Russell Crowe als Gladiator
„Mein Name ist Gladiator“, antwortet Maximus Decimus Meridius herausfordernd, als Imperator Commodus (Joaquin Phoenix) ihn nach seinem Namen fragt. Russell Crowe spielte 2000 in Ridley Scotts „Gladiator“ die Hauptfigur – eine Rolle, mit der er bis heute in Verbindung gebracht wird und die ihm 2001 den Oscar als bester Hauptdarsteller bescherte.
Auch er selbst denkt gerne an diese Rolle zurück. 2023 postete auf nach einem Rom-Besuch auf seinem X-Kanal ein Selfie mit seiner Familie vor dem Kolosseum und scherzte: „Ich zeige meinen Kindern meinen alten Arbeitsplatz.“ Seinerzeit spielte der Film etwa 460 Millionen Dollar weltweit ein und räumte zahlreiche Preise ab, darunter den Oscar für den besten Film.
24 Jahre später geht die „Gladiator“-Saga weiter
„Gladiator“ genießt heute als Monumentalfilm Kultfaktor. Die Idee einer Fortsetzung stand immer wieder im Raum, mehrere Anläufe scheiterten. Jetzt, 24 Jahre später, läuft „Gladiator II“ von Ridley Scott in den deutschen Kinos an, diesmal mit Paul Mescal und Pedro Pascal in den Rollen von Gladiator und Kaiser.
Nicht nur die Gladiatorenkämpfe locken ein großes Publikum vor die Leinwand. Alles, was die Antike betrifft, liefert reichhaltigen Stoff für die Unterhaltungsindustrie: epische Heldengeschichten, spannende Abenteuer, großes Drama und leidenschaftliche Romanzen.
Die Faszination für diese längst vergangene Epoche liegt in ihrer Mischung aus historischen Ereignissen und zeitlosen menschlichen Emotionen, die das Publikum immer wieder in ihren Bann zu ziehen vermag.
Filmkritikerin Anna Wollner über „Gladiator II“
Einseitiges Bild des antiken Rom
Dabei ist die Darstellung dieser Epoche in den Filmen meist stark verkürzt, meint Lothar Willms, Privatdozent für Antike Philologie an der Universität Heidelberg. „Das Bild des alten Rom ist somit ziemlich einseitig“, erklärt Willms. Man habe oft nur den Luxus der Spätzeit im Blick, gerne werde eine spätrömische Dekadenz in Filmen bildreich inszeniert.
Unzählige Filme, die in der Antike spielen, haben die Filmgeschichte geprägt. 1925 wurde die Geschichte des Wagenlenkers Ben Hur, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Lewis Wallace, bereits zum zweiten Mal verfilmt. Dieser Film galt als die teuerste und aufwendigste Produktion der Stummfilmzeit. Heute noch bekannter ist die Version von 1959, die mit elf Oscars ausgezeichnet wurde. Eine weitere Adaption folgte 2016.
An „Ben Hur“ lässt sich das anhaltende Interesse an den alten Geschichten der Antike ablesen, die immer wieder im Sinne des Zeitgeists neu interpretiert werden. Sie bieten immer wieder auch ein beträchtliches Verdienstpotenzial für die Filmindustrie.
Sich für die alte Geschichte begeistern
Diese Filme können, auch wenn sie nicht immer geschichtstreu sind, Begeisterung für die Welten der Antike wecken und vielleicht Anstoß geben, sich intensiver mit diesem Teil der Geschichte auseinanderzusetzen, meint Willms: „Ein Film ist schon ein leichterer Zugang, um den Leuten die Antike erstmals näherzubringen.“
Er erinnert sich dabei selbst daran, wie er durch die Asterix-Comics einen Zugang zur lateinischen Sprache gefunden hat. Die Geschichte der alten Römer und Griechen sei der Ursprung der westlichen Zivilisation: „Es ist unser Erbe“, so der Altphilologe, „wir können uns nur verstehen, wenn wir unsere Geschichte kennen und wenn wir wissen, woher wir kommen.“ Das könnte ein weiterer Grund für das immer wiederkehrende Interesse an solchen Filmen sein.
Ein Film über die römische Unterschicht
Gut werde die römische Antike im Film „Der Adler der neunten Legion“ aus dem Jahr 2011 abgebildet, urteilt Willms: Der Film komme ohne Heroisierung aus und biete eine gelungene Verhandlung einer komplexeren Geschichte über die unteren Schichten der römischen Gesellschaft.
Lange Zeit sei die Geschichte der Römer vor allem als die Geschichte der vornehmen Patrizierfamilien der Oberschicht, ihres Expansionsdranges, ihres Ehrgeizes und ihrer politischen wie militärischen Ambitionen gewesen, erklärt Willms. „Hier hingegen wird eher eine Sozialgeschichte gezeigt und wie das Leben auf der unteren Ebene funktionierte.“
„Cleopatra“: Einer der teuersten Filme aller Zeiten
„Quo Vadis?“ (1951) mit Robert Taylor und Peter Ustinov, „Cleopatra“ (1963) mit Elizabeth Taylor oder „Spartacus“ (1960) von Stanley Kubrick mit Kirk Douglas in der Hauptrolle sind große Klassiker der Filmgeschichte.
Auch in den letzten zwanzig Jahren gab es zahlreiche bedeutende Produktionen im Monumentalfilm-Genre, darunter die Comicverfilmung „300“ (2007), „Troja“ (2004) von Wolfgang Petersen oder „Alexander“ (2004) von Regisseur Oliver Stone – um nur einige Beispiele zu nennen.
„Wir spiegeln uns selbst darin“
Der Grund, weshalb solche Filme so gut funktionieren und wir sie immer wieder anschauen, ist für Willms eindeutig: „Wir spiegeln uns selbst darin. Wir suchen Antworten auf unsere Identität und die Herausforderungen unserer Zeit.“ In unsicheren Zeiten vermitteln diese heldenhaften Geschichten aus einer glorifizierten Epoche ein Gefühl von Sicherheit. „Wir sind fasziniert von dieser großartigen Zivilisation.“