Europäische Version von „Star Wars“

„Das Imperium“ von Bruno Dumont – Galaktischer Krieg in der französischen Provinz

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Autor/in
Rüdiger Suchsland

In einem kleinen Fischerdorf an der nordostfranzösischen Küste landen Truppen eines galaktischen Imperiums, um ein Neugeborenes gewaltsam zu rauben, dem ein außergewöhnliches Schicksal prophezeit wurde. Die Abgesandten der Königin eines anderen Planetenreichs versuchen, dies zu verhindern.

Ein Anfang mit Wucht – zuhause liegt ein Neugeborenes

Ein Fischer steuert sein Boot nach einem harten Arbeitstag an die Küste. Zuhause angekommen, wartet ein neugeborenes Baby auf ihn. Von der Mutter ist keine Spur, bis sie ein paar Stunden später auftaucht und das Kind verlangt – man versteht, dass es sich um ein geteiltes Sorgerecht handelt, das Kind solle die nächsten Tage bei ihr bleiben.

So beginnt der Film mit einer ganz alltäglichen Szene. Es folgt ein schrecklicher Unfall, ein phantastisches Überleben. Ein Anfang mit Wucht. Doch diese Überraschungen nehmen im Laufe der Handlung noch zu.

Filmstill
In einem kleinen Dorf an der Côte d'Opale sorgt die Ankunft eines Neugeborenen für Unruhe in der Galaxie. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Die imperialen Streitkräfte landen auf der Erde, um sich des Kindes zu bemächtigen, dem ein außergewöhnliches Schicksal vorhergesagt wird. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Doch die Abgesandten der Königin (Camille Cottin) wollen sie daran hindern. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Unter dem apathischen Blick von zweier Polizisten wird Nordfrankreich zum Epizentrum eines Krieges von ungeheuren Ausmaßen ... Bild in Detailansicht öffnen

Europäische Version von „Star Wars“

Diesen Film könnte man am besten als europäische Version von „Star Wars“ oder auch als französische Weltraumoper beschreiben. Oper bedeutet hier nicht, dass in diesem Film gesungen wird, gemeint ist die große Geste und der Spaß an der Wirklichkeitsverfremdung.

Wer das Werk des französischen Regisseurs Bruno Dumont ein bisschen kennt, weiß, dass er zweierlei Arten von Filmenmacht: Ernste, brutale, schwermütige und komödiantisch-leichte. „L'Empire“, „Das Imperium“, ist eindeutig letzteren zuzuordnen.

Filmstill
In einem Fischerdorf im Norden Frankreichs herrschen die Ritter der interplanetaren Imperien in einer Parallelwelt. Sie fürchten eines am meisten: die Geburt des Magrat, einer unreinen Bestie.

Endlich ist mal was los in der nordfranzösischen Provinz

Beide Phasen haben gemeinsam, dass sie auf dem nordfranzösischen Land spielen, in Flandern und in der Normandie. Sie haben gemeinsam, dass sie die ländliche Bevölkerung – vergleichsweise ungebildete, aber moralisch reine Bauern – in den Fokus nehmen. All diesem Filmen gemeinsam ist eine transzendente Komponente, ein Subtext des Religiösen, Heiligen, etwas, das nicht von dieser Welt ist. 

Was wäre eigentlich, wenn in Flandern, der Heimat der „Shti's“-Komödien, UFOs mit Außerirdischen landen würden? Das Personal in diesem Film ist zuerst irritiert und genervt, dann aber erbaut und erfreut, das endlich mal etwas los ist, und ihr Leben Bedeutung bekommt.

Bruno Dumont zeigt das Absurde von Science Fiction als Ersatzreligion

Es ist offensichtlich, dass Bruno Dumont hier beabsichtigt, das Absurde solcher Geschichten zu beleuchten, die im kommerziellen Hollywood-Kino wie am Fließband produziert werden und für die Filmwirtschaft immer wichtiger werden. Für den durchschnittlichen Zuschauer weltweit stellen sie längst eine Art von Ersatzreligion dar. 

„Das Imperium“ ist ein mit vielen wunderbaren französischen Schauspielern gespickter Film mit kleinen charmanten Momenten und Einfällen, mehr oder weniger gelungenen Gags wie das Training mit Laserschwertern – ein fernes Echo auf Roger Vadims Klassiker „Barbarella“ mit Jane Fonda und Luc Bessons „Valerian“ – die bisher gelungensten Verschmelzungen französischer und amerikanischer Science Fiction.

 Trailer „Das Imperium“, ab 21.11. im Kino

DAS IMPERIUM - Trailer Deutsch (2024) - Bruno Dumont, Lyna Khoudri, Anamaria Vartolomei

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Rüdiger Suchsland