Nicht jeder wird im Jahr zwei nach #MeToo über jeden Witz im neuen Woody-Allen-Film lachen können. Aber das war auch früher, als man Woody-Allen-Filme noch ganz unschuldig ansah, nicht anders, meint SWR Filmkritiker Rüdiger Suchsland.
Irrungen und Wirrungen der Liebe
New York City und das Wetter sind nicht die einzigen Figuren in Woody Allens neuestem Film, in dessen Zentrum die Irrungen und Wirrungen eines jungen Liebespaares stehen. Sie heißen Gatsby und Ashleigh. Gatby kommt aus einer reichen Familie und hat keine besonderen Ziele in seinem Leben.
Elle Fanning als ehrgeizige Möchtegern-Reporterin
Ashleigh, gespielt von Elle Fanning, ist eine ebenso ehrgeizige wie idealistische Möchtegern-Reporterin, die für ihre College-Zeitung schreibt. Sie glaubt, die Chance ihres Lebens sei gekommen, als sie die Möglichkeit erhält, den bekannten Autoren-Filmemacher Roland Pollard zu interviewen, gespielt von Liev Schreiber.
Junges Mädchen trifft alternden Regisseur in Zeiten von #MeToo
Ein naives junges Mädchen, ein alternder berühmter Regisseur – diese Kombination ist zur Zeit, im Jahr zwei nach "#MeToo", nicht die gleiche, wie zuvor. Man sieht sie mit anderen Augen an.
Woody Allen unter Verdacht
Dabei muss man noch nicht einmal wissen, dass sich der Filmemacher Woody Allen, ohne Frage einer der wichtigsten Komödienregisseure Amerikas, mit bisher ebenso unbewiesenen wie ungeklärten Vorwürfen bezüglich seines Sexuallebens auseinander setzen muss.
Woody-Allen-Filme sind bevölkert von Alter Egos des Regisseurs
Allen ist ein außergewöhnlicher Regisseur. Unter den rund 50 Filmen, die er in den vergangenen über 50 Jahren gedreht hat, sind einige Meisterwerke, viele preisgekrönt. Immer wieder sind seine Filme mit Alter Egos des Regisseurs bevölkert.
Film als persönliche Rache Woody Allens?
Dies ist eine Komödie über die Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau – das werden nicht alle witzig finden. In den USA haben erste Rezensenten in diesem Film auch eine persönliche Form der Rache des Filmemachers an seinen Kritikern gesehen.
Scharfer Kommentar zum Zeitgeist
Ob das stimmt oder nicht – ein scharfer Kommentar zum Zeitgeist, zum grassierenden Puritanismus in den westlichen Gesellschaften ist dieser Film in jedem Fall.
Zugleich ist „A Rainy Day in New York“ – auch zum Teil wegen der gegenwärtigen Debatten um Anstand, Moral und Politik unserer Geschlechterbeziehungen – ein oft sehr witziger Film.
Woody Allen in Bestform
Nicht jeder wird über jeden Witz hier lachen können. Aber das war auch früher, als man Woody-Allen-Filme noch ganz unschuldig ansah, nicht anders. Woody Allen ist und bleibt einer der besten Humoristen des Gegenwartskinos.