Eine wahre Geschichte aus dem Sommer 1990: Millionen DDR-Mark wanderten zur Währungsunion in unterirdische Gewölbe nahe Halberstadt. Heute weiß man nur, dass aus diesem Stollen Geld entwendet wurde, aber nicht, wieviel. Neben Sandra Hüller spielen Max Riemelt und Olli Dittrich in einem tollen Ensemble. Eine Nachwende-Komödie ganz ohne Ostalgie.
Schwer zu glauben: Millionen-Raub in Halberstadt
Sommer 1990: Zum 1. Juli wird die D-Mark auch in der noch existierenden DDR zum offiziellen Zahlungsmittel erklärt. Es ist eine Chance auf Gewinnmitnahme für clevere Jungkapitalisten. Dieser Film erzählt vom Kapitalismus „learning by doing“ – eine alltägliche Erfahrung für die Millionen DDR-Bürger, die 1989/90 über Nacht vom Sozialismus in den real existierenden Kapitalismus geworfen wurden.
Wende-Komödie ohne Ostalgie und Besserwessitum
Es gelingt Regisseurin Natja Brunckhorst, selbst ohne DDR-Hintergrund, hervorragend, die tatsächlichen Ereignisse zu überspitzen und daraus eine richtig gute Wendezeit-Komödie zu machen: ohne Anbiederung und Besserwessitum, voller Respekt für die Menschen und ihre Erfahrungen, aber fast völlig ohne schmierige Ostalgie. Denn die Zeit zwischen Währungsunion und Vereinigung und der ganze Sommer 1990 waren nicht nur politisch höchst spannend, sie hatte auch einige geradezu bizarre und surreale Seiten.
400 Tonnen plötzlich wertloses Papier
Eine der absurdesten Geschichten erzählt dieser Film, der auf tatsächlichen Vorkommnissen beruht. Was passierte eigentlich mit dem ganzen Ostgeld, als es plötzlich wertlos wurde?
In einem sogenannten Komplexlager, einem unterirdischen Gewölbe nahe Halberstadt wurde gleich nach der Währungsunion das plötzlich wertlose Papiergeld der DDR eingelagert: 400 Tonnen. Dieses Geld entdeckt eine Handvoll Glücksritter im Sommer 1990. Ist das noch was wert? Kann man doch noch tauschen? Maren und ihre Freunde finden tatsächlich ein paar Lücken.
Regisseurin Natja Brunckhorst im Gespräch mit SWR Kultur
Sandra Hüller und das ganze Ensemble glänzen
Sandra Hüller spielt in ihrer ganz unnachahmlichen Weise die weibliche Hauptrolle, neben ihr ein tolles Ensemble aus Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Peter Kurth, Martin Brambach, Ursula Werner und Olli Dittrich. Ein Traum. Ein ganz persönlicher kurzer Sommer der Anarchie, berauscht von dieser merkwürdigen neuen Freiheit, in der man sich nicht nur endlich von Herzen lustig machen darf, sondern auch neu denken lernt.
Es ist eine Komödie in den letzten Tagen der DDR, in der die ehemals Mächtigen plötzlich machtlos sind, die Fantasie sehr frei. Und Geld, das wusste schon der große Schriftsteller Dostojewski, der im Abspann zitiert wird, ist „gedruckte Freiheit.“
Trailer „Zwei zu eins“, ab 25.7. im Kino
Mehr über Sandra Hüller
Ausgezeichnet mit zwei Oscars Familienidylle am Abgrund der Hölle: Jonathan Glazers Meisterwerk „The Zone of Interest“ mit Sandra Hüller
Das Privatleben von Hedwig Höß und ihrem Mann Rudolf Höß, Kommandant von Auschwitz: Eine schizophrene Familienidylle, nur durch eine Betonmauer getrennt vom Vernichtungslager.