Die Zukunft der öffentlichen Bibliotheken ist keineswegs düster: Im Gespräch mit SWR Kultur sieht der Präsident des Deutschen Bibliotheksverbands, Frank Mentrup, gute Chancen, dass modern eingerichtete Bibliotheken ihren Zulauf sogar steigern können. Sein Argument: Jede Gesellschaft braucht Orte, an denen sich Menschen treffen.
Moderne Angebote steigern Nutzerzahlen
Mentrup, der auch Oberbürgermeister von Karlsruhe ist, sagt, dass Untersuchungen zur Attraktivität von Bibliotheken eindeutig Bedarf signalisieren. Voraussetzung sei, dass sich die Bibliotheken auf die wachsende Nachfrage nach E-Books und andere digitale Angebote einstellen.
„Da, wo das Angebot über die reine Leihe hinausgeht, und ein attraktiver Ort entstanden ist, steigen die Nutzerzahlen im zweistelligen Bereich“, so der SPD-Politiker. Paradebeispiel dafür sei die Stuttgarter Stadtbibliothek. „Die Menschen wollen diese Orte", glaubt Mentrup – wenn ihnen mehr als die Ausleihe oder Rückgabe von Büchern und Medien angeboten würden.
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Wer braucht schon meterlange, staubige Bücherregale, wenn es doch im Internet Informationen per Mausklick gibt? Wir alle! Denn Bibliotheken haben mittlerweile viel mehr zu bieten.
Bibliotheken ersetzen Kneipen und Tante-Emma-Läden
Immer deutlicher wird nach seiner Ansicht, dass Bibliotheken zunehmend eine wichtige Aufgabe in den Kommunen zufällt: „Es schließen immer mehr Gemeindehäuser, der Supermarkt um die Ecke hat nicht mehr den Charme des Tante-Emma-Ladens, es gibt die Eckkneipe nicht mehr - trotzdem brauchen wir Orte für alle.“
Förderung verbessert Bibliotheks-Angebot auf dem Land
In Baden-Württemberg sei es mithilfe der Kulturpolitik auch gelungen, das Bücherei-Sterben zu stoppen und gegenzusteuern. Mentrup berichtet von einem Förderaufruf für Bibliotheks -Konzepts, der mithilfe der Landesregierung im Mai gestartet wurde: „Ich bin total überrascht – wir haben bereits acht Konzeptionen unterstützen können.“
So sei es gelungen, einige „weiße Flecken“ ohne Bibliotheksangebot auf dem Land zu schließen.
Schwierigkeiten beim Personal
Probleme sieht er trotzdem: Zwar sei es gelungen, die digitale Ausstattung von Büchereien in der Corona-Zeit voranzubringen. Doch werde es zunehmend schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Auch bei der Ausbildung und der Bezahlung der Bibliothekare müssten die Kommunen nachlegen. „Das ist für viele noch nicht attraktiv genug“, so Mentrup.
Der Deutsche Bibliotheksverband, dessen Präsident Frank Mentrup seit 2018 ist, vertritt etwa 8000 Bibliotheken mit über 25 000 Beschäftigten.
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