Zum 70. Geburtstag der Schauspielerin

Die Wandelbare: Corinna Harfouch von Lady Macbeth bis Magda Goebbels

Stand
Autor/in
Ina Beyer

Sie ist eine der bedeutendsten Schauspielerinnen des Landes, hat in mehr als hundert Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt und mit Regisseurinnen und Regisseuren wie Margarethe von Trotta und Andreas Dresen zusammengearbeitet. Zu Hause fühlt sie sich aber nach wie vor auf der Theaterbühne. Ein Blick auf eine außergewöhnliche Schauspielkarriere.

 

Corinna Harfouch in dem Spielfilm "Das Versprechen" von Margarethe von Trotta
Corinna Harfouch hat in mehr als hundert Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, mit Regisseuren wie Margarethe von Trotta (hier zu sehen in ihrer Rolle in „Das Versprechen“, 1994), Hermine Huntgeburth, Andreas Dresen oder Oliver Hirschbiegel. Bild in Detailansicht öffnen
16.08.2018, Weimar, Thüringen: Susanne Wolff (l) als Macbeth und Corinna Harfouch als Lady Macbeth
Ihren größten Bühnenerfolg zu DDR Zeiten hatte Corinna Harfouch 1983 als „Lady Macbeth“ unter der Regie von Heiner Müller an der Berliner Volksbühne. Hier ist sie in dieser Rolle in einer Inszenierung von 2018 in Weimar gemeinsam mit Susanne Wolff (links als Macbeth) zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
German actor Michael Gwisdek and actress Corinna Harfouch in the movie The Big Mambo, Germany 1998 PUBLICATIONxNOTxINxITA
Vor und nach 1989 aber hat die Mimin immer auf Bühne und Leinwand agiert und dem vermeintlich harten Kern ihrer Figuren haarfeine Risse zugefügt. Mit ihrem späteren Ehemann Michel Gwisdek arbeitet sie bereits bei seinem Regiedebüt zusammen. Hier sind beide in „Das Mambospiel“ von 1998 zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
MOET & CHANDON Fashion Debut - Berlin Corinna Harfouch und Sohn Johannes Gwisdek beim MOET & CHANDON Fashion Debut im Martin-Gropius-Bau am 21.10.2004 in Berlin.
Aus der Ehe mit Michael Gwisdek geht ein Kind hervor – hier ist Harfouch zu sehen mit ihrem Sohn Johannes, der auch Schauspieler ist. Aus erster Ehe hat Harfouch zudem noch einen Sohn. Bild in Detailansicht öffnen
VERA BRÜHNE D 2001
Bei ihrer Rollenwahl schreckt Harfouch nie vor schweren Stoffen zurück und entwickelt so früh auch im Film einen Ruf als Charakterdarstellerin. Hier zu sehen als mutmaßliche Mörderin Vera Brühne in dem Fernsehzweiteiler von 2001, für den Harfouch den Deutschen Fernsehpreis als beste Hauptdarstellerin erhielt. Bild in Detailansicht öffnen
Wetten, dass...? ZDF v.li.: Thomas Gottschalk, Corinna Harfouch, Götz George 10 98
Auch aus dem Fernsehen war Corinna Harfouch jahrzehntelang nicht wegzudenken: Hier 1998 mit Thomas Gottschalk (links) und ihrem Kollegen Götz George bei „Wetten, dass...?“. Bild in Detailansicht öffnen
Solo für Klarinette, (SOLO FÜR KLARINETTE) D 1998
Mit Götz George war Corinna Harfouch 1998 in Fernsehdrama „Solo für Klarinette“ zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
Corinna Harfouch und Bernd Eichinger bei der Pressekonferenz zum Film DER UNTERGANG
Mit Filmproduzent Bernd Eichinger war Corinna Harfouch liiert, beide hier bei der Pressekonferenz zum Film „Der Untergang“. Bild in Detailansicht öffnen
"Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Im selben Jahr spielt Harfouch zusammen mit Ulrich Matthes am Deutschen Theater (DT) Berlin die Rolle der Martha in Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ in der Regie von Jürgen Gosch. Bild in Detailansicht öffnen
Corinna Harfouch Characters: Rabia Film: Bibi Blocksberg (DE 2002
Einem jüngeren Publikum dürfte Corinna Harfouch auch als Hexe Rabia aus mehreren Bibi Blocksberg-Verfilmungen bekannt sein. Bild in Detailansicht öffnen
Corinna Harfouch als Queen Lear
Der Bühne treu bleibt Harfouch dennoch bis heute: Hier als Queen Lear 2022 am Berliner Maxim-Gorki-Theater. Bild in Detailansicht öffnen
Corinna Harfouch kommt zum Fototermin und zur Preview des Tatortes «Nichts als die Wahrheit» in den Delphi-Filmpalast.
Nachdem sie lange (meistens) erfolgreich einen Bogen um das Krimigenre geschlagen hat, ist Corinna Harfouch nun seit 2023 Kommissarin beim Berliner Tatort. Bild in Detailansicht öffnen

Anfänge am Pioniertheater, Studium an der Schauspielschule Ernst Busch

Die ersten Bretter, die für Corinna Harfouch die Welt bedeuteten, stehen noch: Das ehemalige Pioniertheater, heute Spielbühne Großenhain, wurde 1961 von fünf Kindern und ihrem Deutschlehrer gegründet. Benannt nach der Moskauer Regisseurin Natalia Saz, bot es theaterbegeisterten Schülern eine Bühne – hier begann die Karriere der jungen Corinna Harfouch.

Als sie sich später das erstes Mal an der Schauspielschule bewarb, wurde sie wegen angeblich fehlender Leidenschaft abgelehnt. Die Prüfer hatten die zurückhaltende junge Frau missverstanden. Zunächst schlug sie andere Wege ein, wurde Krankenschwester und begann ein Studium als Textilingenieurin an der TU Dresden.

Doch der Wunsch, Theater zu spielen, blieb lebendig. Bei ihrem zweiten Vorstellungsversuch an der Schauspielschule Ernst Busch wurde sie angenommen und studierte dort von 1978 bis 1981.

Durchbruch an der Berliner Volksbühne

Ihren größten Bühnenerfolg zu DDR-Zeiten feierte sie 1983 als Lady Macbeth in Shakespeares Schotten-Drama unter der Regie von Heiner Müller an der Berliner Volksbühne. Auch nach der Wende kehrte sie dorthin zurück und brillierte 1997 in der Rolle des General Harras aus „Des Teufels General“, wofür sie zur „Schauspielerin des Jahres“ gekürt wurde.

"Des Teufels General" von Carl Zuckmayer hat am 17. Oktober 1996 in der Berliner Volksbühne Premiere - hier während der Fotoprobe am 16.10.1996. Hier eine Szene mit Corinna Harfouch als General der Flieger Harry Harras und Kurt Naumann als Fliegeroffizier Hartmann. Die Regie hat Frank Castorf übernommen.
Nach der Wende kehrte Corinna Harfouch für „Des Teufels General“ an die Berliner Volksbühne zurück. Ihr General Harras, ein deutscher Luftwaffen-General, der den Faschisten als kühner Flieger bei der Kriegsführung hilft, brachte ihr 1997 den Titel „Schauspielerin des Jahres“ ein.

Mit Regisseur Frank Castorf arbeitete Harfouch mehrfach erfolgreich zusammen. Eine besondere Verbindung hatte sie auch zu Jürgen Gosch. In dessen Inszenierung von Tschechows „Die Möwe“ beeindruckte sie als Arkadina zwischen spöttischer Diva und verzweifelt Liebender.

Auch heute bleibt das Theater ihre große Leidenschaft. In Brandenburg, wo sie seit vielen Jahren lebt, hat sie sogar einen eigenen Theatersaal gekauft.

Authentisch und unverwechselbar zwischen Film und Bühne

Vor und nach 1989 hat die nach außen oft kühl wirkende Schauspielerin immer auf Bühne und Leinwand agiert und dem harten Kern ihrer Figuren haarfeine Risse zugefügt. So etwa als leidenschaftlich Begehrende in „Treffen in Travers“ (1987) oder in der tragikomischen Rolle einer Sterbenden im TV-Film „Ruhe! Hier stirbt Lothar“. Zuletzt beeindruckte sie als filmpreisgekrönte Ehefrau und Mutter in „Sterben“ von Matthias Glasner.

Die Familie Goebbels in "Der Untergang" 2004
Im Oscar-nominierten Film „Der Untergang“ spielt Corinna Harfouch 2004 die Rolle der Magda Goebbels. Eine vielbeachtete und vielgelobte Leistung unter der Regie von Oliver Hirschbiegel im Film über die letzten Tage im Führerbunker 1945.

In jeder Rolle glaubt man Corinna Harfouch alles: jede Verachtung, Zerrissenheit oder Wut, die ihren Figuren oft zueigen ist. Corinna Harfouch, die heute siebzig Jahre alt wird, verbiegt und verkauft sich nicht. Und das wird auch in Zukunft so bleiben.

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