„Brown Babies“, so nannte man Kinder der Nachkriegszeit, deren Väter Schwarze, in Deutschland stationierte US-Soldaten waren. Der Rassismus traf diese Kinder mit voller Wucht: Einige wurden sogar den Eltern entrissen und in Heime gesteckt. Die Berliner Theatermacherin Simone Dede Ayivi und das Mannheimer Stadtensemble bringen deren bedrückende Lebensgeschichten nun auf die Theaterbühne.
Weiße Mutter, Schwarzer Vater
Der Theaterabend erzählt bewegende Geschichten aus einem Nachkriegsdeutschland, das noch deutlich von der Nazi-Zeit geprägt war. In ihrer Kindheit haben die Protagonist*innen besonders unter alltäglichem Rassismus und Behördenwillkür zu leiden gehabt, erklärt Regisseurin Simone Dede Ayivi.
Doch wie bringt man solche Geschichten auf eine Theaterbühne? Auf den Videoleinwänden können die Theaterbesucherinnen und -besucher miterleben, wie die Protagonistinnen gemeinsam über das Areal der ehemaligen US-Kasernen in Mannheim, dem Franklin-Village laufen und nach Spuren ihrer Kindheit und dem Leben ihrer Väter suchen. Auch historische Fotos und Berichte machen deutlich, in welche Zeit hinein diese Kinder damals geboren wurden.
Bürokratischer Rassismus im Nachkriegsdeutschland
Das Absurde an der damaligen Situation war, sagt Simone Dede Ayivi, dass die deutschen und die US-amerikanischen Behörden einen riesigen bürokratischen Aufwand wegen dieser Kinder betrieben hätten. Allein aus dem Grund, weil die Kinder Schwarz waren und als unehelich stigmatisiert wurden und man sie deswegen nicht einfach bei ihren Müttern – und Vätern – gelassen hat.
Dieser Theaterabend soll erst der Anfang der Aufarbeitung dieses Kapitels afrodeutscher Geschichte sein. Gemeinsam mit Simone Dede Ayivi möchte das Mannheimer Stadtensemble möglichst viele dieser Lebensgeschichten sammeln und für das kollektive Gedächtnis bewahren.
Instagram-Reel: Das Schicksal dunkelhäutiger Kinder 1937 in Deutschland
Afrodeutsche Lebenswelten
Zeitgeschichte Die afrodeutsche Bewegung – Schwarz, weiblich, selbstbewusst
In ihrem Manifest "Farbe bekennen" von 1986 machten die Autorinnen Rassismus öffentlich und verwiesen auf die lange, afrodeutsche Geschichte.