Miki Walter (41), alleinerziehende Mutter, feiert ihre Sexualität, tauscht Dates wie Slips und experimentiert mit Rollenbildern. Nach einem One-Night-Stand hat sie eine Anzeige wegen Vergewaltigung am Hals. Und dann meldet sich auch noch Lady Bitch Ray von der Gästetoilette mit guten Ratschlägen. In der fantasievoll-witzigen Miniserie „Sexuell verfügbar“ glänzt Laura Tonke als Frau, die Familie, Unabhängigkeit und sexuelle Freiheit unter einen Hut bringen will.
Anzeige nach One-Night-Stand mit Umschnall-Penis
Jede Frauenbiographie der letzten 20 bis 2000 Jahre kennt das: Maßregelung, Normierung, schön brav und bescheiden sein im Dienste einer geistigen Disposition, die sich Patriarchat nennt. Miki Walter will das nicht mehr.
Deswegen macht die getrennt lebende zweifache Mutter ihr Liebesleben zum Experimentierfeld. Nach einem One-Night-Stand mit Umschnall-Penis wird sie von ihrem Sexpartner aber wegen Vergewaltigung angezeigt.
Haushälter Heini im goldenen String Tanga
Ihr Anwalt, das ist ihre Jugendliebe Ben, mit dem sich Miki tatsächlich etwas Festeres vorstellen könnte, was aber in ihrer akuten Selbstfindungsphase die Dinge nur verkompliziert.
Denn mit ihrem hedonistischen Haushälter Heini, (genial: Merlin Sandmeier) der ihr im goldenen String Tanga den Rücken frei hält, mit ihrem frisch eingezogenen Sponti-Vater und mit ihrem Arbeitgeber, der statt Werbefilmen jetzt nur noch „Diskurs-Pornos“ drehen will, wäre sie eigentlich ausgelastet. Dann will ihr Ex-Mann ihr auch noch die Kinder wegnehmen.
Was tun, wenn doofe Machos sich plötzlich als Opfern stilisieren?
Wie schafft man es, den eigenen Weg zu finden in einer bunt aufgefächerten, aber immer noch ungerechten Welt, in der sich doofe Machos plötzlich zu Opfern stilisieren und Frauen Autonomie und Selbstoptimierung zugleich predigen?
Gute Ratschläge gibt es genug, zum Beispiel von sogenannten starken Frauen, die plötzlich in Mikis Bad auftauchen und sie auch ein bisschen unter Druck setzen, darunter Lady Bitch Ray, Ines Anioli oder die frühere „Wahre-Liebe“-Moderatorin und Aufklärerin der Nation Lilo Wanders in denkwürdigen Cameo-Auftritten
Tempo, Spielfreude, schnelle Schnitte
Die fünfteilige Miniserie „Sexuell verfügbar“ begeistert mit Tempo und Spielfreude: schnelle Schnitte, Retro-Bilder, Handyvideos, Splitscreens. Es ist ein lustvoll bunter, selbstironischer, völlig überzeichneter Flug durch den zugegebenermaßen nicht ganz „normalen“ Alltag eines Frauenlebens.
Während Miki versucht, alle Regeln und Geschlechterrollen auf den Kopf zu stellen, scheitert sie doch regelmäßig an der grundsätzlichen Frage: ja oder nein?
Fantastisch: Laura Tonke als Miki
Laura Tonke ist als Miki fantastisch, unter anderem, weil sich bei ihr Härte und Hilflosigkeit in Sekundenbruchteilen ablösen. Sie verkörpert das Dilemma, dass es nicht unbedingt glücklich macht, auch mal herablassend oder übergriffig zu sein oder mit dem Umschnall-Dildo durch die Straße zu laufen. Dass die Geste aber trotzdem irgendwie Kraft gibt.
Eine versöhnliche Botschaft ist das vielleicht nicht. Aber ein nachvollziehbarer und ziemlich unterhaltsamer Blick auf den Status Quo der Geschlechterverhältnisse.
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