Martha wird Mutter. Sie will das Kind nicht und gibt es zur Adoption frei, direkt nach der Geburt. Doch dann passiert etwas Unerhörtes: Martha will das Kind zurück – und kämpft dafür. Ein intensives und gnadenloses Drama mit der außergewöhnlichen Hauptdarstellerin Lilith Stangenberg.
Martha läuft vor allem davon
Martha wird Mutter. Sie will das Kind nicht, denn der Vater ist mit einer anderen verheiratet und ihre eigene Verwandtschaft macht ihr auch nicht gerade Lust, Familienglück zu leben.
Martha lernen wir in den ersten Minuten des Films als Drifterin kennen: Eine junge Frau die immer vor irgendetwas – und sie weiß selber nicht vor was – davonläuft. Das aber entschlossen. Also gibt Martha das Kind zur Adoption frei, direkt nach der Geburt.
So weit eine schon oft gehörte Geschichte. Doch dann passiert etwas Unerhörtes: Martha will das Kind zurück. Und kämpft dafür.
Martha ist eine Hommage an Rainer Werner Fassbinder
Nicht zufällig heißt Martha wie eine der berühmtesten Frauenfiguren von Rainer Werner Fassbinder. Diese Martha ist eine junge Frau auf der Suche nach Halt und Anerkennung. Auf der Suche nach einer Form von Lebendigkeit und Reibung.
Ein sensibler Film über Mutterschaft
Sie hält die üblichen Formen von urbaner oberflächlicher Verbindlichkeit nicht gut aus. Dies ist ein sensibler Film über Mutterschaft.
Martha, eine junge Berliner Frau spürt plötzlich in sich ein sehr archaisches Gefühl: Das Mutter-sein. Es bricht sich Bahn. Martha erlebt ein Zurückgeworfenwerden auf die weibliche Biologie.
Faszinierend kaputte Figur
Die prinzipielle Frage nach Mütterlichkeit wird hier konkret. Das Publikum wird Zeuge eines steten inneren wie äußeren Taumelns der Hauptfigur. Eines Taumelns zwischen Verlust und Nähe, Verbindung und Trennung - einer inneren Achterbahnfahrt.
Dies ist aber auch der Film über eine Figur: Eine faszinierende kaputte Frau, die sich fremd in der Welt fühlt.
Sie beobachtet gern, ist aufrichtig, und kann mit ihrer direkten ehrlichen Art vielen auch auf die Nerven gehen. Sie ist verletzlich, und überspannt. Aber wo es um Intimität und körperliche Nähe geht, ist Martha in ihrem Element.
Lilith Stangenberg spielt diese Hauptfigur, die tatsächlich so haltlos ist, wie der Titel behauptet, schwebend und wild zugleich.
Filmförderung und Senderbeteiligung fehlen bei diesem Film auf wohltuende Art
Was ist das also für ein Film? Entstanden ist "Haltlos" ohne Filmförderung und ohne Senderbeteiligung, und das merkt man dem Film an – zum Nachteil für all die anderen Filme, die durch viel zu viele Beteiligte und Menschen, die mitreden wollen zwar mehr Geld zur Verfügung haben, aber ihren Charakter verlieren.
Man muss diese Produktionsweise nicht verklären, aber "Haltlos" beweist, dass es in der Kunst am Ende darum geht, seinem Instinkt zu folgen, und einfach zu machen. Schnell zu machen, mutig zu machen.
Der bereits erwähnte Fassbinder hat so ein großes Werk geschaffen. Aber auch den Independent-Regisseur Klaus Lemke muss man nennen.
Lilith Stangenberg trägt den Film
In deren Fußstapfen gehen Kida Khodr Ramadan und seine Hauptdarstellerin Lilith Stangenberg, die hier viel mehr ist, als das: Sie ist Co-Autorin, hat die Musik gemacht, vor allem trägt sie den Film. Ihre Figur Martha hat etwas Monströses. Sie ist aber auch idealisiert und ikonenhaft.
Trailer „Haltlos“, ab 24.10. im KIno
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