Aussenansicht der Deutschen Akademie (Accademia Tedesca) Villa Massimo in Rom, aufgenommen 2007.

Künstlerischer Austausch

Die Villa Massimo: Ein Stück Deutschland im Herzen Roms

Stand
Autor/in
Giordana Marsilio
Giordana Marsilio

In der historischen Villa Massimo in Rom werden jedes Jahr renommierte Kreative aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Musik und Architektur mit einem Stipendium dazu eingeladen, neue Inspiration zu finden und sich international zu vernetzen.

Künstlerische Inspiration in einer Naturoase

Mitten in Rom, umgeben von alten, ehrwürdigen Gebäuden liegt in einer mit Bäumen gesäumten Straße ein Stück Deutschland. Die Villa Massimo befindet sich in einem eleganten Viertel Roms, direkt hinter einem der schönsten Parks der Stadt „Villa Torlonia“ und an der prächtigen „Via Nomentana“, wo Botschaften aus der ganzen Welt beheimatet sind. In dieser historischen Villa pulsiert die Kreativität deutscher Künstler*innen, die in einer Naturoase Inspiration finden können.

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Internationale Vernetzung

Durch das Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo können Kulturschaffende aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Musik und Architektur zehn Monate lang in Rom leben, um sich künstlerisch zu vernetzen und auszutauschen.

Dabei geht es aber nicht darum, eine „deutsche Blase“ in Rom entstehen zu lassen. Die Villa Massimo setzt vor allem auf die Vernetzung mit anderen internationalen Kulturinstitutionen und auf die Förderung des deutsch-italienischen Austauschs.

Italien als Ort der Sehnsüchte

Den Mythos Italien gibt es seit jeher in den nordeuropäischen Ländern: Künstler*innen hatten den Eindruck, hier ihre Sehnsucht nach der klassischen Antike stillen zu können.

Bereits Goethe hob seine Faszination für Italien in seiner „Italienischen Reise“ hervor. Auch die britischen Dichter John Keats und Percy Shelley, die auf dem nicht-religiösen Friedhof in Rom begraben liegen, waren begeistert von der Ewigen Stadt.

Blick über die Altstadt Rom
Spätestens seit Goethes „Italienischer Reise" ist Italian ein Ort der Sehnsüchte.

Rom war stets eine Stadt der pulsierenden Kreativität. Heute lebt dort etwa der Schauspieler Willem Dafoe seit bereits über 15 Jahren. Auch der amerikanische Schriftsteller Jonathan Safran Foer gab vor Kurzem bekannt, dass er plane, nach Rom zu ziehen. Grund dafür sei die kosmopolitische, chaotische und doch gemütliche Atmosphäre der Stadt.

Rom vermittelte „Geschmacks- und Geistesfreiheit“

Auf der eigenen Webseite beschreibt die Villa Massimo, weshalb Rom in Folge der französischen Revolution für deutsche Künstler der richtige Ort für ein Projekt gewesen sei: „Der Aufenthalt im kosmopolitischen Rom konnte eine in Deutschland selbst nicht zu findende, über alle nationale Beschränktheit hinausgehende, ‚Geschmacks- und Geistesfreiheit‘ (Nietzsche) vermitteln.“

Im Jahr 1910 kaufte der preußische Unternehmer und Mäzen Eduard Arnhold ein Teilstück der damaligen „Vigna Massimo“ mit dem Ziel, seine Landsleute in Italien unterzubringen, und ließ das Hauptgebäude und zehn moderne Ateliers errichten.

Villa Massimo mit Park, Rom
Nur bereits renommierte und etablierte Künstler*innen bekommen die Ehre, ein Stipendium von der Villa Massimo zu erhalten.

Renommierte Kunstschaffende in der Villa Massimo

Unter den ehemaligen Stipendiat*innen befinden sich renommierte Namen wie Heinrich Böll, Peter Stein, Anselm Kiefer und Eva Menasse sowie der Georg-Büchner Preisträger Oswald Egger. Auch italienische Kreative wie der Schriftsteller Alberto Moravia und der Regisseur Pupi Avati waren im Laufe der Geschichte in der Villa zur Gast.

Vorstellung Eisener Vorhang von Anselm KIEFER Wien, Wiener Staatsoper, 08. 11. 2023
1976 war der Künstler Anselm Kiefer Stipendiat der Villa Massimo.

Die Villa Massimo hat sich erweitert

Zu Beginn war der Aufenthalt nur für Architekten und Maler vorgesehen. Im Laufe des Jahrhunderts sei das Verfahren erweitert worden, so die Direktorin der Villa Massimo Julia Draganović im Gespräch mit SWR Kultur. Allerdings richte sich das Stipendium an bereits anerkannte Künstler*innen, erklärt sie. Sie müssen schon bedeutende und anerkannte Werke in die Welt gesetzt haben.

„Sommer der Künste“ in Stuttgart

Jenseits der langen Aufenthalte gibt es auch ein Kurzeitstipendium, bei dem Kreative aus allen möglichen Feldern eingeladen werden. So erhielt etwa für das Jahr 2023/2024 der Koch Daniel Gottschlich das Stipendium für seine Kochkünste.

Am Wochenende sind die letzten zwei Jahrgänge der Stipendiat*innen zu Gast in Stuttgart, wo sie im Rahmen der Veranstaltung „Sommer der Künste“ an verschiedenen Kulturorten der Stadt ihre Werke präsentieren.

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