1988 brachte Tim Burton die Geschichte eines Geisterpaares auf die Leinwand, das einen exzentrischen „Bio-Exorzisten“, gespielt von Michael Keaton engagiert, um die neuen lebenden Bewohner ihres geliebten Hauses loszuwerden. Mit „Beetlejuice Beetlejuice“ versucht die Fortsetzung noch witziger und verrückter zu sein. Mit starken visuellen Gags, großartigen Darstellern und Bezügen zur aktuellen Kommerzialisierung von Kultur und Medien ist der Film sehr unterhaltsam und erinnert stark an den alten Tim Burton.
Der Erfolg von „Beetlejuice“ hat selbst Tim Burton überrascht
Fünf Jahre nach seinem letzten Film „Dumbo“, entstanden unter der strengen Aufsicht des Disney-Konzerns, hat Regisseur Tim Burton sein kreatives Schweigen gebrochen und ist zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt. „Beetlejuice Beetlejuice“ ist die Fortsetzung eines seiner ersten und überraschendsten Erfolge.
Nicht einmal der Regisseur selbst versteht, warum der erste Film 1988 so erfolgreich war, wie er freimütig bei der Premiere von Teil zwei bei den Filmfestspielen von Venedig eingestand.
Tim Burtons Kritik am System Hollywood
Auch „Beetlejuice Beetlejuice“ ist zweifellos ein Studioprojekt, aber von Warner Bros. bekam Burton alle Mittel und Möglichkeiten. Und so erzählt er voller Lust diese Horrorkomödie.
Es gibt Rückkehrer in diesem Film: Winona Ryder und Michael Keaton. Der bio-exorzistische Dämon verkörpert für Tim Burton auch die Teufel, die dem Studiosystem innewohnen: Der Regisseur selbst spricht durch diesen Beetlejuice, zerreißt die Maulkörbe des Corporate-Culture-Kapitalismus. Der ganze Film ist von einer großen Wut durchzogen, die mit einem beißenden Humor maskiert wird.
Ein Hauch von Harry Potter in Midwest-Amerika
Und es gibt Newcomer: Netflix-Star Jenna Ortega spielt eine neue Hauptfigur, und sie tut es mit Verve, wird schnell die Identifikationsfigur des Films.
Wer den ersten Teil nicht kennt, muss sich keine Sorgen machen: Alles beginnt wie ein typischer Highschool-Coming-Of-Age-Film, ein Hauch von Harry Potter in Midwest-Amerika.
Das Warten war lang, aber hat es sich gelohnt? Unbedingt! Denn letztlich macht Tim Burton „Beetlejuice Beetlejuice“ zu einem Film über seine Zeit.
Manifest des wilden Humors
Es gibt Witze gegen modische Aktivismen ebenso wie gegen die Konzerne, die versucht haben, ihn mundtot zu machen. Es ist daher nicht nur eine schlichte Wiederauferstehung eines Künstlers, sondern ein autonomes Kunstwerk eines entschlossenen Regie-Subjekts, das sein Kino in eine Zeit außerhalb seiner eigenen führt.
Zu Recht wird „Beetlejuice Beetlejuice“ nun als Tim Burtons Rückkehr zu alter Form gefeiert. Doch wichtiger als diese Feststellung ist zu erkennen, dass dies ein Film mit einer lebendigen Aussage ist, ein Manifest des wilden Humors gegen das gesellschaftlich vorgeschriebene „gute Benehmen“, das den heutigen Großproduktionen diktiert wird.
Die wahren Dämone stecken im System
Angesichts der Dinge ist dies mehr als bloße Unterhaltung zur Herbst-Saison. Es ist ein burtonesker Exorzismus, der die Teufel der Kommerzialisierung austreibt: ausgelassen, ungeordnet und schonungslos, ohne dabei in billige Tricks oder avantgardistische Mätzchen abzurutschen.
Es ist ein Tim Burton, der als Tim Burton bestehen bleibt, selbst wenn die Kräfte um ihn herum noch so anti-burtonesk sind. Die wahren Dämonen – so erfahren wir – sind Bürokratie, Sparmaßnahmen und die Herrschaft der Controller.
Trailer „Beetlejuice Beetlejuice“, ab 12.9. im Kino
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Schräg, bunt, Morbide, voller Außenseiter und Kringelsocken. So oder so ähnlich sehen Filme von Tim Burton aus und so klingt dann auch die passende Filmmusik von Danny Elfman. Edward mit den Scherenhänden, Beetlejuice, Charlie und die Schokoladenfabrik, Corpse Bride, Batman - die beiden sind einfach ein Dreamteam. Malte fragt sich in dieser Folge, warum Danny Elfman so unverwechselbar nach Danny Elfman klingt. Und das geht am besten mit Tim Burton-Filmen.
Filme: Beetlejuice (1988), Edward mit den Scherenhänden (1999), Charlie und die Schokoladenfabrik (2005), Wednesday (2022)
Regie: Tim Burton
Musik: Danny Elfman
Host: Malte Hemmerich
Produktion: Malte Hemmerich und Jakob Baumer
Sprecherin: Henriette Schreurs
Redaktion: Chris Eckardt und Henriette Schreurs
Assistenz: Anika Kiechle
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