Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht jährlich den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis. 2024 geht er an Schriftsteller Oswald Egger. Der Preis wird am 2. November 2024 in Darmstadt überreicht.
Wie mit Virtual Reality durch eine Landschaft bewegen
Für Paul Jandl, Literaturkritiker der Neuen Zürcher Zeitung und Jurymitglied der SWR Bestenliste, ist die Entscheidung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zeitgemäß und passend: „Oswald Eggers Wörter sind so prägnant, so poetisch aufgeladen, dass man das Gefühl hat, sich wie mit Virtual Reality durch eine Landschaft zu bewegen. Er ist ein Dichter und Schriftsteller, und er schafft es, aus Wörtern etwas zu erzeugen, dass sie wie Dinge wirken. So, als könne man sie be–greifen“.
Egger sei außerdem ein großartiger Performer, erklärt Jandl. Er trage seine Texte auswendig vor und sei zudem Zeichner und Buchgestalter. „All das ist Teil seiner Kunst“, so Jandl, „er ist ein wichtiger und ein bescheidener Autor, kein Selbstdarsteller“.
Jury lobt Egger als Schriftsteller, der Grenzen überschreitet
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichne mit Egger einen Schriftsteller aus, der die Grenzen der Literaturproduktion überschreite und erweitere, heißt es in der Begründung der Jury:
„Er arbeitet an einem Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang, als Textur, als Bild, als Performance begreift und sich in der Fortschreibung und Veränderung des Sprachgebrauchs entwickelt. Seine Prosagedichte und Textgewebe widersetzen sich der raschen Lektüre, laden zum assoziierenden Entschlüsseln von Bedeutungen ein und unterminieren spielerisch Erklärungssysteme, die wir zu kennen glauben.“
Eggers Wortkosmos, so die Jury-Begründung weiter, fuße in der Mehrsprachigkeit und den Landschaften seiner Südtiroler Herkunft: „Am Leitfaden der sinnlichen Wahrnehmung, im Gang über die Wortfelder der deutschen Sprache und ihrer Varietäten schreibt Oswald Egger die große Tradition einer Physiognomik der Naturformen fort, von den Steinen bis zu den Wolken. Die in seinem Werk enthaltene Welt entzieht sich der Verfügbarkeit, so wie seine Textlandschaften auf das Unverfügbare der Kunst verweisen.“
Über Oswald Egger
Oswald Egger, geboren 1963 in Lana, Italien, lebt auf der Raketenstation Hombroich. Seit 2011 ist er Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule Kiel.
Für sein Werk erhielt er zahlreiche bedeutende Auszeichnungen, unter anderem den Peter-Huchel-Preis 2007, den H.C. Artmann-Preis 2008, den Oskar-Pastior-Preis 2010 sowie 2010 und 2013 den Karl-Sczuka-Preis. 2012 war er Thomas-Kling-Poetikdozent in Bonn, 2014 Stipendiat der Villa Massimo.