Es war einer der größten Skandale der Popgeschichte: Im Jahr 1990 war das deutsche Duo Milli Vanilli einer der erfolgreichsten Pop-Acts der Welt. Doch dann kam heraus, dass die beiden Sänger von Milli Vanilli gar nicht singen können, sondern nur die Lippen bewegen und tanzen. Produzent war Frank Farian. Nun kommt ein Film über die Geschichte ins Kino, benannt nach dem größten Hit: „Girl, you know it‘s true“.
Authentizität hatte in den USA hohen Stellenwert
So ein Skandal wie dieser um Milli Vanilli in den 90er-Jahren sei heute nicht mehr vorstellbar, sagt der Journalist und Pop-Kritiker Jens Balzer in SWR2: „Mittlerweile ist es völlig selbstverständlich, zum Beispiel bei großen Stadiontourneen von Madonna oder Rihanna oder Beyoncé, dass alles Playback gespielt wird, ohne sich zu genieren.“
Die Musik von Milli Vanilli lief in den USA zuerst auf den Black Music Stationen, erzählt Balzer. In der Blues- und Soul-Tradition zählte Authentizität viel mehr als im weißen Pop der 80er-Jahre, es wurde viel mehr Wert auf Talent und Virtuosität gelegt.
„Girl, you know it‘s true“ – Zur Filmkritik
Glam-Rock der 70er war der erste große Angriff auf Authentizität
Als David Bowie begann, sich als Kunstfigur darzustellen, beeinflusste dies die Discokultur und die queere Szene. „Man wollte etwas anderes sein, als die Person, als die man geboren worden war“, so Balzer. Das Nicht-Authentische wurde zum Emanzipationsmodell.
Auch heutige Stars wie Taylor Swift inszenierten sich erfolgreich, indem sie Authentizität simulierten, sagt Balzer – eine wichtige Art der Selbstvermarktung.
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