Norwegen im Jahr 2037

Abgeschottet von Europa: Norwegisch-deutsche Thriller-Serie „The Fortress“ in der ARD Mediathek

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Karsten Umlauf
Karsten Umlauf

Man stelle sich vor: 2037 hätte sich Norwegen schon seit fast zehn Jahren hinter Stacheldraht und Mauern zurückgezogen, um autark von seinen eigenen Erzeugnissen und abgeschottet von äußeren Einflüssen zu leben. So geschieht es in der norwegisch-deutschen Thriller-Serie „The Fortress“. Allerdings läuft auch in diesem wohl behüteten angeblichen Paradies nicht alles glatt.

Norwegen schottet sich ab von Europa

Norwegen ist ein reiches Land: Rohstoffe, Klima, Knowhow, alles scheint in Fülle vorhanden. Unter der Partei „Unser Weg“ hat sich das Land nach Pandemien und schweren europäischen Krisen in den 2030er Jahren total isoliert. Und lebt gut damit.

Filmstill
Wir schreiben das Jahr 2037. Norwegen hat sich seit nun fast zehn Jahren hinter Stacheldraht und Mauern zurückgezogen. Die Ernährung der Bevölkerung ist sichergestellt. Dafür sorgt vor allem die reichhaltige Fischzucht an der Küste des Landes, um die sich Politik und Wissenschaft intensiv kümmern. Bild in Detailansicht öffnen
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Premierminister Heyerdahl (Tobias Santelmann, li) r hat mit seiner Partei das Modell entwickelt. Die Regierung ist sehr stolz auf ihr Modell und tut alles, um ihren Erfolg weiter auszubauen. Bild in Detailansicht öffnen
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Doch dann kommt es in den Fischzuchtanlagen zu einem merkwürdigen Fischsterben. Die Krankheit, die die Tiere dahinrafft, scheint sich sogar auf Menschen zu übertragen und schließlich das ganze System ins Wanken zu bringen. Bild in Detailansicht öffnen
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Die erfolgreiche Biologin Esther (Selome Emnetu, re.) ist wesentlich für die Ernährung der norwegischen Bevölkerung verantwortlich. Als sie vom Fischsterben in den Zuchtanlagen erfährt, ist sie alarmiert und versucht, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Bild in Detailansicht öffnen
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Kann das Land auf sich selbst gestellt die Krise meistern? Bild in Detailansicht öffnen
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Ministerpräsident Heyerdahl (Tobias Santelmann, r.) hat Norwegen dahin gebracht, wo es heute steht: Abgeschottet von der Außenwelt, kann sich das Land ganz auf sich selbst verlassen, Ernährung und Energieversorgung sind sichergestellt. Immer an Heyerdahls Seite ist seine Stellvertreterin Ingvild (Rebekka Nystabakk, l.). Sie weiß nicht nur über alles Bescheid, sondern entscheidet auch alles mit. Bild in Detailansicht öffnen
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Ministerpräsident Heyerdahl kann sich blind auf diese analytische, rational denkende, hochintelligente Frau verlassen – denkt er. Wie berechnend und eiskalt sie ihre Eigeninteressen durchsetzt, bekommt Heyerdahl erst mit, als es zu spät ist. Bild in Detailansicht öffnen

Schwachstelle Nahrungsmittelproduktion

Die Versorgung der Bevölkerung ist dabei quasi immer ein Politikum. Die Nahrungsmittelproduktion wird hoch technisiert überwacht. Verantwortlich dafür ist die brillante Biologin Esther Winter (Selome Emnetu).

Sie wird alarmiert als in der Lachszucht eine schwere Krankheit ausbricht. Damit droht eins der Hauptnahrungsmittel wegzufallen.

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Die erfolgreiche Biologin Esther (Selome Emnetu, re.) ist wesentlich für die Ernährung der norwegischen Bevölkerung verantwortlich. Als sie vom Fischsterben in den Zuchtanlagen erfährt, ist sie alarmiert und versucht, den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Populistische Vaterlandsbeschwörer regieren Norwegen

Auf der anderen Seite der Mauer, hinter Stacheldraht, versammeln sich Menschen aus ganz Europa in schwedischen Flüchtlingscamps. „The Fortress“, die Festung, heißt die Serie und natürlich ist damit erstmal die ummauerte Schönwetter-Demokratie Norwegen gemeint.

Es geht unter die Haut wie sich Staatschef Heyerdahl mit seiner Bewegung „Unser Weg“ zwar modern, transparent und menschenfreundlich gibt. Aber als die rätselhaften Erreger der Fischseuche auch die Bevölkerung bedrohen, wird klar, dass „die Festung“ vor allem ein ideologisch nationalistisches Bollwerk ist.

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Ministerpräsident Heyerdahl (Tobias Santelmann, r.) hat Norwegen dahin gebracht, wo es heute steht: Abgeschottet von der Außenwelt, kann sich das Land ganz auf sich selbst verlassen, Ernährung und Energieversorgung sind sichergestellt. Immer an Heyerdahls Seite ist seine Stellvertreterin Ingvild (Rebekka Nystabakk, l.). Sie weiß sie nicht nur über alles Bescheid, sondern entscheidet auch alles mit.

Norwegen über alles, und Schuld sind im Zweifel immer die anderen. So schlummert hinter dem Antlitz eines funktionierenden fürsorglichen Staates das ganze Arsenal von Fake News bis zu Stasi-ähnlicher Überwachung. Die Serie von Autor John Kåre Råke verliert gegen Ende ein bisschen an Fahrt und innerer Logik, dennoch hält sie ein hohes Spannungsniveau.

„The Fortress“ passt hervorragend in unsere Zeit

Sie wird getragen von der sehr interessanten Besetzung um Tobias Santelmann, Russel Tovey oder Eilie Harboe. Und von ihrem Thema. Denn leider muss man sagen, sie passt hervorragend in die Zeit. Ihre irritierend nachhaltige Wirkung erzielt sie dadurch, dass sie nicht vordergründig dystopisch rüberkommt.

Norwegen erscheint nicht als feindselige Diktatur, aber möglicherweise als Near Future Fantasie populistischer Vaterlandsbeschwörer. Deren Festungen in den Köpfen gilt es zu Fall zu bringen.

„The Fortress“ in der ARD Mediathek

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