Demi Moore spielt die Schauspielerin Elisabeth, die nach einer Hollywood-Karriere eine Fitness-Show im Fernsehen moderiert und mit 50 durch eine Jüngere ersetzt werden soll. Rettung naht durch eine innovative Verjüngungsmethode, die titelgebende „The Substance“. Mit dieser Prämisse beginnt Coralie Fargeats Film, der nicht für schwache Nerven ist.
Mit 50 zu alt für den Job
Es ist der schlimmste Tag im Berufsleben von Elizabeth. Eigentlich könnte sie feiern, denn es ist ihr runder Geburtstag, ihr Fünfzigster. Doch die von Demi Moore gespielte ehemalige Hollywood-Schauspielerin mit einem Stern auf dem Walk of Fame, die jetzt immerhin noch der erfolgreiche Star einer Aerobic- und Körper-Ertüchtigungssendung im Fernsehen ist, wird von einem Tag auf den anderen gefeuert. Sie soll durch eine Jüngere ersetzt werden.
Die 30 Jahre jüngere Kopie übernimmt
Ganz am Anfang sieht man im allerersten Bild ein rohes Ei. Eine gummibehandschuhte Hand setzt eine Spritze an und spritzt eine undefinierte Substanz in das Eigelb. Es dauert ein paar Sekunden, dann kommt es zu einer rapiden Zellteilung und ein zweites perfektes Eigelb ploppt aus dem ersten heraus.
Genauso ist das Ergebnis, als Elizabeth in Versuchung gerät, sich die titelgebende Substanz einzuverleiben – aus ihr schält sich eine 30 Jahre jüngere Frau von großer erotischer Verführungskraft heraus, wie zu Beginn das zweite Eigelb aus dem ersten: Sue, gespielt von Margaret Qualley.
Der Horror um den Body
Und damit geht der Horror um den Body erst richtig los. Mit dieser Substanz hat es nämlich eine gewisse Bewandnis: Beide, nun parallel in abwechselndem „Wach“-„Schlaf“-Rhythmus anwesende Körper müssen sich gegenseitig ernähren, um im Gleichgewicht gehalten zu werden.
Wenn das nicht passiert, verfällt der jeweils inaktive unnatürlich schnell und unrevidierbar. Dieser körperliche Zerfall betrifft aber nur den „eigentlichen“ Körper, den „Wirtskörper".
„The Substance“ verfällt selbst dem Schönheits- und Jugendwahn
Das Ganze hat im Kino nicht zuletzt deswegen seinen Charme, weil Demi Moore die Hauptrolle spielt. Demi Moore, die tatsächlich 61 Jahre alt ist, spielt hier aber eine gerade 50-Jährige. Der Film verfällt damit selbst dem Schönheits- und Jugendwahn, den er vermeintlich moralisierend beklagt.
Denn „The Substance“ ist nicht nur ein Thesenfilm über Schönheitswahn. Er ist selbst Teils des Wahns.
„Bodyhorror" mit den Mitteln des Werbefilms in Szene gesetzt
Regisseurin Coralie Fargeat wählt ausdrücklich das Genre des „Bodyhorror“. Sie zeigt Nadeln, die Adern durchstechen, Augen mit mehreren Iris'en, Leiber, die sich in zwei Hälften teilen, Eingeweide, die sich auf den Boden ergießen, Gliedmaßen, die sich monströs verdrehen oder monströs altern, deformierte und kaputte Leiber.
Das Ganze ist aber fotografiert wie ein Werbefilm. Alles ist zu schön, zu ausgeleuchtet, zu glatt.
Von der glatten Fabel zum filmischen Alptraum
Nach etwa zwei Stunden verwandelt sich dann die glatte Fabel in einen makabren Albtraum, in dem die schlanken Frauenkörper zu Monstern eines Francis Bacon-Gemäldes mutieren. Die Frauen werden in so viel Blut gebadet, das man Gedanken an das Ende von Brian De Palmas „Carrie“ nicht vermeiden kann.
Die wahren Lebenslügen der Menschen liegen nicht im Schönheitskult, sondern im schönen Reden. Nicht in der Verehrung der Oberflächen, sondern in der Verwechslung von Oberfläche und Substanz. Dieser Verwechslung macht sich auch der Film selbst schuldig.
Trailer „The Substance“, ab 19.9. im Kino
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