„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“, fragte sich Hamlet, Prinz von Dänemark, in William Shakespeares Tragödie. In Mailand lautete bis vor kurzem die Frage ein wenig anders: „Benennen wir ihn nach ihm oder nicht?“.
Die Frage bezog sich auf den Flughafen Mailand-Malpensa, der zum Flughafen „Silvio Berlusconi“ umbenannt werden sollte. Und die italienische Zivilluftfahrtbehörde ENAC hat in den vergangenen Tagen ihre Entscheidung getroffen: Malpensa wird zu „Silvio Berlusconi“.
Matteo Salvini freut sich über die Umbenennung
Der Vorschlag und die anschließende Zustimmung haben für große Empörung im Land gesorgt. Der Vorschlag kommt vom italienischen Minister für nachhaltige Infrastruktur und Mobilität und stellvertretenden Ministerpräsidenten Matteo Salvini, der aus Mailand stammt und sich über die Umbenennung freut, wie er auf seinem X-Kanal mitteilte.
Doch seine Entscheidung hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Politische Gruppen der Opposition forderten eine Dringlichkeitssitzung in der Abgeordnetenkammer, um die Entscheidung zu diskutieren.
Kritik am „Flughafen Bunga-Bunga“
In den Sozialen Medien kommentieren viele Leute die Querele mit polemischen und ironischen Posts, die auf die Fragwürdigkeit der Persönlichkeit Berlusconis hinweisen.
„Flughafen Bunga-Bunga“ heißt es etwa – ein Begriff, der in Italien und im Ausland Berlusconis „sexy“ Abendessen bekannt gemacht hat. So wird beispielsweise „gescherzt“, dass ab sofort nur sexy Frauen an dem Flughafen arbeiten dürfen.
Viele Einwände gegen die Umbenennung
Andere Kritiker schlagen einen ernsteren Ton an und spielen auf die angeblichen Verwicklungen von Silvio Berlusconi mit der sizilianischen Mafia an.
Viele schreiben auf X, dass es unmöglich sein kann, die Flugstrecke „Mailand-Berlusconi – Palermo-Falcone e Borsellino“ zu fliegen. Der Flughafen in Sizilien ist den beiden Staatsanwälten Giovanni Falcone und Paolo Borsellino gewidmet, die Anfang der 1990er-Jahre von der Mafia brutal ermordet wurden.
„Malpensa gehört allen“
Bereits über 160.000 Unterschriften wurden für die Petition „Malpensa gehört allen – NEIN zum Flughafen Berlusconi“ gesammelt. Die Umbenennung war zuerst für den anderen Flughafen in Mailand, Linate, vorgesehen, der zum Landkreis Mailand gehört und somit unter der Rechtsprechung der Stadt steht.
Mailands Bürgermeister ist für Zehn-Jahres-Regel
„Ich verteidige auf jeden Fall die Zehn-Jahres-Regel“, sagte Bürgermeister Giuseppe Sala, nachdem der Mailänder Stadtrat den Antrag abgelehnt hatte, einen öffentlichen Platz nach dem ehemaligen Ministerpräsidenten zu benennen.
Laut dieser Regel müssen mindestens zehn Jahre seit dem Tod einer Person vergangen sein, damit eine öffentliche Ehrung oder Benennung nach ihr erfolgen kann. Dies soll verhindern, dass kurzfristige Emotionen oder politische Beweggründe die Entscheidung beeinflussen. Genug Zeit soll vergehen, um die historische Bedeutung und den Einfluss einer Person vollständig zu bewerten.
„Für manche Leute, und damit meine ich nicht Salvini, sondern generell, sind Regeln dazu da, umgangen zu werden. Für mich sind sie dazu da, um respektiert zu werden“: Der Bürgermeister hat in einem langen Post auf Instagram seine Position verteidigt und appelliert an Marina Berlusconi, die älteste Tochter Silvio Berlusconis, ob diese Umbenennung der richtige Weg zur Erinnerung an ihren Vater sei – eine Person, über die sich vehement streiten lässt.
Berlusconis Sohn stuft die Umbenennung als „voreilig“ ein
Auch der Sohn Pier Silvio Berlusconi hat sich im Rahmen einer Pressekonferenz zur Umbenennung des Flughafens geäußert.
„Als Kinder freuen wir uns, aber in diesem Fall war der Zeitpunkt falsch gewählt. Sie haben zu früh und zu überstürzt gehandelt“, zitiert ihn die italienische Zeitung „La Stampa“. Es sei für ihn klar gewesen, dass das eine Kontroverse auslösen würde.