John Cranko gehört zu den berühmtesten Choreografen der Welt. Ab 1960 schuf der Brite als Direktor das „Stuttgarter Ballettwunder“. In kurzer Zeit machte er aus der Provinztruppe „Stuttgarter Ballett“ eine Kompanie, die an der MET in New York gastierte. Mit nur 45 Jahren starb er. Jetzt kommt seine bewegende Geschichte mit dem Film „Cranko“ von Joachim A. Lang auf die große Kinoleinwand.
Der weltberühmte Choreograf John Cranko wird dargestellt von dem britischen Schauspieler Sam Riley. Cranko verlor 1973 bei einem Rückflug einer Amerika-Tournee das Bewusstsein und verstarb trotz Notlandung in Dublin noch im Krankenhaus. Zuvor hatte er in nur zwölf Jahren das Stuttgarter Ballettwunder geschaffen, mit einer emotionalen und neo-klassischen Tanzsprache und mit berühmten Choreografien wie „Onegin“ oder „Romeo und Julia“.
Gegen große Widerstände die Tänzerin Marcia Haydée engagiert
John Cranko entdeckte auch die junge brasilianische Tänzerin Marcia Haydée, die mit gerade 24 Jahren zum Vortanzen nach Stuttgart kam. Gegen große Widerstände setzte er sich durch, fortan war sie seine Muse.
Elisa Badenes, heute Solistin in der Stuttgarter Kompanie tanzt und spielt Marcia Haydée mit großer Hingabe. Auch die künstlerische und freundschaftliche Nähe der Tänzerin zu dem Choreografen vermittelt der Film.
Seine Kompanie war die Familie für Cranko
John Cranko, der für den Tanz lebte und in der Kompanie seine Familie sah, war trotzdem immer auf der Suche nach einem Partner. Um seine Homosexualität machte er keinen Hehl. Im Film pflegt er kurzfristige Affären, etwa mit einem LKW-Fahrer. Schließlich trifft er auf Alex, seine große Liebe. Doch diese scheitert, da sich Alex dem Willen seiner Eltern beugt, die die Beziehung nicht wollen.
Von Liebeskummer und schlechter Kritik aus der Bahn geworfen
Regisseur Joachim A. Lang stellt John Cranko als sensibles, verletzliches Genie dar, das von schlechten Kritiken oder Liebeskummer völlig aus der Bahn geworfen wird. Im Film sieht man ihn fast nie ohne Zigarette, oft betrunken und ein Schlafmittel war abends immer zur Hand, und Marcia Haydée muss ihn trösten. Eine Einladung an die Metropolitan Oper in New York wurde zu einem vollen Erfolg und machte Cranko euphorisch. Er hatte noch viele Pläne.
John Neumeier, William Forsythe und Co – kein Wort über Crankos berühmte Schüler
Dem Genie Cranko, so erzählt es der Film, ging es um Liebe und Leidenschaft. Der sensible Tanzkünstler brachte das Stuttgarter Ballett an die Weltspitze. Sein Tod war tragisch. All dies ist anhand des Films gut nachvollziehbar. Und es macht wehmütig, dass man ihn, weil zu spät geboren, nicht mehr kennenlernen konnte.
Schade ist, dass kein Wort über Crankos heute weltberühmten Schüler, wie John Neumeier, William Forsythe, Jiri Kylian oder Uwe Scholz gefallen ist. Aber das wäre vielleicht Thema eines nächsten Kinofilms über das Vermächtnis von John Cranko.
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John Cranko sei ein „brauchbarer“, aber kein überaus talentierter Balletttänzer gewesen, sagte er selbst über sich. Dafür war er ein umso größerer Choreograf, der aus dem kleinen Stuttgarter Ballett eine weltberühmte Ballettkompanie machte.