Familie kann herausfordernd sein, das erlebt auch die jüdische Familie Zweifler aus Frankfurt am Main. Sie steht vor einer weitreichenden Entscheidung: Familienoberhaupt Symcha Zweifler will das Delikatessen-Geschäft der Familie verkaufen. Die Wunden der Vergangenheit kommen zurück. Die Serie von David Hadda verbindet hochaktuelle Fragen mit Humor und jiddischer Kultur – das ist großes Fernsehen.
Große Entscheidungen beim Essen besprechen
Symcha Zweifler gehört ein erfolgreicher Delikatessenladen im Frankfurter Bahnhofsviertel. Aber die Nachfolge ist schwierig. Deswegen soll an einen Investor verkauft werden.
In dem kleinen Büro hinter seinem Laden versammelt der Patriarch deswegen seine Familie um sich, Enkel Samuel kommt aus Berlin, dessen Schwester Dana wird aus Israel zugeschaltet. Nach dem ersten Schock wird viel geredet und natürlich gegessen: Fisch mit Zwiebeln, Kartoffeln, dicke Würste. Dabei geht es immer wieder um das schwierige Verhältnis zu Heimat, zum Land der Täter.
Die Familientradition bedroht das Hipsterleben
In der Folge kann man beobachten wie der drohende Verkauf die Familienbande enger zusammenzurrt oder auch manche Knoten gelöst werden. Es ist nicht nur die Sorge um das Familienvermögen und die Arbeit.
Immer mehr rückt die Frage nach der jüdischen Kultur und Tradition in den Blick: was will man weitergeben? Was ist nur noch Behauptung?
Samuel verliebt sich in die Köchin Saba. Als sie nach kurzer Zeit schwanger wird, erwischt sie die neue Verwandtschaft, die hier liebevoll „Mischpoke“ genannt wird, mit Forderungen, die auch ihr Hipsterleben durcheinanderwürfeln.
Jüdischer Witz und familiärer Magnetismus
Sunnyi Melles als so besorgte wie übergriffige Mutter Mimi ist allein schon ein Ereignis, aber auch all die anderen großartigen Schauspielerinnen und Schauspieler. Sie stammen bis auf wenige Ausnahmen selbst aus jüdischen Familien wie Aaron Altaras als Samuel oder Mike Burstyn als Symcha.
Sie beseelen diese Serie mit einer ganz wunderbaren Mischung aus jüdischem Witz, Warmherzigkeit, zuweilen auch Fassungslosigkeit gegenüber dem familiären Magnetismus.
Autor David Hadda hat schon mit der Show „Freitag Nacht Jews“ ein Erfolgsformat erfunden. Seine Serie „Die Zweiflers“ hebt die Erzählung über modernes jüdisches Leben in Deutschland noch einmal auf eine andere Ebene. Unter anderem weil seine großbürgerlich angehauchte Frankfurter Delikatessendynastie, wie es sich für Familienserien gehört, noch mit einem dunklen Geheimnis klarkommen muss.
„Die Zweiflers“: hochaktuelle Themen und jiddischer Weltschmerz
Alles beim Alten, keine Veränderung – das mag für das Wurstrezept der Zweiflers noch gelten, aber der Alltag hält dem bald nicht mehr stand. Denn die Familienwerte fußen auch auf der traumatischen KZ-Erfahrung der Großeltern und dem Gefühl der moralischen Verpflichtung, das über viele Generationen reicht.
Was soll die Grundlage der eigenen Identität in der Zukunft sein? Wie reagiert man auf neuen Chauvinismus oder auf die Relativierungen in Kunst und Gesellschaft?
Wie die Serie diese hochaktuellen Fragen einbettet und sie verbindet mit der Faszination für jiddische Sprache, Musik, Weltschmerz; wie sie dazu dann immer wieder eine komische Distanz findet: respektvoll, aber ohne Samthandschuhe - das ist großes Fernsehen.
„Die Zweiflers“ in der ARD Mediathek, ab 10.5. 22:20 Uhr im Ersten
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