Das Leben des norwegischen Malers Edvard Munch war von psychischen Problemen und großer Einsamkeit geprägt, Werk und Persönlichkeit sind schwer zu trennen. Regisseur Henrik Martin Dahlsbakken erzählt Munchs Leben quer durch die Epochen mit vier verschiedenen Darstellern, darunter einer Frau. Insgesamt ein enttäuschendes Biopic, findet Filmkritiker Rüdiger Suchsland.
Eigenes Emoji für Munchs bekanntestes Gemälde
Das Bild „Der Schrei“ kennt jeder. Das weltberühmte Gemälde ist Teil der Popkultur, hat sein eigenes Emoji und war letztes Jahr in den Schlagzeilen, als es von Klimaaktivisten attackiert wurde. Der norwegische Regisseur Henrik Martin Dahlsbakken widmet sich nun mit seinem Spielfilm „Munch" ganz seinem Schöpfer, dem norwegischen Künstler Edvard Munch. Der Film ist aber nur oberflächlich betrachtet ein ganz normales Künstlerportrait.
Munch im Alter als melancholischer Greis
Der Film zeigt seine Hauptfigur in verschiedenen Altersstufen. Es beginnt mit Munch als Greis. Die Deutschen haben im Zweiten Weltkrieg Norwegen besetzt, es droht die Beschlagnahmung seiner Gemälde.
In diesen Jahren erlangte der Maler in den Vereinigten Staaten große Anerkennung und erhielt zahlreiche Ehrungen. Im Film zieht es der Regisseur jedoch vor, eine eher melancholische Figur zu zeigen, die in einem halbdunklen Haus eingesperrt ist und sich ihren Erinnerungen und ihrer Einsamkeit hingibt.
Zeitreise rückwärts durch das Leben von Munch
Dann reist der Film zurück, zeigt Munch als psychisch kranken Mann mittleren Alters, in einer Klinik in Kopenhagen. Er hört Stimmen. Als Nächstes dann Munch als Mittzwanziger, der mit seiner Familie in einem Landhaus wohnt und eine Affäre mit der verheirateten Milly Thaulow hat.
Dann gibt es noch einen Handlungsstrang, der ins Phantastische ausholt: Edvard Munch als Mittdreißiger im Berlin von heute. Aus der Berliner Zeit stammt auch Munchs bekanntestes Werk, „Der Schrei“, aber der Regisseur beschließt klugerweise, es nur in Skizzen zu zeigen und stattdessen die phantastischsten Elemente in einem zeitgenössischen Berlin mit expressionistischem Himmel einzuführen.
Edvard Munch im Berlin der Gegenwart
Wenn der Film die Kühnheit gehabt hätte, die Geschichte von Edvard Munch nur aus unserer Gegenwart zu erzählen, hätte das die Zeitlosigkeit von dessen Werk unterstrichen. In diesem Teil finden wir auch die interessantesten Reflexionen über die Autorenschaft und die Kunstwelt, wenn ein Fremder Munch nach der Schließung einer seiner Ausstellungen in einer Diskothek anspricht und behauptet, dass seine Arbeit keinen Wert habe.
Verwirrende Zeitsprünge im Leben des Malers
Die Film-Erzählung ist insgesamt ungewöhnlich. Der Regisseur scheint den Zuschauer mit Zeitsprüngen zwischen verschiedenen Etappen im Leben des Malers mit sehr unterschiedlichen Darstellern in die gleichen Wahnvorstellungen hineinversetzen zu wollen wie seine Hauptfigur sie erlebte, so häufig werden die Zeiträume durcheinandergeworfen. Er versucht, Munchs ganzes Leben, sein Denken und seine Arbeit zu erfassen, aber er geht kaum auf dessen Beweggründe und Interessen als Maler ein.
Insgesamt ein enttäuschendes Biopic
Die einzelnen Munch-Darsteller ähneln einander nicht im Geringsten, die Leistungen sind uneinheitlich. Auch die Dialoge sind oft prätentiös, besonders die Diskussionen über Kunst und Künstler entbehren jeglicher Substanz. Wer sich für Edvard Munch interessiert, sollte besser die bis Ende Januar und April 2024 laufenden Munch Ausstellungen in Berlin und Potsdam besuchen.
Trailer „Munch“, ab 14.12. im Kino
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