Volker Kutscher über den jüngsten und letzten Band seiner Krimi-Reihe um den Kommissar Gereon Rath, der in den letzten Jahren der Weimarer Republik und in der Nazi-Zeit vor 1939 Mordfälle aufklärt.
Rath bezeichnet die zehn Bände um das Leben und die Arbeit des Berliner Polizisten als Versuch, mit den Mitteln der Fiktion Zeitgeschichte abzubilden: „Es ist für mich der Versuch eines Erkenntnisgewinns durch Erzählen.“
Erzählen wie die Republik vor die Hunde ging
Die Idee hinter der 'Erfindung' von Gereon Rath vor 20 Jahren sei gewesen, historisches Geschehen vom Ende der 1920er Jahre bis zur Pogromnacht 1938 aus der Froschperspektive der Miterlebenden zu schildern, sagt Kutscher: „Mein Projekt war ganz einfach zu erzählen, wie die erste deutsche Republik vor die Hunde ging. Ich wollte zum Wachsein aufrufen.“
Der neue zehnte Band, der nur „Rath“ heißt, gelange an die Grenze dieses Zeitraums. Deshalb sei jetzt Schluss. „Die Pogromnacht ist für mich der Point of no return“, so Kutscher.
Was danach geschah – das Verbrechen des Holocausts – habe er nicht zum Gegenstand eines Kriminalromans machen wollen: „Das ist mir zu unsäglich.“
Nur noch Kurzgeschichten
Auch wenn aktuell eine fünfte Staffel der ARD-Krimi-Reihe „Babylon Berlin“ geplant wird, die ebenfalls auf Kutschers Büchern beruht, beteuert der Autor: Die „Rath-Welt“ sieht ihrem Ende entgegen.
„Noch nicht ganz“, räumt Kutscher im Gespräch aber auch ein. In Arbeit sei noch der dritte Band einer Graphic-Novel-Adaption, die er mit einer Berliner Grafikerin angefangen habe – Arbeitstitel: „Westend“.
Als Erscheinungsdatum nennt Kutscher 2025 und gibt preis, dass er noch eine Reihe von Kurzgeschichten fertig habe. „Da würde ich gerne einen Sammelband herausbringen.“
Einen richtigen Roman werde er Kommissar Rath aber nicht mehr gönnen: „Von den dicken Brocken – da kriegt er keinen mehr.“
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Seine Bücher sind die Grundlage für die ARD-Serie „Babylon Berlin“: Im zehnteiligen Podcast „Babylon zerfällt“ widmet sich Volker Kutscher nun der Zeit zwischen 1929 bis 1938.