1979 kam der erste „Alien“-Film ins Kino und versetzte eine ganze Generation von Science-Fiction-Horrorfans in Angst und Schrecken. Inzwischen sind das rätselhafte Monster und Astronautin Ellen Ripley längst Klassiker des Genres. In Teil sieben spielt nun „Priscilla“-Star Cailee Spaeny die mutige Monsterjägerin Rain. Allein schon ihr starker Auftritt lohnt den Besuch des Films.
„Alien“ wird nie sterben und kommt immer zurück
Mit absoluter Stille geht alles los: sehr böse und sehr gnadenlos. Horror Vacui. Dunkel und kalt ist es die ersten Sekunden, dann rattern die Bildschirme der Computer los. Das signalisiert die Geburt neuer Ungeheuer.
„Alien“ – da weiß man seit dem ersten Film dieser unnachahmlichen Filmreihe, was einem bevorsteht, was nie sterben wird, sondern ewig wiederkehrt in immer neuen Variationen.
Ein Monster, wie es die Kinogeschichte noch nie gesehen hat
Ein Monster, so fies, so böse, so ungreifbar, wie es die Kinogeschichte noch nie gesehen hatte.
Schon äußerlich ist dieses „Alien“ der Ausdruck all der Schreckensvorstellungen der Menschen, der irrationalen Urängste, die unser eigenes Unterbewusstes erzeugen kann: Eine Mischung aus Krake und Spinne und Schlange, rasend schnell wie eine Ratte, ausgestattet mit den scharfen Zähnen eines Piranhas, glitschig und sabbernd.
Cailee Spaeny ist die Monsterjägerin Rain
Wir wissen, dass der Film diesem Monster nette unbedarfte Menschen im halben Dutzend zum Fraß vorwerfen wird. Und es wird eine Heldin kommen, die sich ihm entgegenstellt und zumindest für diesen Film das apokalyptische Ende aufhält.
Diese Heldin lernen wir auch in den ersten Minuten des Films kennen. Sie heißt Rain und wird von Cailee Spaeny gespielt, dem neuen großen Star des englischsprachigen Kinos.
Letztes Jahr machte Sofia Coppola sie in „Priscilla“ aus dem Nichts zum Star, danach spielte sie die Hauptrolle in „Civil War“ an der Seite von Kirsten Dunst und auch in diesem Fall lohnt allein schon ihr starker Auftritt den Besuch des Films.
„Alien: Romulus“ erfüllt alle Erwartungen
Dafür dass wir alle wissen, was in diesem Film früher oder später passieren wird, dass uns das Auftauchen und Zuschlagen der Monster zwar für Sekundenbruchteile schockieren wird, dafür macht dieser Film, bei dem Fede Álvarez Regie führte, seine Sache erstaunlich gut.
Álvarez ist ein Uruguayaner in Hollywood, der sich durch smarte B-Movies empfohlen, aber die Filmgeschichte bisher nicht neu erfunden hat. Das tut er auch in diesem Fall nicht. Es wäre wohl auch etwas zu viel verlangt, denn schließlich erwartet man, von einem „Alien“-Film, dass genau das passiert, was der Titel auf dem Kinoplakat schon suggeriert.
Trotzdem versucht der Film, die Handlung auf kluge Weise etwas aufzupeppen: Wir lernen eine Handvoll Menschen kennen, alle sind ziemlich jung und divers und stehen auch sonst für die „Generation Z“.
Das zweite Monster in den „Alien“ Filmen heißt Kapitalismus
Zwanzigjährige ohne klare Zukunftsperspektive fristen ausgebeutet als Arbeitssklaven auf einer gottverlassenen Minenkolonie, 65 Lichtjahre von der Erde entfernt ihr Dasein. Proletarier-Kinder, die nicht so werden wollen, wie ihre Eltern, und darum ein herrenlos durch den Weltraum trudelndes Raumschiff als ihre Chance sehen, um der Ausbeutung zu entkommen.
Mit dieser Ausgangsgeschichte erinnert Alvarez, der auch das Drehbuch schrieb, daran, dass das zweite Monster der „Alien“-Geschichten immer Kapitalismus und Ausbeutung gewesen sind. Die Filme erzählen auch von der Macht überstaatlicher Unternehmen, die nicht weniger triebhaft zum Monster werden wie das Alien-Viech.
„Alien: Romulus“ bedient geschickt alle Erwartungen
Der letzte wichtige Erzählstrang des Films dreht sich um Andy, einen Roboter, der den Menschen zum Verwechseln ähnlich sieht und sich von diesen vor allem dadurch unterscheidet, dass er viel empathischer und selbstloser ist. Da wird „Alien Romulus“ auch zur Geschichte über das Verhältnis vom Mensch und KI, und über die Evolution.
So ist dieser „Reboot“ der „Alien“-Reihe mit einer neuen, jüngeren Heldin eine würdige Fortsetzung der früheren Filme, an die er zum Teil direkt anknüpft, ohne dass man sie kennen müsste. Ein Film der sich wieder auf sehr kluge Weise zwischen „hoher“ und „niedriger“ Kultur bewegt, mit Ideen spielt, theoretische wie politische Debatten inspiriert und dabei viel Spaß macht. Ein Film für die Fans der frühen Filme wie für eine neue Kinogeneration.
Trailer „Alien: Romulus“, ab 15.8. im Kino
Mehr Kinofilme
Von und mit Viggo Mortensen Prächtige Bilder, starke Figuren: „The Dead Don't Hurt“ ist ein melancholischer Western
Holger (Viggo Mortensen) und Vivienne (Vicky Krieps) bauen sich im kargen Nevada ein gemeinsames Leben auf. Doch als der Bürgerkrieg ausbricht, lässt Holger seine Frau in der harten Umgebung allein.
Mehr Filmthemen
125 Jahre Alfred Hitchcock „Cocktail für eine Leiche“ – Hitchcocks Film über schwule Mörder und Nazi-Ideologien
Als Meister der Spannung schrieb Hitchcock Kinogeschichte. Besonders subversiv: sein Film „Cocktail für eine Leiche“ über zwei schwule Mörder und das Ideal des perfekten Mordes.