewalt und Sex. Das zeigt zumindest die neue Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt, die sich den Motiven sexualisierter Gewalt widmet.

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Man muss die Geschichte hinter dem Bild kennen, um die Gewalt zu verstehen

„Tatsächlich ist auf den ersten Blick die Gewalt gar nicht ersichtlich, nicht wirklich zu erkennen", sagt die Kuratorin Melanie Loeckel über die großen Werke der Kunstgeschichte.

Man müsse die Geschichte hinter den Werken wie „Susanna im Bade" von Franz von Stuck kennen, sagt Loeckel: "Das ist notwendig, um den ganzen Kontext und die Gewalt zu verstehen. Und dann wird schnell deutlich, dass es einfach um ein ganz anderes Frauenbild geht, als wir das heute haben, als wie das die Geschichte der Susanna erzählt. Das Wort der Frau der jungen Frau wiegt einfach viel, viel weniger als das der Männer."

Viele berühmte Maler haben die Susanna im Bade gemalt

Ein gutes Beispiel für diese Art von Darstellungen: In der Bibel wird beschrieben, wie zwei ältere Männer versuchen, die junge Frau zu vergewaltigen. Die beiden Männer, angesehene Richter, beschuldigen die sich wehrende Susanna, Ehebruch begangen zu haben.

Viele berühmte Maler hätten dieses Motiv gemalt, aber die angedrohte Gewalt werde meist subtil angedeutet, sagt Loeckel. Es sei das Eindringen in die Intimssphäre Susannas, der begierige Blick der beiden Männer auf den entblößten weiblichen Körper, in denen die Gewalt aufscheine, so Loeckel.

Drastischere Abbildungen von Gewalt bei George Grosz und Otto Dix

Viel drastischer und konkreter hingegen scheinen Gewalt und Sex in den Werken von George Grosz oder Otto Dix auf, die ebenfalls in Albstadt zu sehen sind: Prostituierte, Perversionen, Kriegsversehrte bestimmen die Bilder. Dabei spielten nicht nur die sich in den 1920er-Jahren wandelnden Vorstellungen von Moral und Sittlichkeit eine Rolle, sondern auch der Blick der beiden Maler auf die Verlierer und Verliererinnen der Gesellschaft, die Randexistenzen.

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