lesenswert Magazin

Alte Wunden und neue Erkenntnisse: Bücher, die aus der Vergangenheit lernen

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Redakteur/in
Nina Wolf
Kristine Harthauer
Moderator/in
Kristine Harthauer
Kristine Harthauer, SWR Kultur Autorin und Moderatorin

Diesmal im „lesenswert Magazin“: Literarische Reisen in die USA zum Ende des Vietnamkrieges und zu indigenen Stämmen, in eine bayerische Videothek in den 90ern und mit Gesprächen zu jüdischen Erzählungen und 100 Jahre Büchergilde Gutenberg.

Videokassetten und die Dämonie des Alltags: Roman Ehrlichs „Videotime“

Die Videothek als Sehnsuchtsort und die bundesdeutsche Mutter-Vater-Kind-Vergangenheit, als albtraumhafte Fantasie: Roman Ehrlich erzählt in „Videotime von Prägungen, der Macht der Fiktion und der Konstruktion von Erinnerung. Unter der Oberfläche einer bayerischen Kleinstadt lauert das Unheimliche.

Roman Ehrlichs „Malé“ stand 2020 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Mit „Videotime“ hat der 1983 geborenen Autor nun einen brillanten Roman nachgelegt.

16 jüdische Erzählungen - Dmitrij Kapitelman im Gespräch

In der Anthologie „Wir schon wieder. 16 jüdische Erzählungen“, herausgegeben von Dana von Suffrin, schreiben prominente Autor:innen über jüdische Identität, über Traditionen, alte und neue Konflikte und das, was sie bewegt. Der Band enthält u.a. Texte von Maxim Biller, Elfriede Jelinek, Eva Menasse und Dana Vowinckel

Einer von ihnen ist Autor und Journalist Dmitrij Kapitelman. Im „lesenswert Magazin“ spricht er über seinen schonungslosen Text, der von „13 toten Nachbarinnen“ in Berlin-Mitte handelt.

Der zweite Roman von Tommy Orange

Der US-Autor Tommy Orange ist Mitglied der Cheyenne und des Arapaho Tribes und schreibt über das Leben der Native Americans. Sein Debüt „Dort, dort“ war ein Bestseller-Erfolg und 2019 für den Pulitzerpreis nominiert.

In seinem neuen Roman „Verlorene Sterne“ thematisiert er den Völkermord an den Natives und verknüpft die Schicksale zweier indigener Teenager über 150 Jahre Kolonialgeschichte hinweg. 

Joan Didions „Demokratie“ - Neuübersetzung passend zum US-Wahlkampf

Joan Didion war eine große Denkerin und Beobachterin der amerikanischen Gesellschaft. Nun erscheint ihr erstmals 1984 veröffentlichter Roman „Demokratie“ in deutscher Neuübersetzung von Antje Rávik Strubel. Strubel erzählt im „lesenswert Magazin“, warum der Roman, mit Blick auf den US-Wahlkampf, immer noch brandaktuell ist. 

Glückwunsch zu 100 Jahre Büchergilde Gutenberg

Seit 100 Jahren sorgt die Büchergilde Gutenberg für schöne Bücher. Wir gratulieren Geschäftsführer Alexander Elspas zu diesem besonderen Jubiläum und sprechen mit ihm über die bewegte Vergangenheit der Büchergilde und die Zukunft: Was ist in den nächsten hundert Jahren geplant?

 Zu privat? Katja Oskamps „Die vorletzte Frau“ 

Auch Katja Oskamp ist eine Autorin, die aus ihrem eigenen Leben und Erleben Inspiration für ihr Schreiben findet. Die 1970 in Leipzig geborene und in Berlin aufgewachsene Autorin schrieb 2019 in „Marzahn, mon amour“ von einer Schriftstellerin, die zwischenzeitlich als Fußpflegerin in Marzahn ihr Geld verdient - eine Erfahrung, die Oskamp selbst machte.

Ihr neues Buch „Die vorletzte Frau“ handelt von einer jungen Frau, die eine Beziehung mit einem älteren Schriftsteller eingeht. Eine Partnerschaft, die viele Ähnlichkeiten mit Katja Oskamps Beziehung zum Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann aufweist.

Das musikalische Comeback des Jahres

Musikalisch feiert auch das „lesenswert Magazin" das Comeback des Jahres: mit Songs der Kult-Britpopband Oasis. Außerdem mit Musik von Leonard Cohen, Aretha Franklin und Liedern aus der Playlist zu Tommy Oranges neuem Roman „Verlorene Sterne".

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SWR2 lesenswert Kritik Dmitrij Kapitelman: Eine Formalie in Kiew

Dmitrij Kapitelman erzählt humorvoll und zärtlich von seinem Versuch in seiner Heimatstadt Kiew ein Deutscher zu werden und sich dabei mit seinen Eltern auszusöhnen.

Hanser Verlag Berlin, 176 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-446-26937-8

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Berlin

Leben Eine Fußpflegerin in Marzahn - Katja Oskamp erzählt Geschichten von unten

Die Schriftstellerin Katja Oskamp beschloss 2015, eine Ausbildung zur Fußpflegerin zu machen. Nun hat sie über ihre Klienten ein Buch geschrieben. Nadja Odeh war bei der Fußpflege dabei. (SWR 2019)

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