1994 kam es beim Formel 1-Wettbewerb von San Marino zu gleich zwei tödlichen Unfällen: Im Training starb der Österreicher Ronald Ratzenberger und beim Rennen krachte der Brasilianer Ayrton Senna in eine Wand und verstarb. Senna war dreifacher Weltmeister und ein Idol in seinem Land. Netflix erzählt jetzt seine Lebensgeschichte als Miniserie.
Ayrton Senna und sein Wirken in der Formel 1
Erster Mai 1994 – die Serie beginnt mit dem schrecklichen Crash von Ayrton Senna in Imola und sie endet auch damit. Die Ursachen dafür galten lange als ungeklärt, viel spricht dafür, dass das Auto mit den schlechten Streckenverhältnissen nicht gut genug umgehen konnte.
Dankenswerterweise spekuliert die Serie nicht allzu sehr darauf herum. Ihr geht es mehr um den Charakter von Ayrton Senna und sein Wirken im Rennsport.
Frühes Talent beim Kartfahren
Schon früh zeigt Ayrton Senna da Silva, gennant „Beco“, sein Talent beim Kartfahren. Die Familie ist wohlhabend und der Schritt, sich in einer unteren Profiklasse in England auszuprobieren, nicht allzu riskant.
Aber Senna ist es ernst. Er setzt seine junge Ehe aufs Spiel und macht mit Ehrgeiz und Entschlossenheit auch größere Rennställe auf sich aufmerksam. Dabei wird er immer wieder begleitet von der fiktiven Journalistin Laura Harrison.
Schnellster Fahrer aller Zeiten
Sennas Weg zum mehrfachen Formel 1 Weltmeister schien vorgezeichnet. Er gilt bis heute als schnellster Fahrer aller Zeiten. Die Serie zeigt ihn als familienverbunden, gläubig und als stolzen Brasilianer.
Aber im Unterschied zu ihrem Helden dauert es bei der Serie etwas, bis sie auf Touren kommt. Denn sie konzentriert sich sehr auf Sennas Erfolgsstationen, verbunden mit viel Motorengeheul, und etwas stereotyper Gaspedal- und Kurvenaction.
Die Bilder vermitteln zwar Tempo, Adrenalin, das Einswerden mit dem Moment, über das Senna geradezu poetisch sprechen konnte. Und Gabriel Leone spielt den Rennfahrer mit gewinnender Art, aber seine Figur bleibt trotzdem lange blass, ohne Brüche und Kanten.
Serie braucht etwas, bis sie Fahrt aufnimmt
Auch Sennas Beziehungen und Frauengeschichten werden en passant abgehandelt, möglicherweise eine Nebenwirkung der engen Zusammenarbeit mit der Familie. Interessanter wirken da die Konkurrenten wie Alain Prost oder der von ihm bewunderte Niki Lauda, gespielt von Johannes Heinrichs.
Erst gegen Ende gewinnt die Serie mehr Profil und widmet sich dem Kampf Sennas gegen das Establishment des Rennzirkus und dessen reines Geschäftsdenken.
Kindliche Begeisterung für einen Helden
Die eurozentristische Branche geht mit dem Emporkömmling aus Brasilien nicht immer fair um – worauf der auf der Rennstrecke auch mit harten Bandagen unterwegs ist. Mit dem Narrativ dürfte die Serie ziemlich genau Sennas eigene Haltung und die seiner Fans treffen.
Der Versuch, Sennas Aufstieg mit der Entwicklung der brasilianischen Gesellschaft und ihrem Weg in eine Demokratie parallel zu führen, bleibt zwar halbherzig. Aber die kindliche Begeisterung für einen Helden, der den Brasilianern Anfang der 1990er Hoffnung und Identifikationsfigur sein konnte, ist zu spüren.
Motorsport ist in im Seriengeschäft
Zwischen Michael Manns „Ferrari“ und einer Doku-Serie wie „Drive to survive“ passt die Serie so in eine Reihe von Huldigungen des PS-Sports. Ob die fliegenden Männer in ihren röhrenden, stinkenden Kisten irgendwie aus der Zeit gefallen scheinen, das kann man dann an anderer Stelle diskutieren.
Trailer „Senna“, ab 2911. auf Netflix
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