Der mit einem Messer erstochene Tote entpuppt sich als brutaler Folterknecht, seine Opfer stammen aus der vietnamesischen Community in Berlin. Es ist der zweite Fall von Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke). Die LKA-Beamtin Pham Thi Mai bringt sie auf die Spur einer jungen Vietnamesin – ist sie die Frau, nach der sie suchen?
Folterwerkzeug, Videokamera und Blut im Keller
Es kommt selten vor, dass Kommissare im Tatort einem Mordopfer gegenüber Hassgefühle entwickeln. Hans Engler wird in seiner Wohnung tot aufgefunden. Sieht schlimm aus, mit 20 Messerstichen. Aber Engler selbst hat seine Mörderin zuvor offensichtlich schlimm gequält. Im Keller des Hauses findet die Polizei Folterwerkzeug, eine Videokamera und viel Blut. Es ist ein Fall, der die beiden immer noch neuen Kollegen Karow und Bonard, gespielt von Mark Waschke und Corinna Harfouch, von Anfang an mitnimmt. Gegenseitige Stützen sind sich die beiden aber noch lange nicht.
Die Spur führt in eine vietnamesische Gemeinde
Gesucht wird nach einer Pflegekraft. Und die Spur führt zu einer vietnamesischen Gemeinde, zu jungen Menschen, deren Aufenthaltsstatus nicht eindeutig ist. Und einer Ärztin, die ihnen hilft. Hauptkommissar Karow muss erkennen, dass er mit seiner ruppigen Art nicht weiterkommt. Faszinierend an diesem atmosphärischen und mit großem Gespür für Licht und Farben gefilmten Tatort ist, wie sich Täter- und Opferperspektiven vermischen. Und wie Einblicke in die vietnamesische Lebenswelt Berlins gelingen.
Erinnerungen an die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen werden wach
Die Skepsis vieler Vietnamesen gegenüber Polizei und Behörden hat allerdings wenig mit Geistern zu tun, schon eher zum Beispiel mit den rechtsextremen Angriffen von Rostock-Lichtenhagen, Anfang der 90er-Jahre, als die Polizei zu lange tatenlos zusah. Zu DDR-Zeiten war Vietnam ein sozialistischer Bruderstaat, heute sollen die Frauen den Fachkräftemangel beheben, aber wirklich willkommen haben sie sich wohl nie gefühlt.
Extreme Gewalt ist nur zu erahnen
Vorwerfen kann man dem Film von Mira Thiel und Josefine Scheffler nicht viel, außer vielleicht, dass er sich herausnimmt, die Krimikomponente zwischenzeitlich zu vernachlässigen. Dafür gewinnt er enorm an innerer emotionaler Spannung. Die Kamera lässt extreme Gewalt nur erahnen, ist aber dennoch nah dran an den Körpern, an Haut, Blut, Schmerz und Trauma von jungen Frauen, die meist machtlos sind gegen sexualisierte Verbrechen. Und dass ausgerechnet Robert Karow am Ende zeigt, wie man polizeilich achtsam mit diesen Opfern umgehen kann, ohne sie zu retraumatisieren, das ist eine besondere Pointe.
Trailer zum Tatort „Am Tag der wandernden Seelen“, Ausstrahlung im Ersten am 2.Mai, 20:15 Uhr.
ARD Tatort bei SWR Kultur
Film Wien-Tatort „Dein Verlust“ – Oberstleutnant Moritz Eisner unter Mordverdacht
Harald Krassnitzer feiert als Oberstleutnant Moritz Eisner sein 25-jähriges Dienstjubiläum. In „Der Verlust“ erlebt er mit seiner Partnerin Bibi Fellner, gespielt von Adele Neuhauser, einen denkwürdigen Fall. Erst schmeißt er eine Party zu seinem 60. Geburtstag, auf der er einschläft, dann gerät er bei einem Mord in dieser Nacht selber unter Tatverdacht.