Ausstellung im Marchivum Mannheim

Wie sah der Alltag in Mannheim unter Kurfürst Carl Theodor aus?

Stand
Autor/in
Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim

Kurfürst Carl Theodor hat Mannheim als Förderer von Kultur und Wissenschaft geprägt wie kaum ein anderer. Aber wie lebten die einfachen Mannheimer unter dem Wittelsbacher? Das zeigt das Marchivum Mannheim in einer Sonderausstellung zu seinem 300. Geburtstag.

Die Hofkappelle, die Akademie der Wissenschaften, die reichhaltige und gut bestückte Hofbibliothek: Kurfürst Carl Theodor machte aus der einstigen grauen Festungsstadt Mannheim eine klang- und prunkvolle Residenzstadt, die viele Menschen von weither anlockte, zum Beispiel Mozart und andere Größen jener Zeit.

Der Marktplatz in Mannheim zur Zeit des Kurfürsten Carl Theodor, Stich der Gebrüder Klauber, 1782
Der Marktplatz in Mannheim zur Zeit des Kurfürsten Carl Theodor, Stich der Gebrüder Klauber, 1782.

Zwei Dutzend lebensgroße Holzaufsteller

Aber wie sah der Alltag der einfachen Mannheimerinnen und Mannheimer aus, jenseits des kurfürstlichen Hofes? Im Ausstellungsraum stehen etwa zwei Dutzend lebensgroße Holzaufsteller, auf dem Boden ist der Grundriss Mannheims nachgezeichnet.

Die Aufsteller zeigen Menschen aus allen sozialen Schichten, zum Beispiel ein Bettler und eine Marktfrau ... und natürlich auch Josefa Seyffert, die berühmteste unter den zahlreichen Mätressen Carl Theodors. Sie gebar Carl Theodor vier uneheliche Kinder.

Pappfigur von Josefa Seyffert, eine Mätresse des Kurfürsten Karl Theodor
Pappfigur von Josefa Seyffert (rechts), der berühmtesten Mätresse des Kurfürsten Karl Theodor.

Kaum Quellenmaterial zu den zahlreichen Mätressen Carl Theodors

Vieles aus dem damaligen Alltagsleben haben die Marchivum-Historiker aus wenigen verfügbaren Quellen hergeleitet, zum Beispiel aus Ratsprotokollen oder kurfürstlichen Verordnungen. Kaum Quellenmaterial gibt es zu den zahlreichen Mätressen, die Kurfürst Carl Theodor um sich scharte.

Porträt Dr. Thomas Throckmorton
Thomas Throckmorton, stellvertretender Direktor vom Marchivum Mannheim, hat die Ausstellung kuratiert.

Schmähgedicht auf Carl Theodor

Außerdem kommen in der Ausstellung ein Priester, ein Bäcker, eine Malerin… und James Boswell zu Wort, ein Reisender aus dem fernen Schottland, der unbedingt an die Tafel des Kurfürsten geladen werden wollte, dies aber nicht geschafft hat. Daraufhin schrieb er ein Schmähgedicht auf Carl Theodor, in dem er schrieb, der Regent könne ihn „am Allerwertesten lecken“.

Fotografie des Naturalienkabinett, im Erdgeschoss des Schlosses
Fotografie des Naturalienkabinett Carl Theodors im Erdgeschoss des Schlosses.

Großformatige historische Fotografien der kurfürstlichen Gebäude

Den Schlusspunkt der Ausstellung bilden Einblicke in das kurfürstliche Mannheimer Schloss. An den Wänden hängen großformatige historische Fotografien. Sie zeigen zum Beispiel die Hofbibliothek und das „Naturalienkabinett“– eine Frühform des Naturkundemuseums. Und natürlich ist hier auch Carl Theodor höchstpersönlich mit eigener Aufsteller-Figur zu sehen.

300 Jahre Carl Theodor

300. Geburtstag Kurfürst Carl Theodor: Wie der Pfalzgraf Mannheim zur Musikmetropole machte

Carl Theodor war ein Förderer der Künste, insbesondere der Musik. Seine Mannheimer Schule beeinflusst die Musikgeschichte bis heute.

Musikstunde Carl Theodor von der Pfalz – Herrscher über sieben Länder (1-5)

Mit Jan Ritterstaedt

Musikstunde SWR Kultur

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Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim