Jeder Siebte in Baden-Württemberg armutsgefährdet

Eine Straßenperformance in Stuttgart macht Armut sichtbar

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Theresa Berwian
Autor/in
Katja Schalla

„Armut ist keine Kunst. Aber mit Hilfe von Kunst kann man Armut ein Gesicht geben“. Mit diesem Motto geht das Team vom Citizen.KANE.Kollektiv in Stuttgart auf die Straße – mitten im weihnachtlichen Konsumrausch.

Während andere Geschenke shoppen, veranstaltet das Citizen.KANE.Kollektiv, ein Team freier Kunstschaffender, einen performativen Stadtspaziergang zum Thema Armut.

Auf der Stuttgarter Königstraße begrüßt Conny, Stadtführerin des Vereins Trott-war, eine Gruppe von Teilnehmenden: „Stellt euch vor, ihr seid auf der Straße, gegessen habt ihr den ganzen Tag noch nicht, aber Hunger habt ihr furchtbar. Null Euro in der Tasche, Nacht ist es auch schon, mit dem Gedanken: 'Wo übernachte ich?'“

Szene aus dem "Performativer Spaziergang über die Königstraße"
Conny vom Verein Trott-war führt die Teilnehmenden des performativen Stadtspaziergangs durch die Stuttgarter Innenstadt.

Nach Angaben des Sozialministeriums sind in Baden-Württemberg rund 15 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Damit sind mehr als 1,5 Millionen Menschen in diesem reichen Bundesland von Armut betroffen, also jeder siebte, so der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg im März.

Wie fühlt es sich an als Obdachloser auf der Straße zu sitzen?

Bei der Straßenperformance in Stuttgart versuche das Kollektiv jetzt, Armut nicht auszustellen, sondern „mit von Armut betroffenen Menschen gemeinsam Dinge zu tun“, sagt vom Maximilian Sprenger Citizen.KANE.Kollektiv.

Ein Teilnehmer probiert zum Beispiel aus, wie es sich anfühlt, als Bettler in der Fußgängerzone zu sitzen. „Es war echt unangenehm, wenn die Menschen an einem vorbeilaufen und gar nicht hinschauen. Das ist schon demütigend“, sagt er anschließend.

Das künstlerische Arbeiten ist uns wichtig, aber mit den Menschen zusammenkommen und für jeden Menschen einen Raum zu schaffen, teilnehmen zu können, das war eigentlich die wichtigere Arbeit.

Ausstellung in der Fußgängerzone: AMOS Kreativwerkstatt

Teil des performativen Stadtspaziergang sind außerdem virtuelle Kunstwerke von sozial benachteiligten Künstlern. Mithilfe von Augmented Reality werden die auf den Smartphones der Teilnehmenden mitten in der Stadt sichtbar.

Aber auch ganz reale Gemälde sind Teil des Spaziergangs. Denn der führt zu einer Ausstellung der AMOS Kreativwerkstatt, einem Projekt von zwei Stuttgarter Kirchengemeinden und dem Caritasverband der Stadt. Dabei werden Maluntensilien sozial Benachteiligten zur Verfügung gestellt. Mitten in der Innenstadt sind nicht nur fertige Bilder zu sehen, an einigen wird auch noch gemalt.

Gemeinsames Projekt des Künstlerkollektivs und von Trott-war

Das Citizen.KANE.Kollektiv hat die Stadtspaziergang-Perfomance gemeinsam mit Betroffenen und der Straßenzeitung Trott-war erarbeitet. Die Tour kann allein, in der Gruppe oder auch zu festen Terminen mit der Stadtführerin von Trott-war gemacht werden. In der Dezember-Ausgabe der Straßenzeitung ist eine entsprechende Karte mit 24 Stationen zu finden.

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Theresa Berwian
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